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Pilotenstreik hält Lufthansa am Boden

2. April 2014

Die 5400 Piloten der Lufthansa haben um Punkt 0 Uhr ihren dreitägigen Arbeitskampf gestartet. 3800 Flüge wurden bereits abgesagt. 425.000 Passagiere werden allenfalls vor Ärger in die Luft gehen.

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Lufthansa-Maschinen am Boden des Frankfurter Flughafens (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Pilotenstreik legt Lufthansa lahm

Ohne Pilot kann kein Jet abheben, also muss die Lufthansa, ein Konzern mit mehr als 100.000 Mitarbeitern, für drei Tage den Flugbetrieb praktisch komplett einstellen. Es ist der bislang größte Streik in der Geschichte von Europas größtem Luftverkehrskonzern. Betroffen ist neben der Muttergesellschaft Lufthansa auch die Konzerntochter Germanwings. Hier wurden für die kommenden Tage von rund 1300 geplanten Flügen fast 700 storniert.

Die Passagiere buchten bis zuletzt massenhaft ihre Verbindungen um. Die Lufthansa bot Umbuchungen auf andere Termine, die Bahn und andere Fluggesellschaften an. Die nicht bestreikten Konzerntöchter Swiss und Austrian sollten für den Flugverkehr ein wenig Entlastung bringen, indem sie auf den von ihnen bedienten Hauptstrecken etwa von Wien und Zürich nach Frankfurt größere Flugzeuge einsetzen. Auch Konkurrent Air Berlin sowie ausländische Gesellschaften wie die Air France wollten in der Streikzeit größere Jets einsetzen.

Die Bahn hält nach eigenen Angaben Reservezüge samt Personal an wichtigen Bahnhöfen bereit. Je nach Wochentag stünden dafür ein bis zwei Dutzend IC- und ICE-Züge zur Verfügung, sagte ein Sprecher in Berlin.

Kein Chaos an den Flughäfen

Lufthansa hatte eine Liste der rund 3800 bereits gestrichenen Flüge ins Netz gestellt und nach eigenen Angaben zudem rund 150.000 personalisierte SMS und E-Mails an registrierte Kunden verschickt. Am Frankfurter Flughafen ist der Streik ruhig angelaufen. Nach Auskunft eines Sprechers des Betreibers Fraport gab es "keine besonderen Vorkommnisse" in den Terminals. Die Fluglinie habe gute Vorbereitungen getroffen. Am Flughafen standen Verpflegungsstationen bereit, im Transitbereich hatte Fraport zudem 450 Feldbetten für gestrandete Fluggäste aufgestellt. Den Münchner Flughafen, neben Frankfurt das zweite wichtige Lufthansa-Drehkreuz, traf die Arbeitsniederlegung mit voller Härte. Nur einzelne Maschinen der Airline hoben ab, die meisten Flüge von und nach München fielen aus. Statt Chaos herrschte jedoch Ruhe: "Es läuft alles sehr geordnet", sagte ein Lufthansa-Sprecher.

Kräftemessen: 5400 Piloten gegen den Weltkonzern

In dem Tarifkonflikt kämpfen die Piloten und Co-Piloten für höhere Löhne und gegen Einschnitte bei der sogenannten Übergangsversorgung, einer Art Frührente. Bislang können Piloten bereits mit 55 Jahren aufhören zu fliegen, die Lufthansa bezahlt dann bis zum Renteneintritt die Übergangsversorgung von bis zu 60 Prozent des Brutto-Verdienstes. Die Lufthansa hat diese Vereinbarung einseitig gekündigt. Die Fluggesellschaft will das mögliche Austrittsalter auf lange Sicht auf 60 Jahre anheben. Das lehnt die Piloten-Gewerkschaft, die Vereinigung Cockpit, ab.

Zudem fordert die Gewerkschaft eine deutliche Lohnerhöhung: zehn Prozent mehr über zwei Jahre. Die Lufthansa bietet hingegen über gut dreieinhalb Jahre eine Erhöhung der Vergütung um 5,2 Prozent und eine Einmalzahlung an.

Ohnehin gehören die Piloten zur Gruppe der gut bis sehr gut bezahlten Angestellten in Deutschland. Bei rund 60.000 Euro liegt das Einstiegsgehalt für junge Piloten, mehr als 200.000 Euro pro Jahr können es werden, wenn ein Pilot lange dabei ist.

Schaden in zweistelliger Millionenhöhe

Die Lufthansa bezifferte die vom Streik ausgelösten Verluste auf einen hohen zweistelligen Millionenbetrag. Luftfahrt-Analyst Michael Kuhn von der Deutschen Bank rechnet damit, dass der dreitägige Vollstreik die Lufthansa insgesamt 70 bis 80 Millionen Euro kosten wird. Dies entspreche rund fünf Prozent des für 2014 geplanten operativen Gewinns.

qu/kle (dpa, afp)