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Pjöngjang will Atomanlage reaktivieren

1. April 2013

Fast täglich kommen neue militärische Drohungen aus Pjöngjang. Zudem wurde nun die Wiederinbetriebnahme einer Atomanlage angekündigt. Die USA sehen aber bisher keine Anzeichen dafür, dass der Kriegsrhetorik Taten folgen.

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Machthaber Kim Jong-Un (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

Es gebe keine Anzeichen dafür, dass Nordkorea seine militärischen Drohungen gegen Südkorea und die USA tatsächlich in die Tat umsetzen wolle, sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Jay Carney, in Washington. "Trotz der scharfen Rhetorik, die wir von Pjöngjang hören, sehen wir bei der Aufstellung des nordkoreanischen Militärs keine Veränderungen wie etwa umfangreiche Mobilisierungen und Positionierungen von Truppen." Der Sprecher von US-Präsident Barack Obama betonte, die Drohungen aus Nordkorea folgten einem bekannten Muster. Dennoch nehme man sie sehr ernst.

Dass die USA das Säbelrasseln der kommunistischen Führung in Pjöngjang ernst nehmen, zeigt die militärische Reaktion. Die weltweit größte Militärmacht verlegte als Verbündeter Südkoreas zwei hochmoderne F-22-Tarnkappenbomber und den mit Raketen und Überwachungsradar bestückten Zerstörer "USS Fitzgerald" in die Konfliktregion.

Atomwaffen als Grundlage für Wohlstand

Die Regierung in Pjöngjang hat inzwischen die Wiederinbetriebnahme seines Atomreaktors in Yongbyon angekündigt. Dieser Schritt sei Teil einer Politik der "qualitativen und quantitativen Stärkung der atomaren Streitkraft", meldeten die Staatsmedien am Dienstag. Außerdem diene das Wiederanfahren der Anlage dazu, die "akute" Energielücke mit ihren Stromausfällen zu schließen.

Der knapp hundert Kilometer nördlich der Hauptstadt Pjöngjang gelegene Reaktor war im Sommer 2007 nach Verhandlungen der Sechser-Gruppe (Nord- und Südkorea, China, Japan, Russland und die USA) abgeschaltet worden. In Yongbyon wurde Plutonium produziert, das Nordkorea für seinen ersten Atomwaffentest im Oktober 2006 nutzte.

Nordkorea will wieder Plutonium produzieren

Peking erklärte, man habe die Ankündigung der Wiederinbetriebnahme des Reaktors "mit Bedauern" zur Kenntnis genommen. Man rufe alle beteiligten Seiten auf, "Ruhe zu bewahren und Zurückhaltung zu üben", so ein Sprecher des Außenministeriums. China trete weiterhin für eine atomwaffenfreie koreanische Halbinsel sowie für Frieden und Stabilität in der Region ein.

Unterdessen bezeichnete der junge nordkoreanische Machthaber Kim Jong Un (Artikelbild) Atomwaffen als Garant für die Souveränität des Landes. Sie dienten der Abschreckung und seien Grundlage für Wohlstand, sagte Kim danach in einer Rede vor dem Zentralkomitee der Arbeiterpartei in Pjöngjang. In der modernen Geschichte sei kein Land angegriffen worden, das über Atomwaffen verfüge.

Südkorea droht mit massivem Gegenschlag

Die Spannungen auf der koreanischen Halbinsel haben sich seit dem dritten nordkoreanischen Atomwaffentest im Februar deutlich verschärft. Machthaber Kim Jong Un hatte in den vergangenen Tagen immer neue Drohungen gegen den verfeindeten Süden und die USA ausgesprochen. Formell rief er den Kriegszustand mit Südkorea aus, versetzte die Streitkräfte in höchste Alarmbereitschaft, kappte die letzte verbliebene direkte Telefonverbindung zwischen den Militärspitzen und drohte kurzzeitig damit, den gemeinsam mit Südkorea betriebenen Industriekomplex Kaesong zu schließen. Zudem erklärte das Regime, Nordkoreas Atomwaffen seien nicht verhandelbar. Vor drei Wochen drohte das kommunistische Land den USA mit einem atomaren Erstschlag.

Nach den Drohungen aus dem Norden wurde auch der Ton aus Südkorea schärfer. Präsidentin Park Geun Hye warnte den Norden am Montag in deutlicher Form vor möglichen Angriffen. Sie wies die Streitkräfte an, auf militärische Provokationen des Nachbarlandes "ohne Rücksicht auf jede politische Abwägung" prompt und strikt zu reagieren.

Hilfe aus dem Iran?

Die "Washington Post" berichtet unter Berufung auf namentlich nicht genannte Quellen, US-Experten befürchteten, Pjöngjang könnte bei seinem jüngsten Nuklearversuch im Februar eine Atombombe mit hoch-angereichertem Uran gezündet haben. Dies würde bedeuten, dass das Regime zur Urananreicherung fähig ist. Es könne außerdem auf eine Zusammenarbeit mit dem Iran hindeuten, berichtete das Blatt. Allerdings handele es sich lediglich um Mutmaßungen von Experten, eindeutige Hinweise gebe es nicht.

Schattenboxen oder reale Gefahr?

Politikexperten in der Region halten einen einseitigen Angriff Nordkoreas für unwahrscheinlich. Dem Regime geht es nach ihrer Ansicht vielmehr darum, seine Verhandlungsposition gegenüber dem Süden zu verbessern, in der Hoffnung auf weitere, dringend benötigte Hilfslieferungen.

Das Leiden der überwiegend armen Bevölkerung hat dramatische Ausmaße angenommen: Jedes vierte Kind ist laut einer neuen Studie der Vereinten Nationen chronisch unterernährt. Zwei Drittel der 24 Millionen Bürger leiden unter den Versorgungsengpässen in dem seit Jahrzehnten abgeschotteten Land.

qu/re/kis (rtr, afp, dpa, AP)