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Politik

Anschlag in Istanbul: PKK weist Verantwortung zurück

14. November 2022

Die Türkei macht eine Anhängerin der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) aus Syrien für den Anschlag in Istanbul verantwortlich. Die PKK reagierte umgehend mit einer eigenen Stellungnahme.

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Türkei | Explosion in Istanbul
Spurensicherung am Tatort in IstanbulBild: Umit Bektas/REUTERS

Ein Angriff auf die Zivilbevölkerung auf türkischem Boden käme in keinem Fall infrage, hieß es in einer von der PKK-nahen Nachrichtenagentur Firat veröffentlichten Erklärung. Man ziele nicht direkt auf Zivilisten und akzeptiere auch keine Aktionen, die auf Zivilisten abzielen. Auch der politische Flügel der PKK wies die Anschuldigungen zurück. "Es gibt keinerlei Verbindung zwischen der PKK und der Explosion gestern in Istanbul", sagte ein Sprecher.

Zuvor hatte der türkische Innenminister Süleyman Soylu die PKK für den Anschlag vom Sonntag verantwortlich gemacht. Demnach soll es bereits 22 Festnahmen gegeben haben. Zudem hatte die türkische Polizei bekanntgegeben, dass eine PKK-Anhängerin aus Syrien die Bombe in einer belebten Einkaufstraße gelegt habe. Die festgenommene junge Frau habe die Tat gestanden und angegeben, ihren "Befehl" von der "PKK/YPG/PYD" bekommen zu habe. Aus Sicht der Türkei sind die syrischen Kurdenmilizen YPG und deren politischer Arm PYD Ableger der PKK. Ankara listet alle Gruppierungen als Terrororganisationen.

Auch YPG streitet Beteiligung am Anschlag ab

Die syrischen Kurden wiesen ebenfalls jegliche Verbindung zu dem Anschlag von Istanbul zurück. "Wir versichern, dass unsere Kräfte keinerlei Verbindung zu der Explosion von Istanbul haben und wir weisen die Anschuldigungen gegen sie zurück", teilte der Kommandeur des von kurdischen YPG-Einheiten angeführten syrischen Militärbündnisses SDF, Maslum Abdi, auf Twitter mit.

Die PKK hielt ihrerseits in ihrer durch Firat verbreiteten Meldung der türkischen Regierung vor, sie wolle unter anderem von dem Einsatz von Chemiewaffen gegen kurdische Milizen ablenken. Ankara war zuletzt mit dem Vorwurf konfrontiert worden, bei einem Militäreinsatz im Nordirak Chemiewaffen gegen Stellungen der PKK eingesetzt zu haben. Die Türkei dementiert die Anschuldigungen.

Bei dem Bombenanschlag auf der belebten Einkaufsstraße Istiklal mitten in Istanbul waren sechs Menschen getötet und 81 weitere verletzt worden. Zum Tatzeitpunkt am Sonntagnachmittag war die Flaniermeile besonders gut besucht. Bisher bekannte sich keine Gruppierung zu der Tat.

Türkei | Explosion in Istanbul
Polizeiabsperrung in der Fußgängerzone Bild: Umit Bektas/REUTERS

Innenminister Soylu kritisiert USA scharf

Innenminister Soylu richtete zudem scharfe Worte an die USA. Er wiederholte seinen Vorwurf an Washington, "Terrororganisationen" in Nordsyrien zu unterstützen und erklärte: "Wir nehmen die Kondolenzwünsche des amerikanischen Botschafters nicht an, wir weisen sie zurück." US-Konsulat und Botschaft hatten den Anschlag in Istanbul, wie andere Auslandsvertretungen auch, scharf verurteilt und den Opfern ihr Beileid ausgesprochen.

Die YPG werden von den USA unterstützt und spielten bei der Vertreibung der Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) aus Syrien und auch aus Kobane eine entscheidende Rolle. Die PKK - die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans - kämpft bereits seit Mitte der 1980er Jahre gegen den türkischen Staat. Sie wurde in der Vergangenheit immer wieder für blutige Anschläge verantwortlich gemacht. Auch von den meisten westlichen Staaten, darunter die USA und Deutschland, wird die PKK als Terrororganisation eingestuft. 

"Zufluchtsort für Terroristen"

Derzeit steht die PKK im Mittelpunkt des Streits um die von Schweden und Finnland infolge des Ukraine-Kriegs beantragte NATO-Mitgliedschaft. Die Führung in Ankara wirft vor allem Schweden vor, ein "Zufluchtsort für Terroristen" zu sein - und verzögert zumindest den Beitritt der beiden nordeuropäischen Länder zur Militärallianz. 

Regelmäßig geht das NATO-Mitglied Türkei militärisch gegen PKK-Stellungen im Südosten des Landes sowie im angrenzenden Norden des Iraks und Syriens vor. Durch den Konflikt kamen in den vergangenen Jahrzehnten insgesamt schon Zehntausende Menschen ums Leben. Ein Waffenstillstand war im Sommer 2015 gescheitert.

ww/sti/wa/mak (dpa, rtr, afp)