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¡Pobre! Der EU-Lateinamerika-Gipfel kann nicht überzeugen

Johannes Beck (z.Z. in Madrid)18. Mai 2002

48 Länder, vier Gipfel und nur ein konkretes Ergebnis. Das Treffen der Staatschefs der EU und Lateinamerikas sowie die drei Untergipfel glänzten wahrlich nicht mit handfesten Erfolgen. Johannes Beck kommentiert.

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Ohne die übliche Rhetorik gegen den Unilateralismus der USA schrumpfen die Ergebnisse auf ein Freihandelsabkommen mit Chile. "Pobre", armselig, würden es die Lateinamerikaner formulieren. Was haben die Staatschefs dann überhaupt zwei Tage lang in Madrid gemacht?

Mit dem spanischen König haben sie im glanzvollen Palacio Real zu Madrid gespeist. Dort, wo die Monarchen Spaniens zu Zeiten der Kolonialherrschaft ganz Lateinamerika dirigierten. Entscheidendes kam aber auch bei dieser Tafelrunde nicht zu Stande.

Ansonsten haben sich die Staatschefs darauf geeinigt, über alles doch lieber später nochmal zu reden: Ein Assoziationsabkommen mit Zentralamerika soll erst nach dem Ende der in Doha begonnenen Welthandelsrunde ins Auge gefasst werden. Erst dann soll nach dem Willen der EU-Staaten auch das seit 1995 diskutierte Abkommen mit dem Mercosur beschlossen werden.

Da halfen auch die Appelle des brasilianischen Staatspräsidenten Fernando Henrique Cardoso nichts. Er forderte, nicht nur Chile, sondern auch die vier Mercosur-Länder sollten in Zukunft frei mit der EU handeln dürfen. "Aber so einfach geht das nicht, Herr Cardoso", werden ihm die Europäer gesagt haben. Denn schließlich exportieren die vier Mercosur-Staaten Argentinien, Brasilien, Paraguay und Uruguay im Gegensatz zu Chile große Mengen an Rindfleisch und Getreide. Ein Freihandel mit dem Mercosur bedroht daher die hoch subventionierte EU-Agrarwirtschaft.

Würden die Europäer aber zukünftig das schmackhafte Rindfleisch aus der argentinischen Pampa ins Land lassen, dann könnten sie im Gegenzug auch mehr Maschinen oder Haushaltsgeräte exportieren. Ein Geschäft, von dem beide Seiten profitieren würden.

Darauf hat auch der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder hingewiesen und appelliert, möglichst schnell ein Abkommen mit dem Mercosur zu schließen. Dazu müsse man aber den Widerstand eines "großen EU-Landes mit langer Agrartradition" durchbrechen. Das Land – die Rede ist von Frankreich – könne er aber nicht unter Druck setzen, das müsse schon die Presse tun, sagte Schröder.

Vielleicht sollten sich Schröder und seine europäischen Kollegen erst einmal mit dem französischen Präsidenten Jaques Chirac an den Tisch setzen, bevor sie sich das nächste Mal mit den Lateinamerikanern treffen. Sonst wird auch der nächste Gipfel in Mexiko ähnlich unergiebig wie dieser.