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Polanski sagt Filmfestival Locarno ab

Heike Mund12. August 2014

Der Regisseur Roman Polanski kommt nicht zum Filmfestival nach Locarno. Schweizer Lokalpolitiker hatten sich dagegen ausgesprochen, dass er einen Preis für sein Lebenswerk bekommen sollte. Jetzt sagte Polanski ab.

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Roman Polanski 2010 Regie The Ghost Writer
Bild: Imago

Begründet hat der polnisch-französische Regisseur („Rosemarys Baby“, „Der Pianist“) seine Entscheidung mit der heftigen öffentlichen Debatte, die bereits im Vorfeld des Festival entstanden war. "Ich habe festgestellt, dass mein geplantes Erscheinen bei gewissen Personen, deren Haltung ich respektiere, zu Spannungen und Kontroversen führt." Unter anderen hatte Regisseur Luc Besson, der Polanski als Filmregisseur sehr schätzt, in einem Pressegespräch in Locarno Unverständnis dafür geäußert, dass sich Polanski nach wie vor der US-Justiz entziehe. Konservative Schweizer Lokal-Politiker des Kantons Tessin, in dem Locarno liegt, hatten in einer öffentlichen Debatte dagegen opponiert, dass der Regisseur überhaupt eingeladen wurde. Polanski sollte auf dem Filmfestival Locarno mit einem Spezialpreis für sein Lebenswerk geehrt werden.

Die Festival-Leitung respektiert Polanskis Entscheidung mit Bedauern: "Wiederholte inakzeptable Einmischungen in die künstlerischen Entscheidungen des Festival haben zu diesem Entscheid von Roman Polanski geführt", hieß es in einer aktuellen Pressemitteilung (12.08.2014). Polanskis mehrfach preisgekrönter Kinofilm "Venus im Pelz" sollte auf der Riesenleinwand der Piazza Grande gezeigt werden. Die Masterclass, die der berühmte Regisseur mit jungen Nachwuchsfilmern im Rahmenprogramm des Festivals abhalten wollte, muss jetzt ganz ausfallen.

Seit 2009 befindet sich ein juristisches Verfahren gegen Polanski wegen eines Jahre zurückliegenden Sexualdeliktes in der Schwebe. Der 80-jährige Regisseur war auf dem Weg zum Filmfestival in Zürich damals von der Polizei festgenommen worden. Die USA hatten bereits 1978 einen internationalen Haftbefehlt wegen einer Pädophilie-Anklage gegen ihn erlassen. Nach sieben Monaten Hausarrest in seiner Villa in Gstaad durfte er sich in der Schweiz wieder frei bewegen: die Behörden hatten den Auslieferungsantrag der USA juristisch zurückgewiesen.

- Foto Cannes 2013

Regisseur Roman Polanski
Weltgewandt: Regisseur Roman Polanski auf dem Roten Teppich in Cannes (2013)Bild: Alberto Pizzoli/AFP/Getty Images

Zuletzt war Roman Polanski 2013 auf dem Internationalen Filmfestival in Cannes ausgezeichnet worden und der Einladung an die Cote d` Azur auch gefolgt. Der Direktor des Festivals in Locarno, Carlo Chatrian hofft, dass das Filmfestival " wieder zu einer Plattform von Gastfreundschaft und Freiheit wird", wie er gegenüber der Presse betonte. "Wir bedauern, dass das Publikum nun auf eine wichtige kulturelle Bereicherung verzichten muss".

hm/az (dpa/stern.de/Pressemitteilung Filmfestival Locarno)