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Polizei löst Anti-Regierungs-Demo auf

21. Juli 2015

Nach dem blutigen Selbstmordanschlag in Suruc haben in Istanbul rund 1000 Menschen gegen die türkische Regierung protestiert. Die Demonstranten bezichtigen die regierende AKP der Kollaboration mit der Terrormiliz IS.

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Protest gegen die türkische Regierung in Istanbul (Foto: picture alliance/dpa)
Bild: picture-alliance/dpa/U. Yunus Tosun

Es war der schwerste Terroranschlag in der Türkei seit mehr als zwei Jahren. Die Bombe, die am Montag in der Stadt Suruc nahe der syrischen Grenze explodierte, riss nach jüngsten Meldungen der Nachrichtenagentur DHA mindestens 32 Menschen - überwiegend Jugendliche - in den Tod. Rund hundert weitere Menschen wurden verletzt. Vieles deutet darauf hin, dass die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hinter dem Attentat steht, auch wenn sich bislang niemand zu der Tat bekannte.

Demonstration in Istanbul aufgelöst

Für rund tausend Demonstranten in Istanbul Grund genug, gegen die regierende AKP auf die Straße zu gehen. Die zumeist pro-kurdischen Demonstranten werfen Präsident Recep Tayyip Erdogan und der Regierungspartei AKP vor, für den Anschlag in Suruc mitverantwortlich zu sein, weil sie die sunnitische Dschihadistenmiliz IS im Kampf gegen die Kurden in Syrien unterstützt hätten. Die Polizei löste die Demonstration mit Tränengas und Wasserwerfern auf. Auch in der Kurdenmetropole gab es eine Kundgebung gegen die regierende AKP. Derweil verbot der Gouverneur der Region Sanliurfa Demonstrationen in der Region Suruc. Die Behörden verschärften zudem die Sicherheitsmaßnahmen an der benachbarten Grenze zu Syrien.

Der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu sagte in Ankara, es gebe nach ersten Erkenntnissen Hinweise auf einen Selbstmordanschlag der IS-Terrormiliz. Der Täter sei jedoch noch nicht identifiziert worden. Sollte sich dies bewahrheiten, war es der erste IS-Anschlag auf türkischem Territorium. Nach ersten Ermittlungsergebnissen zündete eine Selbstmordattentäterin die Bombe.

Anschlag auf Solidaritätsaktion

Der Sprengsatz war im Garten des Amara-Kulturzentrums explodiert, wo sich rund 300 Jugendliche aus der ganzen Türkei versammelt hatten. Die Anhänger einer sozialistischen Jugendorganisation hatten sich dort zu einer Pressekonferenz versammelt. Nach Angaben der Organisation wollten die jungen Menschen in die syrische Grenzstadt Kobane reisen, um dort Hilfe zu leisten. "Sie wollten in Kobane Parks einrichten, Kindern Spielzeug schenken und Wände bemalen", sagte Alp Altinors von der Kurdenpartei HDP.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte den Anschlag scharf. "Kein Grund oder Missstand kann jemals einen Anschlag auf Zivilisten rechtfertigen", sagte Ban. Er hoffe, dass die Verantwortlichen rasch identifiziert und zur Rechenschaft gezogen würden. Auch das US-Außenministerium verurteilte das Attentat. Die USA stünden im Kampf gegen den Terrorismus weiter an der Seite der Türkei, hieß es in Washington. Der russische Präsident Wladimir Putin sprach von einem "barbarischen Akt" und rief zu einer engeren internationalen Kooperation bei der Bekämpfung des Terrorismus auf.

Die überwiegend von Kurden bewohnte Stadt Kobane war im vergangenen Jahr monatelang Schauplatz heftiger Kämpfe, nachdem der IS dort eingerückt war. Im Januar zwangen kurdische Kämpfer mit Unterstützung von US-geführten Luftangriffen die IS-Kämpfer zum Rückzug. Der IS hatte Kobane während seiner Belagerung fast vollständig zerstört. Der türkische Grenzort Suruc liegt nur rund zehn Kilometer von Kobane entfernt und wird ebenfalls überwiegend von Kurden bewohnt.

qu/jj/kle (rtr, dpa, afp)