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Taylor Swift bricht Album-Charts-Rekord von Elvis Presley

Tanya Ott
2. Januar 2024

Taylor Swift eilt von Rekord zu Rekord. Die "Time" kürte sie zur Persönlichkeit des Jahres 2023. Jetzt überholt sie Musik-Legende Elvis Presley als Solokünstler mit den meisten Wochen an der Spitze der US-Albumcharts.

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Taylor Swift steht in einem Pailletten-besetzten Outfit auf der Bühne und stützt einen Arm in die Hüfte.
Auf ihrer aktuellen Tour trägt Taylor Swift eine Art Badeanzug - wohl für das Bad in der MengeBild: SUZANNE CORDEIRO/AFP/Getty Images

Das neue Jahr startet mit einem neuen Rekord für Taylor Swift. Diese Woche überholte die Sängerin Musik-Legende Elvis Presley als Solokünstler mit den meisten Wochen an der Spitze der US-Albumcharts. Das gab das Musikmagazin "Billboard", das die Charts herausgibt, bekannt.

Ihr aktuelles Album "1989 (Taylor's Version)" belegt für die fünfte aufeinanderfolgende Woche Platz 1 der US-Albumcharts. Damit hat die 34-Jährige insgesamt 68 Wochen ein Album an der Spitze und bricht Presleys Rekord von 67 Wochen. Nur eine Band trennt sie noch vom Gesamtsieg - die Beatles. Sie führten mit 132 Wochen noch länger als Swift die US-Albumcharts an.

Niemand sonst sei gerade so gut darin, "so viele Menschen zu bewegen", erklärte der Chefredakteur des Time-Magazins, Sam Jacobs, nachdem sein Magazin Taylor Swift zur Persönlichkeit des Jahres 2023 gekürt hatte. Swift sei es gelungen, "sowohl die Autorin als auch die Heldin ihrer eigenen Geschichte" zu sein, hob er hervor. Neben ihrem künstlerischen und kommerziellen Erfolg sei vieles von dem, was Swift im vergangenen Jahr erreicht habe, aber gar nicht messbar. Sie setze sich dafür ein, den "Träumen, Gefühlen und Erfahrungen von Menschen" Wert zu verleihen, insbesondere von Frauen, die sich "übersehen" und oft "unterschätzt" fühlten.

Es lässt sich kaum leugnen: Taylor Swift ist derzeit der erfolgreichste Popstar der Welt, sowohl kulturell als auch wirtschaftlich ein absolutes Kraftpaket. Mit ihren Erfolgen knackt die US-Amerikanerin einen Rekord nach dem anderen: mehr Nummer-eins-Alben in den US-Billboard-Charts als jede andere Frau in der Geschichte; ihr zehntes Album "Midnights" war in Großbritannien die meistverkaufte Vinylplatte des Jahrhunderts; im vergangenen Jahr ist sie die am häufigsten gestreamte Künstlerin auf Spotifyund jetzt hat sie auch noch Elvis als Solo-Künstler mit den meisten Wochen an der Spitze der US-Albumcharts überholt. 

Ihre aktuelle "Eras"-Welttournee ist auf dem besten Weg, die umsatzstärkste Tour in der Geschichte zu werden, der Fan-Ansturm stellte mancherorts bereits den öffentlichen Nahverkehr vor Probleme. Im Oktober 2023 startete weltweit der Konzertfilm "Taylor Swift: The Eras Tour" in den Kinos. In den USA hat der Film mit Vorverkäufen jenseits der 100-Millionen-Dollar-Marke geschafft, was Swift eben immer schafft: einen Rekord aufzustellen.

Analysen zum Erfolg von Taylor Swift

Die Analysen und Erklärungsversuche zum Erfolgsphänomen Swift sind zahlreich. Experten aus der Wirtschaft, Linguistik, Psychologie, den Neurowissenschaften oder dem Musikmanagement haben sich daran versucht, Universitäten in den USA und Australien veranstalteten sogar Konferenzen zum Thema. Ein Wikipedia-Artikel beschäftigt sich ausschließlich mit dem "Kulturellen Einfluss von Taylor Swift".

Aber ausgerechnet Sie, liebe Leserinnen und Leser, sind skeptisch und können den Hype überhaupt nicht nachvollziehen? Sie haben Lieder von Taylor Swift gehört und fühlen rein gar nicht das, was andere fühlen? Tja, da bringen dann auch die überzeugendsten Analysen und Kritiken nichts.

Taylor Swift hält eine Auszeichnung der MTV Music Awards in den Händen und lächelt.
Auszeichnungen sammelt Taylor Swift wie andere Leute Briefmarken. Hier präsentiert sie einen MTV Music AwardsBild: Rolf Vennenbernd/dpa/picture alliance

"Swifties" überall

Um es ganz offen zu sagen: Die Autorin dieses Textes gehört zu Ihnen. Aber weil irgendwas dran sein muss am Phänomen Taylor Swift und man ja nicht zu ignorant sein will, habe ich mich umgehört - und zwar dort, wo ich mich musikalisch zu Hause fühle und nicht unbedingt mit vielen "Swifties" gerechnet hatte: in der Facebook-Fangruppe der britischen Band Idles.

Und siehe da: Unter den Fans des schrillen, linken Punks gibt es überraschend viele Anhänger von Taylor Swifts glänzender Popmusik. Eine "Swiftie" (wie die Fans von Taylor Swift genannt werden), die 25-jährige Amy Duhig aus dem Vereinigten Königreich, findet, die Musikerin fange "die Mädchenzeit wunderbar ein. Sie ist sehr gut darin, Gefühle in Worte zu fassen und in Metaphern zu schreiben, mit denen die Leute etwas anfangen können."

Melanie Horn aus Kanada äußert sich ähnlich beeindruckt: "Sie weiß wirklich, wie man einen Moment einfängt, und sie kann bei mir Erinnerungen wachrufen wie kein anderer Künstler. Ich bin in meinen Dreißigern, aber ich kann mich hinsetzen und mir einen Song anhören, den sie als Teenager geschrieben hat, und ich fühle mich wieder in die Highschool zurückversetzt." Swift werde als Stimme einer ganzen Generation von Frauen in die Geschichte eingehen, glaubt sie.

Taylor Swift sing mit Mick Jagger.
Taylor Swift kommt in allen Generationen gut an und feiert hier mit Mick JaggerBild: Barry Brecheisen/Invision/AP/picture alliance

Nicht nur junge Frauen sind Fans

Aber auch andere finden sich in Swifts Musik wieder. Ein deutscher Fan, die 45-jährige Kathy Kossatz, schätzt die Intimität der Songs. "Wenn man Taylor zuhört, hat man das Gefühl, dass sie allein mit einem in einem Raum ist. Es fühlt sich nah an und ist gleichzeitig eingängige Popmusik."

Auf die Frage, warum Swift wohl so erfolgreich ist, antwortet Kathy Kossatz: "Ihre Musik verbindet sich mit den unterschiedlichsten Menschen. Mainstream-Pop-Fans lieben ihre Zugänglichkeit und Eingängigkeit, Teenager fühlen sich gehört, Musik-Nerds und Kritiker erkennen ihr Talent an und selbst Indie-/Punkrock-Fans wie ich können nicht widerstehen." Ihre Themen seien universell. "Es geht um Beziehungen, einige Songs sind ein bisschen gesellschaftskritisch, aber nicht zu sehr, und doch fühlt es sich immer ehrlich an."

Diese Anziehungskraft spiegelt sich auch in Reaktionen von Leuten wie David van der Burg wider, einem 56-jährigen Briten, der sich "immer als Punk identifizieren wird" und sagt: "Ich finde es toll, dass so viele ihrer Songs eine Geschichte erzählen und dies innerhalb der Grenzen eines kurzen Popsongs tun." Taylor Swift besitze die Gabe, sich immer wieder neu zu erfinden.

Die perfekt geschminkte Taylor Swift im türkisfarbenen Kleid schützt sich mit einem Regenschirm vor Regen
Nicht mal der Regen kann es mit Taylor Swift aufnehmenBild: Maxppp/dpa/picture-alliance

Bewunderung für Selbstbehauptung

Van der Burg hebt auch einen nicht-musikalischen Aspekt von Swifts Anziehungskraft hervor: ihre Selbstbehauptung als Künstlerin. Das sehen auch andere Swifties so. 2017 setzte sie sich mit einer Klage gegen die sexuelle Belästigung eines Radiomoderators zur Wehr. Jo Shepherd ist erst dadurch zum Fan geworden: "(Der) Wendepunkt für mich war der Gerichtsfall, wo sie sehr ruhig und intellektuell die Aussage des Kerls, der seine Hand unter ihren Rock gesteckt hatte, auseinander nahm. Sie war so unglaublich, und dabei noch relativ jung." 

Diese Kombination aus Anziehungskraft, Selbstvertrauen und Experimentierfreude dürfte der Attraktion von Taylor Swift, der nicht einmal Punks widerstehen können, noch ein langes Leben bescheren.

Dieser Artikel wurde am 02.01.2024 aktualisiert. 

Adaption aus dem Englischen: Torsten Landsberg