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Tesla-Fabrik für Portugal?

21. Dezember 2016

Der US-Konzern Tesla plant, eine "Gigafactory" in Europa zu errichten. Tesla-Chef Elon Musk will die Standortentscheidung im kommenden Jahr treffen. Portugal rechnet sich gute Chancen aus. Aus Lissabon Jochen Faget.

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USA Tesla-Batteriefabrik Gigafactory
So eine hätte Portugal auch gerne: Animation der fertigen "Gigafactory" in den USABild: picture alliance/dpa

Es klingt wie ein Weihnachtsmärchen: Tesla-Elektroautos, die in Portugal vom Fließband rollen, bestückt mit Batterien, die ebenfalls im westlichsten Land Europas gebaut werden. Tausende Arbeitsplätze, blühende Zulieferfirmen, Portugals Krise so gut wie vorbei! Doch das Märchen könnte Wahrheit werden. Tesla-Chef Elon Musk muss nur noch seine Zustimmung geben.

Niederlande Amsterdam Tesla Elon Musk
Die Entscheidung liegt bei ihm: Elon MuskBild: picture-alliance/ANP/J. Lampen

Seit der amerikanische Elektroautobauer im vergangenen Monat bestätigt hat, Tesla wolle eine Fabrik in Europa errichten, haben vor allem portugiesische Wirtschafts- und Kommunalpolitiker große Visionen. Mehrere Gemeinden sehen sich als idealen Standort für die "Gigafactory", wie Tesla seine Produktionsstätten für Batterien nennt. Die soll bis zu 17.000 direkte und indirekte Arbeitsplätze schaffen und rund fünf Milliarden Euro Investitionen bringen.  "Die Regierung verfolgt den Prozess und hat auch schon Kontakte gemacht", erklärt Wirtschaftsminister Manuel Caldeira Cabral, will aber keine zu hohen Erwartungen wecken.

Mitbewerber und Steuergeschenke

Die Zurückhaltung hat gute Gründe: Erstens ist noch nicht einmal bekannt, wie groß die europäische Tesla-Fabrik eigentlich werden und was genau sie produzieren soll. Zweitens sind dafür auch andere Länder im Rennen, unter anderem der Nachbar Spanien, Frankreich, die Niederlande sowie einige osteuropäische Staaten. Und die dürften sich gerade - selbstverständlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit - einen erbitterten Kampf über Steuergeschenke und Finanzhilfen für den amerikanischen Konzern liefern.

Wie im Fall des Werks Volkswagen, das gerade seinen 25. Geburtstag in Portugal gefeiert hat: Damit der deutschen Autobauer nach Portugal kam, musste der Staat neben kostenloser Infrastruktur reichlich EU-Zuschüsse und langjährige Steuerfreiheit bieten. Sogar eine eigene Eisenbahnlinie und ein Verladehafen für das Werk südlich der Hauptstadt Lissabon wurden gebaut. Am Ende fiel das Werk "wegen der Wirtschaftslage" eine Nummer kleiner aus, als ursprünglich angekündigt.

Portugal Wirtschaftsminister Manuel Caldeira Cabral
Will keine zu hohen Erwartungen wecken: Wirtschaftsminister Manuel Caldeira CabralBild: Imago/GlobalImagens

Gute Ausgangssituation

Beim Tesla-Poker hat Portugal gute Karten: Seine Autozulieferindustrie ist auf europäischem Niveau, die Lohnkosten liegen deutlich darunter. Für den Transport von Teilen und fertigen Autos verfügt es über moderne Häfen, die ebenso wenig ausgelastet sind, wie die mit EU-Zuschüssen überall im Land gebauten Autobahnen. Vor allem aber ist Portugal der sechstgrößte Produzent von Lithium weltweit. Das Metall wird für die Batterien der Elektroautos benötigt.

Beim mittelportugiesischen Guarda, nahe der spanischen Grenze, liegt die größte Lithiummine Europas. Der dortige Bürgermeister macht sich bereits Hoffnungen, denn neben Autos soll die europäische "Gigafactory" Batterien bauen. Aber auch sein Kollege aus der nordportugiesischen Küstenstadt Viana do Castelo träumt vom E-Auto-Boom, seit ein australisches Unternehmen bei seiner Gemeinde nach Lithium graben will: "Neben guten Ansiedlungsbedingungen für Unternehmen und ausgezeichneter Verkehrsanbindung haben wir ebenfalls den Rohstoff, der für den Bau von Autobatterien notwendig ist", warb der spanische Bürgermeister José Maria Costa.

Bolivien Arbeiter bei der Verarebitung von Lithium
Kommt auch in Portugal vor: LithiumBild: Getty Images/AFP/A. Raldes

Lithium sorgt für Euphorie

Dass am portugiesischen Tesla-Weihnachtsmärchen etwas dran sein könnte, bestätigen sogar die letzten Aktionen der portugiesischen Regierung: Der Energie-Staatssekretär Jorge Seguro Sanches hat eine Arbeitsgruppe eingesetzt, die nicht nur eine Bestandsaufnahme der Lithiumvorkommen im Land machen, sondern auch darüber nachdenken soll, wie das Erz in Portugal zu Metall aufbereitet werden könnte. Metall, das dann in Autobatterien verbaut werden kann. Zum Tesla-Projekt will allerdings auch der Energie-Staatssekretär nichts sagen: "Das Potential ist enorm, aber jetzt ist nicht die Zeit für Euphorie."

Die hat Portugal trotzdem gepackt, sogar eine Facebook-Gruppe mit dem Namen "Bring Tesla Gigafactory to Portugal" wirbt inzwischen dafür, dass der amerikanische Autobauer ins Land kommt und hat bereits rund 50.000 Mitglieder. Ob das Elon Musk beeindrucken kann, bleibt abzuwarten. Auf alle Fälle will er seine Standortentscheidung im kommenden Jahr treffen.