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Positive Corona-Nachrichten zum Jahresende

23. Dezember 2021

Kein Grund zur Entwarnung, aber Omikron könnte tatsächlich mildere COVID-19 Verläufe verursachen. Außerdem scheinen Booster gegen die neue Corona-Variante zu wirken. Und eine erste Corona-Tablette wurde zugelassen.

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Ein Impfpass mit einer Spritze darauf und ein Teströhrchen, dass besagt: "Omikron positiv".
Omikron wird die noch in vielen Teilen der Welt dominierende Delta-Variante bald verdrängt habenBild: Fleig/Eibner-Pressefoto/picture alliance

Gibt es nach einem Jahr voller Schreckensmeldungen denn nicht zu den Festtagen auch noch ein paar erfreulichere Meldungen vom Kampf gegen COVID-19? Doch!

Drei Studien aus Großbritannien und Australien machen Hoffnung, dass die sich rasant verbreitende Omikron-Variante wohlmöglich tatsächlich mildere Verläufe verursacht. Studien aus England und Schottland zeigen, dass Omikron-Infektionen im Vergleich zu Delta seltener zu einem Krankenhausaufenthalt führen.

Bei Omikron häufiger milde Verläufe

Laut einer englischen Studie ging die Zahl der Krankenhausaufenthalte bei Omikron im Vergleich zu Delta um 20 bis 25 Prozent zurück. Im Laborversuch zeigte sich, dass die erzeugten Omikron-Pseudoviren Lungenzellen schlechter infizieren konnten.

Dies könnte nach Ansicht der Forschenden bedeuten, dass Omikron zwar aufgrund der vielen Mutationen im Spike-Protein einer vorhandenen Immunantwort teilweise entkommen (Immune Escape) kann, aber dass Omikron die Zellen nicht so erfolgreich infizieret und sich so weniger gut ausbreitet. Ob diese Laboruntersuchungen allerdings auf die reale Welt übertragbar sind, muss noch geklärt werden.

Auch die schottische Studie zeigt, dass bei Omikron im Vergleich zu Delta das Risiko einer Krankenhauseinweisung um zwei Drittel sinkt und es wurden keine Personen unter 60 Jahren eingeliefert. Außerdem zeige sich, dass eine Booster-Impfung maßgeblich vor einer symptomatischen Erkrankung schützt. 

Zwar sind diese Preprints noch nicht von unabhängiger Seite geprüft worden, aber sie könnten frühere Untersuchungen aus Südafrika bestätigen, wo sehr früh hauptsächlich mildere Verläufe beobachtet wurden.

Laut der südafrikanischen Studie ergebe sich bei Omikron ein bis zu 80 Prozent geringeres Risiko, zur Behandlung ins Krankenhaus zu müssen als bei Delta. Allerdings war unklar, ob die Ergebnisse aufgrund der im Durchschnitt viel jüngeren Gesellschaft auf Europa übertragbar sind.

Hoffnungsvoll stimmen auch die Daten aus dem australischen New South Wales, so Christian Drosten, Chefvirologe an der Berliner Charité. In der weitgehend durchgeimpften Gesellschaft reduzierten sich die Krankenhauseinweisungen durch Omikron um mehr als die Hälfte.

Überschwänglicher Optimismus ist deshalb aber trotzdem nicht angebracht, denn es bleiben viele Fragezeichen und Ausrufezeichen. 

Die milderen Verläufe könnten auch damit zusammenhängen, dass die neue Virus-Variante jetzt auf Bevölkerungsgruppen trifft, die durch Impfungen oder vorherige Infektionen bereits über eine gestärkte Immunität verfügen.

Trotzdem bleibt Omikron gefährlich, weil sich die hochansteckende Variante so rasant schnell verbreitet und dadurch sehr viele in sehr kurzer Zeit erkranken. Auch wenn es im Verhältnis weniger schwere Verläufe gäbe, sind es durch die anrollende Welle trotzdem so viele neue Fälle, dass die Gesundheitssysteme überlastet werden können.

Ende der Pandemie in Sicht?

Sollte sich bewahrheiten, dass Omikron weniger schwere Verläufe als Delta verursacht, dann könnte dies auch den Pandemieverlauf maßgeblich beeinflussen, denn Omikron wird die noch in vielen Teilen der Welt dominierende Delta-Variante bald verdrängt haben.

Zwar wird es nicht so schnell gelingen, den Erreger weltweit vollständig auszurotten. Aber wahrscheinlich wird SARS-CoV-2 dann endemisch, sprich: Es gibt keine weltweite Pandemie mehr, aber das Virus wird lokal zu bestimmten Zeiten immer wieder auftreten, so wie das Influenza-Virus im Winter auch immer wieder auftritt. Wir müssten uns dann wie mit einer jährlichen Grippeschutzimpfung davor schützen können. 

Booster-Impfungen zeigen Wirkung

Eine weitere gute Nachricht ist, dass der jüngst erst in der EU zugelassene Corona-Impfstoff von Novavax nach Firmenangaben auch einen wirksamen Schutz gegen die Omikron-Variante bietet. Eine zusätzliche Auffrischungsimpfung erhöhe die Immunantwort, dies zeige eine laufende Studie zur Wirksamkeit des Impfstoffs bei Jugendlichen und als Booster. 

Die Vakzine von Novavax ist ein Proteinimpfstoff, der aufgrund seiner altbewährten Impftechnik in der globalen Impfkampagne oder für Impfskeptiker eine echte Alternative darstellt.

Wenn Ungeimpfte nicht grundsätzlich gegen Impfungen sind, könnten sie sich bald mit Corona-Proteinimpfstoffen impfen lassen, denn solche Proteinimpfstoffe werden bereits seit Jahrzehnten genutzt - zum Schutz vor Polio, Tetanus, Hepatitis-B oder eben Grippe.

Vor allem aber werden Proteinimpfungen weltweit für die Impfkampagnen benötigt, denn sie sind vergleichsweise günstig zu produzieren und sie lassen sich bei 2 bis 8 °C deutlich unkomplizierter transportieren und lagern als die tiefgekühlten mRNA-Impfstoffe. Außerdem könnten die proteinbasierten Impfstoffe auch gleich im globalen Süden hergestellt werden.

Ähnlich Erfreuliches vermeldet auch der schwedisch-britische Hersteller AstraZeneca, denn auch sein Vektor-Impfstoff wirke gut als Booster gegen Omikron. Laut Firmenangaben war der Antikörperspiegel gegen Omikron nach der Auffrischungsimpfung höher als bei Personen, die mit dem Virus infiziert waren.

Zuvor hatten bereits die beiden Impfstoff-Hersteller BioNTech-Pfizer und Moderna  mitgeteilt, dass eine dritte Dosis mit ihren mRNA-Impfstoffen gegen Omikron wirkt.

Ein Laborant füllt eine Pfizer Coronavirus Pille in eine Vorrichtung.
Die Pille für Infizierte: Auch bei den Corona-Medikamenten tut sich einiges. Bild: picture alliance/dpa/Pfizer

Erste Corona-Tablette in den USA zugelassen

Und noch eine gute Nachricht gibt es zu den Festtagen: Auch bei den Corona-Medikamenten tut sich einiges. Die US-Arzneimittelbehörde FDA hat eine Notfallzulassung für eine Corona-Tablette Paxlovid des US-Herstellers Pfizer ausgesprochen.

Eine Zwischenanalyse von Testergebnissen ergab laut Pfizer, dass das Medikament das Risiko von Krankenhauseinweisungen und Todesfällen bei COVID-19-Patienten um 89 Prozent senke. 

Paxlovid besteht unter anderem aus dem Wirkstoff Nirmatrelvir, der ein SARS-CoV-2-Protein hemmt und somit die Vermehrung des Virus stoppt. Zu den möglichen Nebenwirkungen gehören eine Beeinträchtigung des Geschmackssinns, Durchfall, Bluthochdruck und Muskelschmerzen.

Es ist das erste COVID-Mittel in den USA, das in Tablettenform eingenommen werden kann. Beim ersten Anzeichen einer Infektion soll das Medikament bei Personen ab 12 Jahren von einem Arzt verschrieben werden können, wenn ein erhöhtes Risiko für einer Verschlimmerung der Erkrankung besteht. 

Solche Corona-Medikamente könnten also zu einer weiteren wichtigen Säule in der Pandemiebekämpfung werden, auch wenn sie im Vergleich zu vorbeugenden Impfungen deutlich teurer sind.

Die US-Regierung hat bereits zehn Millionen Paxlovid-Dosen für umgerechnet 4,7 Milliarden Euro gekauft. Die Auslieferung könne noch in diesem Jahr beginnen, bereits im Januar sollen mehr als 250 000 Dosen zur Verfügung stehen.

EMA steht dem Medikament positiv gegenüber

Vor einer Woche hatte die EU-Arzneimittelbehörde bereits mitgeteilt, mit Paxlovid könnten erwachsene Patienten behandelt werden, die keinen zusätzlichen Sauerstoff benötigen und die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Offiziell zugelassen ist das Medikament in der EU noch nicht, das Verfahren läuft aber.

DW Mitarbeiterportrait | Alexander Freund
Alexander Freund Wissenschaftsredakteur mit Fokus auf Archäologie, Geschichte und Gesundheit@AlexxxFreund