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Musik

Prince: Autobiografie "The Beautiful Ones"

29. Oktober 2019

Er wollte unbedingt ein Buch über sein Leben schreiben, denn von weißen Kritikern fühlte sich Prince unverstanden. Drei Jahre nach seinem Tod kommt jetzt seine Autobiografie "The Beautiful Ones" auf den Markt.

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Prince im Film "Purple Rain"
Bild: picture-alliance/Mary Evans Picture Library

Vier Tage vor seinem Tod rief Prince Dan Piepenbring an, um ihm zu sagen, dass es ihm gut gehe. Die Presse übertreibe, er habe nur grippeähnliche Symptome, erklärte er dem Autor, den er mit dem Verfassen seiner Autobiografie beauftragt hatte. Prince wollte über Details des Buches sprechen.

Am 21. April 2016 wurde Piepenbring dann - genau wie der Rest der Welt - von der Nachricht überrascht, dass Prince tot in einem Fahrstuhl aufgefunden wurde. Er wurde gerade mal 57 Jahre alt. Bis dahin hatte er fieberhaft an seiner Autobiografie gearbeitet, sie war sein letztes großes Projekt.

"Ausdruck der Trauer und Hymne an das Leben"Piepenbring hatte drei Monate eng mit dem Künstler zusammengearbeitet und beschloss, das Werk zu Ende zu bringen. Drei  Jahre nach dem Tod von Prince erscheint die Autobiographie nun auf Englisch und Deutsch im Buchhandel. Den Titel "The Beautiful Ones" hatte sich der Musiker selbst ausgesucht, es ist der Name einer Rockballade auf seinem Album "Purple Rain". Es sollte zunächst nur der Arbeitstitel sein, doch nach dem Tod von Prince blieb es dabei. 

Prince Gitarre - The 'Yellow Cloud
'Yellow Cloud" - die Gitarre von Prince wurde 2018 für 225.000 Dollar versteigert Bild: picture-alliance/newscom/J. Angellilo

"Für den Rest meines Lebens werde ich mich fragen, was für ein Buch Prince und ich zusammen geschrieben hätten, wenn er nicht gestorben wäre", schreibt Dan Piepenbring im Vorwort. "Dieses Buch stellt nur einen Bruchteil dessen dar, was es hätte werden können; und dieses Buch ist dank seiner bloßen Existenz beides: ein Ausdruck der Trauer und eine Hymne an das Leben."

"Das weiße Establihshment hatte keine Ahnung"

Randvoll mit Ideen sei Prince gewesen - er habe genug vom Musikmachen gehabt und es sei sein Herzenswunsch gewesen, ein Buch zu schreiben. "Ich möchte, dass mein erstes Buch besser wird als mein erstes Album. Ich mag es, aber ich bin bedeutend smarter, als ich es damals war", zitiert Piepenbring den Künstler.

Buchcover Prince The Beautiful Ones

Prince wollte der Welt zeigen, wer er wirklich war - als Musiker und als Mensch. Denn zu oft hätten Kritiker aus dem weißen Etablishment seine Musik mit Worten beschrieben, die nichts mit ihm zu tun hätten und damit gezeigt, dass sie überhaupt keine Ahnung hatten, wer er wirklich war.

Man habe ihm "alchemistische Merkmale" zugeschrieben - "und damit die buchstäbliche Bedeutung des Wortes, die dunkle Kunst, unedles Metall in Gold zu verwandeln". Er würde so etwas nie tun, so Prince gegenüber Piepenbring. Sein Ziel sei immer die Harmonie gewesen. Ganz besonders wütend machte ihn das Wort "magisch", schreibt Piepenbring in seiner Einleitung und bekennt, es in seinen Texten über Prince ebenfalls schon mehrfach angewandt zu haben. Doch "Funk ist das Gegenteil von Magie, beim Funk geht es um Regeln", habe Prince klargestellt.  

Schatzkammer voller  Erinnerungen 

Piepenbring und Prince haben lange Gespräche geführt. Nur dadurch konnte das Buch werden, was es ist: ein authentisches Werk. Piepenbring wollte keinen "Merchandise-Kram" veröffentlichen, sondern Prince gerecht werden. Monatelang durchforstete er den Nachlass und stieß, wie er schreibt, auf eine regelrechte Schatzkammer: ein Schülerausweis von der High School, die Brieftasche des Vaters, zahlreiche Zeichnungen, Liedtexte und Fotos. Prince hatte all diese Dinge gehortet - nur nichts, was an ein Tagebuch erinnerte.

Prince liegt mit Gitarre im Bett
Privates Foto des Musikers von 1986 Bild: 1986 Joseph Giannetti

Und trotzdem: "Alles, was hier zu uns sprach, hatte Prince bei sich haben wollen", heißt es im Vorwort und weiter: "Das Buch konnte mit seiner Stimme erscheinen, unter seiner Autorenschaft."  

Persönliche Einsichten 
Das Buch gliedert sich in vier Abschnitte: In der fast 50 Seiten langen Einführung erzählt Autor Dan Piepenbring vom Entstehen des Buches, von seinen zahlreichen Treffen mit dem "charmanten und selbstkritischen" Musiker, von der Vertrautheit, die sich zwischen den beiden entwickelte und von dem Schock, als er von seinem Tod erfuhr. Es sind sehr persönliche Einsichten, die ein erstes, sehr präsentes Bild des Künstlers offenbaren.

Von Superman und dem ersten Kuss

Dann folgen etwa 50 handschriftlich zu Papier gebrachte Seiten aus der Feder von Prince selbst, frühe Erinnerungen und eine Liebeserklärung an seine Eltern. Man erfährt, dass die fünfjährige Laura die erste Frau war, die ihn regelmäßig küsste - hatte sie ihn doch zum "Ehemann spielen" auserkoren - und dass er und seine kleine Freundin zwar nicht das erste Paar mit unterschiedlicher Hautfarbe in Minneapolis waren, aber das jüngste.

Bilder aus der Fotosession für das Prince-Album "Dirty Mind" (Allen Beaulieu)
Bilder aus der Fotosession für das Prince-Album "Dirty Mind" (1980)Bild: 1985 Allen Beaulieu

Prince erzählt von seiner Schwärmerei für Superman, fragt sich aber gleichzeitig, warum alle Superhelden weiß sind. Er berichtet von den Streitereien seiner Eltern - "sie waren immer die schicksten der ganzen Straße" - bis zur Scheidung und seinem ersten öffentlichen Auftritt in der Schule: nicht als Musiker, sondern als Stepptänzer. Den Applaus, so Prince habe er wohl nur bekommen, weil er endlich von der Bühne verschwunden sei.

Aus dem Keller in den Musik-Olymp

Im Proberaum von DJ Terry "Motormouth" verbrachte Prince als Teenager unzählige Stunden, war er da doch längst der Musik verfallen. Terry und seine Frau Tracy seien Ike und Tina Turner von North Minneapolis gewesen, konstatiert er. In dem Kellerraum hörte er Songs von BB King, James Brown, Aretha Franklin und anderen und transkribierte eifrig Texte. Später schrieb er eigene Songs; seine Stimme war nur ein Instrument von vielen, die er beherrschte.

Als der Erfolg kam und er sich selbst zum ersten Mal im Radio hörte, erkannte sich Prince nach eigenen Angaben nicht. Mit 19 wurde er dann zum Superstar und schrieb Musikgeschichte. All das erfährt man in dem sorgfältig aus dem Vermächtnis des Musikers zusammengestellten Aufzeichungen, Fotos und handschriftlichen Texten. Es ist die in Echtzeit erzählte Geschichte eines Jungen, der die Welt um sich herum aufsog und eine Figur, eine künstlerische Vision, erschuf, schon bevor die Hits und der Ruhm ihn definierten.

"The Beautiful Ones - Die unvollendete Autobiografie" von Prince & Co-Autor Dan Piepenbring ist im Heyne Verlag erschienen.

Suzanne Cords Weltenbummlerin mit einem Herz für die Kultur