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Gesellschaft

Professor erhebt schwere Vorwürfe gegen Polizei

14. Juli 2018

Der US-Amerikaner, der in Bonn Opfer eines antisemitischen Angriffs wurde, wirft der Polizei ungerechtfertigte Gewalt und Lügen vor. Sie soll zudem versucht haben, ihn von einer Beschwerde abzubringen.

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Symbolbild Polizei Deutschland
Beamte im Einsatz (Symbolbild)Bild: picture-alliance/dpa/S. Stein

Nach dem antisemitischen Angriff auf einen jüdischen Professor aus den USA in Bonn erhebt dieser schwere Vorwürfe. Jitzchak Jochanan Melamed schreibt in einem Brief an die Deutsche Presse-Agentur und andere Medien, die Polizei würde über den Fall Lügen verbreiten.

Bei dem Vorfall hatte ein 20-jähriger Deutscher mit palästinensischen Wurzeln den US-Amerikaner beschimpft, ihm die Kippa vom Kopf gehauen und ihn zudem geschubst und geschlagen. Als die Polizei eintraf, hielt sie zunächst fälschlicherweise den Professor für den Täter, überwältigte ihn und schlug ihm ins Gesicht. Dafür hat sie sich bereits entschuldigt. In ihrer Pressemitteilung schrieb sie aber auch, Melamed habe nicht auf ihre Zurufe reagiert und habe sich zudem gewehrt.

Polizisten haben ihn "Dutzende Male" geschlagen 

Das weist der US-Amerikaner zurück. Er schildert die Ereignisse so: Die Polizisten seien direkt auf ihn losgegangen, er habe kaum noch atmen, geschweige denn Widerstand leisten können. Er habe lediglich gerufen, dass er der Falsche sei. Die Beamten hätten ihm auf dem Rücken Handschellen angelegt und ihn Dutzende Male ins Gesicht geschlagen, sodass es blutete. Nachdem ihm die Handschellen wieder abgenommen worden waren, habe einer der Polizisten gesagt: "Legen Sie sich nicht mit der deutschen Polizei an!" Darauf habe er geantwortet, dass die deutsche Polizei 1942 seinen Großvater, seine Großmutter, seinen Onkel und seine Tante ermordet habe.

Deutschland Universität zu Bonn - Hofgarten
Kritik an der Polizei nach Vorfall am Bonner HofgartenBild: picture alliance/M. C. Hurek

"Ihr habt ein Problem mit Polizeigewalt"

Auf der Polizeistation hätten die Polizisten eineinhalb Stunden lang versucht, Melamed von einer Beschwerde abzubringen. Einer der Beamten habe gesagt, er sei von dem Professor an der Hand berührt worden - als Reaktion darauf seien sie gegen ihn vorgegangen. Das bezeichnet Melamed als "glatte Lüge". Es habe keinen Körperkontakt gegeben, die Polizisten hätten sich sofort auf ihn gestürzt. Schließlich hätten sie ihm damit gedroht, ihn zu beschuldigen, er habe sich seiner Festnahme widersetzt, sollte er sich über sie beschweren.

Melamed schreibt weiter, er glaube, die Polizeipräsidentin Ursula Brohl-Sowa habe ihn hinterher nur aufgesucht, weil er Professor an einer US-amerikanischen Universität sei. "Wäre ich ein Underdog der deutschen Gesellschaft, würde sich niemand dafür interessieren, und sicher würde niemand der Beschwerde Glaube schenken." Brohl-Sowa hatte nach Angaben der Polizei ein persönliches Gespräch mit Melamed geführt. "Ein schreckliches und bedauerliches Missverständnis im Einsatzgeschehen, für das ich bei dem betroffenen Professor ausdrücklich um Entschuldigung gebeten habe. Wir werden genau prüfen, wie es zu dieser Situation kam, und alles Mögliche dafür tun, um solche Missverständnisse zukünftig vermeiden zu können", sagte die Polizeipräsidentin. 

Gegen die Beamten, die den Professor bei dem Einsatz verletzt hatten, wird wegen des Verdachts der Köperverletzung im Amt ermittelt. Aus Neutralitätsgründen übernimmt das Polizeipräsidium Köln die Ermittlungen. Den Zeitungen der Funke-Mediengruppe sagte Melamed: "Ganz sicher habt ihr ein Problem mit Antisemitismus, aber ihr habt auch ein Problem mit Polizeigewalt."

cvo/jj (dpa, epd)