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Keine Nelke für Lissabon

26. April 2014

Vor 40 Jahren wurde die älteste Diktatur Westeuropas in Portugal von einem unblutigen Militärputsch hinweggefegt. Die Helden dieser Nelkenrevolution feierten nicht - sie machten ihrem Unmut über die Lage im Land Luft.

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Feier in Lissabon zum Jahrestag der Nelkenrevolution (Foto: picture-alliance/AP Photo)
Bild: picture-alliance/AP Photo

Demonstrationen statt pompöser Feierlichkeiten - die Organisatoren der Gedenkfeier der portugiesischen "Nelkenrevolution" vor 40 Jahren hatten sich den 25. April etwas anders vorgestellt. Beim traditionellen Festmarsch auf der Avenida da Liberdade in Lissabon riefen tausende Menschen Parolen gegen den Sozialabbau und die Gläubigertroika aus Europäischer Union, Internationalem Währungsfonds und Europäischer Zentralbank. "Der 25. April ist auf der Straße, der Kampf geht weiter", riefen die Demonstranten. Zugleich kritisierten sie die rigide Sparpolitik der rechtskonservativen Regierung von Ministerpräsident Pedro Passos Coelho.

Die Protagonisten des 25. Mai 1974 boykottierten das dritte Jahr in Folge die offiziellen Festveranstaltungen. Mit ihrer "Vereinigung 25. April" hielten sie eine eigene Gedenkveranstaltung ab. Der frühere Hauptmann Vasco Lourenço, einer der Hauptakteure des Umsturzes vor vier Jahrzehnten, sagte vor tausenden Zuhörern auf dem Platz Largo do Carmo: "Wenn die Regierung nicht rasch ihre Politik der Unterordnung, Austerität und Verarmung ändert, muss sie abgesetzt werden."

Appell an den Zusammenhalt

Staatschef Anibal Cavaco Silva rief die Portugiesen unterdessen zur Einheit auf. "Immer, wenn wir Einheit gezeigt haben, waren wir den April-Idealen näher", betonte das Staatsoberhaupt. Die Parteien sollten zueinander finden - jetzt, wo bald die Zeit nach der Troika beginne, sagte Silva am Morgen während des offiziellen Festakts im Parlament. Da dort keine Rede eines Revolutionsheldens zugelassen worden war, wurde die Feier im Vorfeld scharf von einflussreichen Politikern kritisiert. Namhafte Persönlichkeiten wie der sozialistische Ex-Regierungschef und -Präsident Mario Soares sowie der Poet und Sozialist Manuel Alegre folgten der Einladung ins Parlament nicht. Der sozialistische Oppositionsführer António Seguro sprach von einem "neuen Eisernen Vorhang", den die Regierung unterstütze, der aber Nord- und Südeuropa trenne und die Portugiesen immer mehr in Not treibe.

Die Nelkenrevolution vom 25. April 1974 beendete 48 Jahre der Gewaltherrschaft des Diktators Antonio de Oliveira Salazar, dem 1968 Marcelo Caetano folgte. Der Name des fast ohne Blutvergießen verlaufenen Aufstands des Militärs geht auf die roten Blumen zurück, die jubelnde Menschen den Soldaten in die Gewehrläufe steckten.

nis/rb (dpa, afp)