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GesellschaftBrasilien

Protest gegen Verschärfung von Abtreibungsrecht in Brasilien

14. Juni 2024

Gemäß einem Gesetzentwurf ultrakonservativer Parlamentarier sollen in Brasilien bestimmte Schwangerschaftsabbrüche mit bis zu 20 Jahren Haft bestraft werden können. Linke und Frauenrechtlerinnen laufen dagegen Sturm.

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Protest in São Paulo gegen die Verschärfung des brasilianischen Abtreibungsrechts
Protest in São Paulo gegen die Verschärfung des brasilianischen AbtreibungsrechtsBild: Wagner Vilas/ZUMA/picture alliance

Ultrakonservative Abgeordnete wollen in Brasilien das Abtreibungsrecht verschärfen und Schwangerschaftsabbrüche in bestimmten Fällen als Mord ahnden lassen. Für eine Abtreibung nach der 22. Woche sieht ein im Abgeordnetenhaus eingebrachter Gesetzentwurf Haftstrafen von sechs bis 20 Jahren vor - auch im Fall einer Vergewaltigung.

Damit würden Vergewaltigungsopfer eine höhere Strafe als ihre Vergewaltiger bekommen, wie brasilianische Medien berichteten. Der linksgerichtete Präsident Luis Inácio Lula da Silva und die Regierungsparteien haben im Parlament keine Mehrheit.

Auch in Rio de Janeiro wird gegen die Initiative der ultrakonservativen Abgeordneten demonstriert
Auch in Rio de Janeiro wird gegen die Initiative der ultrakonservativen Abgeordneten demonstriertBild: Bruna Prado/AP/picture alliance

Mehr als zehntausend Menschen protestierten in Städten wie São Paulo und Rio de Janeiro gegen den Gesetzesvorstoß. Sie verlangten, dass es mindestens Ausnahmen für Vergewaltigungsopfer geben müsse. In Rio de Janeiro zündeten die Protestierenden Kerzen an und riefen in Sprechchören "Ein Mädchen ist keine Mutter".

Frauenministerin Cida Gonçalves verwies darauf, dass in Brasilien jeden Tag 38 Mädchen unter 14 Jahren ein Kind zur Welt brächten. Das bedeute, dass sie alle Opfer einer Vergewaltigung geworden seien.

Die brasilianische Frauenministerin Cida Gonçalves gemeinsam mit Staatschef Luis Inácio Lula da Silva im März in Brasilia
Die brasilianische Frauenministerin Cida Gonçalves gemeinsam mit Staatschef Luis Inácio Lula da Silva im März in BrasiliaBild: Evaristo Sa/AFP/Getty Images

Auch Linke und Frauenrechtlerinnen reagierten empört auf die Initiative der Konservativen. Ihrer Ansicht nach wären von der Verschärfung vor allem Mädchen und junge Frauen betroffen, die nach einer Vergewaltigung oft Probleme haben, über die erlebte Gewalt zu sprechen - oder Anzeichen einer Schwangerschaft erst spät bemerken. Nach offiziellen Statistiken ist die Mehrheit (rund 64 Prozent) der Vergewaltigungsopfer jünger als 14 Jahre.

Geschätzt eine Million illegale Abtreibungen

In Brasilien sind Schwangerschaftsabbrüche grundsätzlich verboten. Ausnahmen gibt es, wenn die Mutter vergewaltigt wurde, ihr Leben in Gefahr ist oder wenn der Fötus eine schwere Fehlbildung hat. In allen anderen Fällen gilt eine Abtreibung als Straftat und kann derzeit mit bis zu vier Jahren Gefängnis bestraft werden.

Pro Jahr werden in Brasilien rund 2000 legale Abtreibungen vorgenommen, denen vorher ein Gericht zustimmen muss. Geschätzt mehr als eine Million Mädchen und Frauen lassen illegal ihre Schwangerschaft unter oft mangelhaften hygienischen Bedingungen beenden.

sti/AR (afp, epd)