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Bedford-Strohm ist neuer EKD-Chef

Klaus Krämer11. November 2014

Heinrich Bedford-Strohm ist Theologe, Facebook-Fan und Vater. Die Synode der Evangelischen Kirche in Deutschland hat den bayerischen Landesbischof zum Ratsvorsitzenden gewählt.

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Heinrich Bedford-Strohm neuer EKD - Ratspräsident
Bild: picture-alliance/dpa/Arno Burgi/

Der Neue an der Spitze ist fest davon überzeugt, dass die Zivilgesellschaft die Kirchen für ihre ethische und soziale Grundordnung braucht. Ein ideales Selbstverständnis für einen Menschen in dieser Position. Heinrich Bedford-Strohm - graues Haar, Seitenscheitel links, wache Augen, hat eine freundliche, verbindliche Ausstrahlung. Der frisch gewählte Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verkörpert auf keinen Fall das klischeehafte Bild eines ernsten, weltfremden, vor Moral überfließenden Würdenträgers. Kein intellektuelles Geschwurbel auf sprachlichem Höchstniveau, bei dem das gemeine Kirchenmitglied nur noch unverständig mit den Ohren schlackert. Vielmehr begegnet einem ein zugewandter Mensch ohne Allüren, ein klugen Kenner aktueller politischer und gesellschaftlicher Verhältnisse und erst recht ein gestandener Christ und Theologe. Womöglich ist ihm das in die Wiege gelegt.

Evangelisch in katholischem Umfeld

Geboren wird Heinrich Strohm, wie er damals noch heißt, 1960 in Memmingen in Bayern, also einem überwiegend katholisch geprägten Bundesland. Doch die evangelische Seite Bayerns lernte er bereits von Kindesbeinen an kennen. Sein Vater, von Beruf evangelischer Pfarrer, bescherte ihm eine Kindheit und Jugendzeit in Pfarrhäusern zwischen Allgäu, Franken und Niederbayern. Dass diese prägende Zeit keineswegs negativ gewesen sein kann, beweist der Entschluss des Pfarrerssohns, in die Fußstapfen des Vaters zu treten.

Bemerkenswerte Karrieresprünge

Das Studium der Evangelischen Theologie absolvierte er von 1981 bis 1988 in Erlangen, Heidelberg und Berkeley. 1984 wird aus Heinrich Strohm und der Amerikanerin Deborah Bedford das Ehepaar Bedford-Strohm. Nach dem Studium beginnt für den junge Theologen die Assistenz am Lehrstuhl für Systematische Theologie und Sozialethik an der Universität Heidelberg. 1992 wird Bedford-Strohm promoviert mit einer Arbeit über Armut und Gerechtigkeit. Sechs Jahre später folgt, wieder in Heidelberg, seine Habilitation in Systematischer Theologie. Diesmal geht es um den sozialen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Sowohl als Theologe wie auch als Sozialethiker bleibt dies ein prägender Grundgedanke. seines beruflichen Werdegangs. Es folgen Lehraufträge an deutschen und südafrikanischen Universitäten sowie in New York.

Evangelische Kirche: Landesbischof der evangelischen Christen in Bayern Heinrich Bedford-Strohm 2011 mit Ehefrau Deborah
Deborah Bedford-Strohm gratuliert ihrem Mann nach dessen Wahl zum Landesbischof 2011Bild: picture-alliance/dpa/Peter Kneffel

Vom Katheder in die Praxis

Gleichzeitig die Pfarrausbildung. Von 1997 bis 2004 hat er eine Pfarrstelle in Coburg. Das bedeutet: Arbeit an der Basis, Begegnung mit Menschen, Seelsorge, Gemeindearbeit. Vielleicht entwickelt er hier bereits mit Blick auf den Gottesdienst sein Ziel, dass die Besucher entdecken sollen, "wie gut es tut, mindestens einmal in der Woche einen Ort und eine Zeit zu haben, wo alles andere zurücksteht und Christen gemeinsam über Gott und die Welt und über sich selbst nachdenken."

Am 30. Oktober 2011 wird Heinrich Bedford-Strohm in sein Amt als Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern eingeführt. Den ersten Heiligabend im neuen Amt verbringt der neue Landesbischof nicht nur mit seiner Frau und den drei Söhnen. Er besuchte Flüchtlinge in einer Münchner Erstaufnahmeeinrichtung für Asylbewerber. Schon damals sein Appell: "Das Etikett 'Asylanten' verdeckt, welche interessante und eindrucksvollen Persönlichkeiten hier leben. Ich wünsche mir in unserem Land viel mehr Aufmerksamkeit für diese Menschen." Unverkennbar seine Empathie für Schwache und Benachteiligte. Dieses Anteil nehmen mag ein Grund dafür sein, dass Bedford-Strohm sich den 1980er Jahren politisch der SPD angeschlossen hat. Während seiner Amtszeit als Landesbischof und EKD-Ratsvorsitzender ruht diese Mitgliedschaft.

Evangelische Kirche: Landesbischof der evangelischen Christen in Bayern Heinrich Bedford-Strohm 2009 mit Huber
Heinrich Bedford-Strohm und Mentor Wolfgang Huber 2009Bild: imago/suedraumfoto

Hervorragend vernetzt

Großes Engagement entfaltet Bedford-Strohm dagegen im relativ neuen Medium Facebook. Sowohl dienstlich als auch privat gilt er als bestens vernetzt - mit steigender Tendenz.

Das gilt insbesondere für sein kirchliches Wirken. Die wissenschaftlichen Studien, die Lehrtätigkeiten im Ausland, die Mitgliedschaft in zahlreichen nationalen und internationale Organisationen, aber auch sein bisheriges Engagement im Rahmen der EKD lassen vielfältige Beziehungen entstehen. In seinem künftigen Ehrenamt als Protestanten-Chef werden sie ihm gewiss nicht im Wege stehen. Seine Kontakte zur katholischen Kirche erst recht nicht.

Ökumene als Anliegen

Mit Blick auf das Miteinander der beiden großen Kirchen ist Bedford-Strohm überzeugt: "Ein beharrliches Festhalten an den konfessionellen Trennungen würde unser Zeugnis verdunkeln." In einem Gespräch mit der DW betonte er vor einigen Monaten, "dass es keinen katholischen, keinen evangelischen und keinen orthodoxen Christus gibt, sondern den einen Christus. Das zu erfahren und im Herzen zu erleben, ist das Entscheidende der Ökumene."

Evangelische Kirche: Landesbischof der evangelischen Christen in Bayern Heinrich Bedford-Strohm 2012 mit Marx
Zwei, die sich schätzen. Der bayerische Landesbischof mit Kardinal Reinhard M arxBild: imago/epd

Und so verwundert es nicht, dass der evangelische Landesbischof mit dieser Überzeugung in den vergangenen drei Jahren ein gutes Verhältnis zu seinem katholischen Pendant Kardinal Reinhard Marx aufgebaut hat. Beide sind sowohl Regionalbischöfe und zugleich die höchsten Repräsentanten ihrer Kirche in Deutschland, zweifellos eine kirchliche Machtkonzentration an der Isar.

Wie lange das so bleibt, bestimmt eine neue EKD-Synode im November 2015. Dann wird ein Ratsvorsitzender für sechs Jahre gewählt. Bis zum Ende der "Legislaturperiode" des aktuellen evangelischen "Kirchenparlaments" ist Heinrich Bedford-Strohm zunächst Lückenfüller. Wenn man so will, eine einjährige Probezeit.