Prozess gegen Bill Cosby geplatzt
17. Juni 2017Die zwölfköpfige Jury in Norristown/Pennsylvania konnte sich in mehrtägigen Beratungen nicht einigen. So endete der bisher einzige Missbrauchsprozess gegen den US-Fernsehstar Bill Cosby in erster Runde ohne eine Entscheidung, wie der zuständige Richter Steven O'Neill verkündete. Dieser Beschluss stellt erst einmal einen Sieg für den 79-jährigen Angeklagten dar, dem bei einem Schuldspruch eine bis zu 30-jährige Haftstrafe gedroht hätte. Rund 60 Frauen beschuldigen Cosby sexueller Übergriffe.
Zweiter Anlauf der Anklage
Allerdings kündigte der Staatsanwalt des Distrikts Montgomery, Kevin Steele, umgehend an, er werde ein neues Verfahren beantragen. Für ihn ist das Urteil eine deutliche Schlappe, weil er mit seinen Argumenten die Geschworenen nicht überzeugen konnte.
Cosby, der zunächst keine Reaktion auf die Entscheidung zeigte, bleibe angeklagt, erklärte Richter O'Neill. Der Schauspieler bleibe gegen Kaution auf freiem Fuß. Der Prozess fand im US-Bundesstaat Pennsylvania statt.
Laut US-Gesetz ist es notwendig, dass ein Angeklagter ohne jeden "vernünftigen Zweifel" schuldig gesprochen wird - besteht ein Zweifel an seiner Schuld, muss er freigesprochen werden. Zudem schreibt das US-Rechtssystem in Strafprozessen zwingend eine einstimmige Entscheidung der Geschworenen vor. Wird diese nicht erreicht, ist das Verfahren geplatzt. Dann kann der Fall noch einmal komplett neu aufgerollt werden.
Andere Anschuldigungen verjährt
Cosby, einst eine amerikanische TV-Legende, wird von rund 60 Frauen beschuldigt, sie in früheren Jahrzehnten missbraucht zu haben. Da die meisten Anschuldigungen verjährt sind, beschränkt sich das Strafverfahren aber auf einen einzigen Fall aus dem Jahr 2004. Die heute 44-jährige Frau wirft Cosby vor, sie damals in seinem Haus in Philadelphia mit Tabletten betäubt und sich dann an ihr vergangen zu haben.
SC/jj (APE, afp, dpa)