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Pruitt: "Das Problem gibt es überall in den USA"

Jan Fritsche15. August 2014

Die US-Kleinstadt Ferguson ist nach den tödlichen Schüssen auf einen jungen Schwarzen weiter im Ausnahmezustand. Der Bürgerrechtler Adolphus Pruitt fordert eine nationale Lösung für Rassenkonflikte.

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Adolphus Pruitt NAACP (Foto: Stlamerican.com)
Bild: Stlamerican.com

DW: Präsident Obama hat in einer TV-Ansprache gesagt, es sei an der Zeit für Versöhnung und Frieden. Derweil dauern die gewaltsamen Proteste wegen der tödlichen Polizeischüsse auf den schwarzen Teenager Michael Brown in der Kleinstadt Ferguson, einem Vorort von St. Louis/Missouri, seit Tagen an. Ist es wirklich schon Zeit für Versöhnung?

Adolphus Pruitt: Ich stimme dem Präsidenten absolut zu. Es ist an der Zeit für Versöhnung, wir haben uns bereits mit dem Polizeichef getroffen. Wir wollen zeigen, dass die Stadt Ferguson und die Polizei hier dafür da sind, die Rechte der Bürger zu schützen, die friedlich demonstrieren wollen.

Also sind Sie zufrieden, wie die Behörden die Proteste handhaben? Obwohl die Polizei beschuldigt wird, zu aggressiv vorzugehen und nahezu militärisch bewaffnet zu sein?

Nein, bis jetzt sind wir nicht zufrieden. Aber ich sehe den anstehenden Veränderungen positiv entgegen. Die Behörden haben zugestimmt, ausreichend Platz und Möglichkeiten für Demonstranten zu schaffen, die ihre gesetzlichen Rechte ausüben und protestieren wollen. Dabei dürfen die Menschen nicht in Gefahr geraten.

Die Situation in Ferguson ist außergewöhnlich: Zwei Drittel der Menschen hier sind schwarz, wohingegen es in der Polizei so gut wie keine Afro-Amerikaner gibt. Selbst die eigenen Statistiken der Polizei in Ferguson legen nahe, dass Schwarze eher ins Visier der Behörden geraten. Sind die Rassenkonflikte zwischen der Polizei und den Menschen hier lediglich eine regionale Besonderheit?

Was Michael Brown passiert ist und was diese Statistiken aussagen, das ist ein Problem im ganzen Land. Eine Sache, die wir keinesfalls tun dürfen, ist, den Fall Michael Brown lediglich auf die Stadt Ferguson zu reduzieren, auf St. Louis oder auf den Staat Missouri. Es ist ein nationales Problem, es passiert überall. Und was wir hier dagegen unternehmen, das muss als Modell gelten, das auf das ganze Land übertragbar sein muss.

Was genau muss jetzt passieren?

Michael Brown muss Gerechtigkeit erfahren und zwar so schnell wie möglich. Außerdem muss es bei der Polizei sofortige Reformen geben, wie die Polizei allgemein mit den Menschen umgeht, nicht nur im Kontext von Hautfarbe. Die Beamten müssen menschlicher werden, vernünftiger, flexibler. Polizisten müssen die Einstellung haben, dass sie nicht unbedingt darauf aus sind, jemanden zu verhaften. Sie müssen die Menschen mit der gleichen Würde und dem gleichen Respekt behandeln, den sie selbst auch erfahren möchten.

Nach der Bürgerrechtsbewegung der 1960er, nach der Wahl des ersten schwarzen Präsidenten 2008 haben die Vereinigten Staaten noch immer solch große Probleme mit Rassenkonflikten?

Wir sind an einem Punkt, an dem das Glas halb leer oder halb voll ist. Da ist die Hälfte, die noch immer an Rassenungleichheit glaubt, die immer noch an Geschlechterungleichheit glaubt und die glaubt, dass andere Menschen ihnen unterlegen seien. Ich weiß nicht genau, wie wir dieses Problem hinter uns lassen sollen, aber ich bin sicher, wenn überhaupt, dann können wir es in diesem Land schaffen.

Adolphus Pruitt ist Präsident der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP) in St. Louis.