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PSG gegen ManCity: Mehr als ein Spiel

Constantin Eckner
27. April 2021

Paris St. Germain und Manchester City sind in den Augen ihrer Besitzer kaum mehr als verlängerte Arme zweier Staaten. So ist das Champions-League-Duell zwischen beiden auch ein Kräftemessen zweier verfeindeter Emirate.

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Bildkombo | Paris Saint-Germain und Manchester City

Auf den ersten Blick verspricht das Champions-League-Halbfinale zwischen Paris Saint-Germain und Manchester City an diesem Mittwoch einen fußballerischen Leckerbissen. Mit Kylian Mbappé und Neymar auf Seiten von PSG und Kevin De Bryune und İlkay Gündoğan bei City stehen allein vier der feinsten Ballkünstler der Welt auf dem Rasen. Doch bei diesem Spiel geht es um mehr als atemberaubende Dribblings und sehenswerte Tore. Es gibt eine nicht zu unterschätzende geopolitische Dimension.

Ein Blick zurück: Anfang Januar unterzeichneten Politiker der regionalen Staatenvereinigung Golfkooperationsrat (GCC) ein Abkommen, das eine Beendigung der gegenseitigen Anfeindungen vorsah. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman umarmte öffentlichkeitswirksam den katarischen Emir Tamim bin Hamad Al Thani auf dem Rollfeld von Al-'Ula. Die sogenannte Katar-Blockade war vorüber. Zuvor hatten Saudi-Arabien, Bahrain, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) dreieinhalb Jahre lang alle Land-, See- und Luftanbindungen zu Katar gesperrt, weil das Emirat – in den Augen der Gegner – zu enge Kontakte zum Erzfeind Iran pflegte und radikale Organisationen wie die Muslimbruderschaft unterstützte.

Abu Dhabi folgte dem Beispiel Dubais

Was hat der ganze Vorgang mit Fußball zu tun? Zwei der beteiligten Parteien sind im Champions-League-Halbfinale involviert. Abu Dhabi stieg 2008 bei Manchester City ein, Katar übernahm drei Jahre später Paris Saint-Germain. "Mit Blick auf die Golfstaaten ist es ein Prozess, der Anfang des Jahrtausends startete und bei dem die VAE und Katar am ambitioniertesten waren", sagt James Montague, der für internationale Medien über Fußball im Nahen Osten berichtet, gegenüber der DW: "Anfangs war vor allem Dubai richtig gut darin, Sportinvestitionen politisch zu nutzen. Dann kam der Finanzcrash 2008 und Dubai, das keine natürlichen Ressourcen besitzt, wurde von Abu Dhabi gerettet."

Abu Dhabi habe dann die Blaupause von Dubai genutzt, Manchester City übernommen und dank fast unerschöpflicher Ressourcen den zuvor strauchelnden Verein aufgepäppelt. Katar, das selbst schon in einigen Sportarten aktiv war, wollte sich seinerseits im Fußball profilieren und kaufte deshalb der US-amerikanischen Investmentfirma Colony Capital die Mehrheitsanteile an PSG ab. In einem seien sich Katar und Abu Dhabi mittlerweile einig: Sie sehen die erworbenen Clubs vor allem als "verlängerten Arm des Staates", wie es Montague formuliert.

Spannungen zwischen Katar und Abu Dhabi bleiben

Am Mittwochabend treffen nun beide Mannschaften erstmals seit der Katar-Blockade aufeinander. Abu Dhabi war über Jahre hinweg die treibende Kraft hinter dieser Blockade und hat trotz der Unterzeichnung des Abkommens die diplomatischen Beziehungen mit Doha noch nicht wieder aufgenommen. Da die ideologischen Auseinandersetzungen zwischen der Führung Abu Dhabis und dem katarischen Herrscherhaus Al Thani über Jahre hinweg an Intensität gewannen, lassen sich die Gräben nicht einfach wieder zuschütten. Abu Dhabi möchte Katar auch weiterhin in die Schranken weisen.

"Die Spannungen werden die transportierte Zuneigung, etwa zur Schau gestellt durch öffentliche Umarmungen, überdauern", sagt der Nahostforscher Mustafa Menshawy von der Lancaster University der DW. "Die Forderungen der Golfstaaten an Katar bleiben ohnehin unerfüllt. Beispielsweise hat Katar bereits abgelehnt, die Verbindungen zum Iran zu kappen."

Wettkampf zwischen den Emiraten 

Fussball St. Germain Arabische Investoren
Europäischer Spitzenfußball im Fokus arabischer Scheichs: 2012 beim Training von PSG in KatarBild: Getty Images/AFP/F. Fife

Mbappé oder De Bruyne mag an diesem Mittwochabend anderes durch den Kopf gehen als die geopolitische Gemengelage in der Golfregion. Aber die Eigner ihrer Teams sind aus ähnlichen Motiven in den Fußball eingestiegen. Zunächst geht es Katar wie auch Abu Dhabi darum, mit dem Prestige des Sports das eigene Image aufzuwerten. Gerade die VAE sind seit dem Arabischen Frühling noch einmal autokratischer geworden, versuchen aber nach außen hin eine gewisse Weltoffenheit auszustrahlen - auch unter Zuhilfenahme des Sports. Diese Strategie ist gemeinhin bekannt als "Sportswashing".

Darüber hinaus wollen beide Emirate aber auch zeigen, welches das potentere von beiden ist. Der ganz große Erfolg auf europäischer Bühne blieb trotz milliardenschwerer Investitionen in die Mannschaften bis jetzt aus. Paris stand im vergangenen Jahr im Champions-League-Finale gegen Bayern München, das selbst ein enges Verhältnis zu Katar pflegt. City errreichte trotz der finanziellen Unterstützung aus Abu Dhabi noch nie das Endspiel der Königsklasse. Für beide Klubeigner wäre ein Sieg in diesem Halbfinale aber nicht nur erfreulich, weil sie damit dem großen Traum einen Schritt näher kämen. Gleichzeitig hätten sie einen Rivalen aus der Region herausgekegelt. Es geht eben nicht nur um Fußball allein.