Putin warnt bei Moskauer Militärparade vor globalem Konflikt
9. Mai 2024In einer Ansprache bei der großen Militärparade auf dem Roten Platz hat Staatschef Wladimir Putin dem Westen vorgeworfen, einen globalen Konflikt zu riskieren. Russland werde "alles tun, um eine globale Konfrontation zu vermeiden", versicherte Putin. "Gleichzeitig werden wir niemandem erlauben, uns zu bedrohen." Die russischen Atomstreitkräfte seien "immer in Alarmbereitschaft". Vor den mehr als 9000 angetretenen Soldaten betonte der Präsident die Verteidigungsfähigkeit seines Landes und nannte die Soldaten, die in der Ukraine kämpfen, Helden.
Der russische Präsident beschuldigte zudem den Westen, dieser versuche die Erinnerung an den Sieg der Sowjetunion am Ende des Zweiten Weltkrieges zu verfälschen. Die Wahrheit störe "diejenigen, die ihre koloniale Politik auf Heuchelei und Lüge aufbauen", sagte der Kremlchef. "Revanchismus, die Verhöhnung der Geschichte, das Bemühen, die heutigen Nachahmer der Nazis zu rechtfertigen - das ist Teil der allgemeinen Politik westlicher Eliten, immer neue regionale Konflikte zu entzünden, ethnische oder religiöse Konflikte."
Rechtfertigung für Ukraine-Krieg
Nach Ansicht von Beobachtern nutzt Putin das Weltkriegsgedenken zunehmend, um den von ihm angeordneten Krieg gegen die Ukraine als angebliche Fortsetzung des Kampfes gegen den Faschismus darzustellen. Den Vorwurf, den deutschen Nationalsozialisten nachzufolgen, erhebt Putin gewöhnlich gegen die Ukraine, die er seit zwei Jahren mit Krieg überzieht. Aber auch die Länder, die die Ukraine unterstützen, rückt er in diese Nähe.
Putin betrachtet den Krieg gegen die Ukraine darüber hinaus als Teil eines Kampfes mit dem Westen, der Russland nach dem Fall der Berliner Mauer 1989 gedemütigt habe, indem er in das Gebiet eingedrungen sei, das Moskau als seine Einflusssphäre betrachtet. Putin beklagte in diesem Zusammenhang in seiner Rede ferner, dass in vielen Ländern sowjetische Ehrenmale abgerissen würden.
Auf die Ansprache des Präsidenten, der gerade erst offiziell in seine fünfte Amtszeit gestartet war, folgte der Vorbeimarsch der Soldaten. An Technik gezeigt wurden unter anderem mobile Abschussrampen der strategischen Atomraketen RS-24 Jars. Anders als im Vorjahr gab es trotz kalten Wetters mit leichtem Schneefall auch einen Überflug russischer Kampfjets. Die Parade wurde abgenommen von Verteidigungsminister Sergej Schoigu.
Mehrere Aufmärsche abgesagt
Die traditionellen Paraden gab es auch an einigen anderen Orten, doch in vielen Städten wurden sie in diesem Jahr aus Sicherheitsgründen abgesagt - unter anderem in den an die Ukraine grenzenden Gebieten Brjansk und Kursk. Der traditionelle Gedenkmarsch des "Unsterblichen Regiments" in Moskau fällt in diesem Jahr zum zweiten Mal in Folge aus. Grund für die Absage waren auch hier Sicherheitsbedenken.
Der Zweite Weltkrieg war vor 79 Jahren durch die Kapitulation der deutschen Streitkräfte zu Ende gegangen. In Westeuropa wird des Ereignisses am 8. Mai gedacht, in Russland und anderen ehemaligen Staaten der Sowjetunion am 9. Mai.
kle/AR (dpa, rtre, afp)