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Putin wittert Kampagne gegen Russland

27. Juli 2016

Wenig überraschend ist Russlands Präsident von den Dopinganschuldigungen gegen sein Land nicht begeistert. Einmal mehr kritisiert Wladimir Putin das Vorgehen der WADA und lobt stattdessen die Reaktion des IOC.

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Wladimir Putin (Foto: picture alliance/empics/M. Dunham)
Bild: picture alliance/empics/M. Dunham

Kremlchef Wladimir Putin hat die Doping-Vorwürfe gegen russische Sportler und Funktionäre als Kampagne bezeichnet und den Olympia-Ausschluss russischer Athleten erneut scharf kritisiert. Die Sperre für die Wettkämpfe in Rio de Janeiro (5. bis 21. August) basiere auf unbewiesenen Anschuldigungen, meinte der Präsident am Mittwoch in Moskau. "Der Ausschluss ist ein Schlag für den Weltsport und die olympische Idee", sagte Putin bei einem Treffen mit der Olympia-Mannschaft des Landes im Kreml. Bei der Sperre sei die Unschuldsvermutung aufgehoben worden, sagte Putin trotz seiner Kenntnis der Inhalte des McLaren-Reports der Welt-Anti-Doping-Agentur WADA, der am Montag vergangener Woche veröffentlicht wurde. Darin präsentierte die WADA zahlreiche Hinweise auf staatlich gelenktes Doping und Vertuschung positiver Tests auch mit Hilfe des russischen Geheimdienstes.

"Das ist unvereinbar mit dem Sport und mit elementaren Normen des Rechts. Die Situation verstößt auch gegen den gesunden Menschenverstand", sagte Putin dennoch und bezeichnete die Abwesenheit zahlreicher russischer Athleten als Verlust für Olympia in Rio. "Die Qualität der Medaillen ist eine andere", sagte Putin.

Lob fand er für das von dem Deutschen Thomas Bach angeführte Internationale Olympische Komitee. "Das IOC hat sich ungeachtet eines riesigen öffentlichen Drucks nicht an der Spaltung der olympischen Bewegung beteiligt", meinte er. Das IOC hatte einen Komplettausschluss Russlands abgelehnt, was international auf ein gespaltenes Echo gestoßen war. Die Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa sagte bei dem Treffen im Kreml: "Saubere Sportler sind grob und frech suspendiert worden." Die Athleten hätten keine Chance zur Verteidigung erhalten. "Wir bezahlen für Fehler anderer Sportler", sagte die zweifache Olympiasiegerin.

Russische Leichtathleten bleiben gesperrt

Issinbajewa bleibt aber genau wie die anderen russischen Leichtathleten bis auf eine Ausnahme kollektiv für die Olympischen Spiele gesperrt. Weitspringerin Darja Klischina erhielt von der IAAF die Startberechtigung für Rio, da sie schon lange in den USA lebt und nicht dem korrumpierten russischen Kontrollsystem unterlag. Der Weltverband IAAF lehnte nun einen Antrag des russischen Sportministers Witali Mutko über eine Sondererlaubnis für Jelena Issinbajewa und Co. ab. "Die früher getroffene Entscheidung bleibt in Kraft", kommentierte Mutko, der IAAF-Präsident Sebastian Coe zuvor in einem Brief um eine Starterlaubnis für die Leichtathleten ersucht hatte.

Stabhochspringerin Jelena Issinbajewa (Foto: picture alliance/dpa/S. Ilnitsky)
Stabhochspringerin Jelena IssinbajewaBild: picture alliance/dpa/S. Ilnitsky

Das IAAF-Council hatte zuletzt am 17. Juni in Wien die Suspendierung des russischen Verbandes wegen des massiven Dopingbetrugs auf unbestimmte Zeit und damit das Aus der russischen Leichtathletik für die Spiele in Brasilien bestätigt. Zuletzt war eine Gruppe von 68 Leichtathleten um Issinbajewa vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS mit einer Klage gegen den Ausschluss gescheitert. Doping-Whistleblowerin Julia Stepanowa wurde der Start als "neutrale Athletin" am Zuckerhut vom IOC ebenfalls verwehrt. Zwar begrüßte die Ethikkommission Stepanowas Beitrag zum Anti-Doping-Kampf, da sie aber selbst mindestens fünf Jahre Teil des Systems gewesen sei, würde sie nicht die ethischen Anforderungen an einen olympischen Athleten erfüllen. Die 800-Meter-Läuferin bezichtigte das IOC daraufhin der Lüge und bemängelte eine ungerechte Behandlung durch den olympischen Weltverband.

asz/tk (sid, dpa)