Nationalsozialismus in TV und Film
21. November 2017Deutsche Geschichte im Allgemeinen und die Zeit des Nationalsozialismus im Besonderen - in Film und Fernsehen ist das seit Ende des Zweiten Weltkriegs ein Dauerthema. Und das nicht nur bei heimischen Regisseurinnen und Regisseuren. Schaut man auf die Produktionsgeschichte deutscher Filmstudios, so fällt auf, dass auch viele renommierte Regisseure aus dem Ausland immer wieder gern nach Berlin, München oder in andere Regionen der Republik gekommen sind, um dort zu drehen. In den vergangenen Jahrzehnten haben auch sie oft und gern Geschichten von Nazis und NS-Verbrechen erzählt, von deutschen Opportunisten und Widerstandskämpfern, von der Vorgeschichte der Nazi-Herrschaft und deren Auswirkungen nach 1945. Hier eine kleine Auswahl - ohne Anspruch auf Vollständigkeit:
1. "Cabaret" von Bob Fosse (1971)
Anfang der 1970er Jahre drehte der amerikanische Regisseur Bob Fosse sein Musical "Cabaret". Zur Besetzung gehörten damals unter anderem Liza Minnelli und Michael York, aber auch deutsche Schauspieler wie Helmut Griem und Fritz Wepper. Vorlage waren das gleichnamige Broadway-Musical und der Roman "Goodbye to Berlin" von Christopher Isherwood. Die Handlung spielt in den Jahren vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten. Das Finale des Films lässt keinen Zweifel daran, wohin sich die deutsche Geschichte entwickeln wird. Bob Fosse und sein Team drehten in den Münchner Bavaria-Studios, in West-Berlin und im Eutiner Schloss. Der Film bekam 1973 acht Oscars.
2. "Das Schlangenei" von Ingmar Bergman (1977)
Der große schwedische Regisseur drehte seinen Film "Das Schlangenei" Mitte der 1970er Jahre in München, vor allem in den Bavaria-Studios. Auch Bergman erzählte eine "deutsche" Geschichte. Im Berlin der Zwanziger Jahre ist seine Erzählung im Zirkusmilieu angesiedelt, ein Melodrama um Gewalt und Leidenschaft in Zeiten herannahendes Unheils: "Jeder kann sehen, was die Zukunft bringt. Es ist wie ein Schlangenei. Durch die dünnen Häute kann man das fast völlig entwickelte Reptil deutlich erkennen", so einer der Protagonisten des Films. Gemeint war unzweifelhaft der Nationalsozialismus.
3. "Mephisto" von István Szabó (1981)
Unter anderem nach Hamburg und Berlin ging der ungarische Regisseur István Szabó Anfang der 1980er Jahre, um seinen Film "Mephisto" zu drehen. Das Werk nach dem Roman von Klaus Mann schildert mehr oder weniger verhüllt den Karriereaufstieg des berühmten Theaterstars Gustav Gründgens während des Nationalsozialismus in Deutschland. Der Roman war in der Nachkriegs-Bundesrepublik zeitweise verboten. Der Film des ungarischen Meisterregisseurs mit Klaus-Maria Brandauer in der Hauptrolle wurde ein Welterfolg, bekam einen Preis in Cannes sowie einen Oscar.
4. "Operation Walküre - Das Stauffenberg-Attentat" von Bryan Singer (2008)
In Berlin, Potsdam und Brandenburg drehte der Amerikaner Bryan Singer seinen Widerstandsfilm "Valkyrie" (Originaltitel) mit Superstar Tom Cruise in der Titelrolle. Die Dreharbeiten in der deutschen Hauptstadt wurden seinerzeit von einem großen Medienrummel begleitet. Einerseits, weil der Star Tom Cruise in der Hauptstadt weilte - zum anderen, weil eben jener Darsteller, der einen Hitler-Gegner verkörperte, hohes Scientology-Mitglied war. Für manche Beobachter war das nicht zu ertragen. Für den aufwendigen Film wurden in Berlin einige Kulissen originalgetreu nach historischen Bauten wiedererrichtet.
5. "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino (2009)
Nur ein Jahr später kam wieder ein Hollywood-Tross nach Deutschland, um einen großen Film mit Nazi-Thematik zu drehen. Kultregisseur Quentin Tarantino ließ es sich nicht nehmen, seine Nazi-Fantasy-Story in Deutschland zu inszenieren. Berlin-Babelsberg, Görlitz, dazu weitere Drehorte in Sachsen und Brandenburg wurden aufgesucht. Stars wie Brad Pitt, Michael Fassbender, Christoph Waltz und Mélanie Laurent gehörten zur Besetzung. Und wie immer bei diesem Regisseur kamen Dichtung und Wahrheit in der Filmhandlung ganz nah zusammen: "Inglourious Basterds" schrieb die Nazi-Geschichte um.
6. "Der Vorleser" von Stephen Daldry (2008)
Ebenfalls in Berlin, Brandenburg und Sachsen, aber auch in Köln und Hürth, setzte der Brite Stephen Daldry die Romanverfilmung von "Der Vorleser" in Szene. Diesmal ging es um ein Stück NS-Vergangenheitsaufarbeitung in den '50er und '60er Jahren. An der Seite von Kate Winslet war der junge Deutsche David Kross zu sehen. Für Winslet wurde der Film zum Triumph, sie gewann zahlreiche Preise für ihren Auftritt, unter anderem den Darstellerinnen-Oscar. Von jüdischer Seite wurde der Romanverfilmung eine verharmlosende Tendenz vorgeworfen.