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Römische Steinhäuser in Kempten ausgegraben

27. Oktober 2022

Archäologen haben in Bayern zwei reich ausgestattete Steingebäude ausgegraben. Die Überreste der römischen Wohnhäuser im antiken Cambodunum gehören zu den ältesten in Deutschland.

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Ausgrabungsstätte mit alten Mauern in der Römerstadt Cambodunum
Zwischen diesen Mauern in der Römerstadt Cambodunum herrschte einst reges Leben Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa/picture alliance

Als römische Baumeister vor rund 2000 Jahren in der Stadt Cambodunum zwei steinerne Wohngebäude errichteten, haben sie sich wohl kaum Gedanken darüber gemacht, was eines Tages die Nachwelt über ihre Arbeit sagen würde. Sie waren wohl eher darauf bedacht, ihre Auftraggeber zufrieden zu stellen - mit den damals üblichen Fußbodenheizungen, Thermen zur Entspannung und dekorativen Wandmalereien.

Jetzt haben Archäologinnen und Archäologen die Überreste der Bauten freigelegt - und sind begeistert. Die einstige Römerstadt Cambodunum in der damaligen Provinz Raetien heißt heutzutage Kempten und liegt in Bayern. Schon in den vergangenen beiden Jahrhunderten fanden hier Grabungen statt, schließlich gehört sie zu den ältesten römischen Siedlungen in Deutschland. Damals sei man insbesondere den antiken Mauern gefolgt. Die tiefer gelegenen Siedlungsstrukturen seien aber selten erfasst worden, hieß es seitens der Forschenden.

Paradebeispiel römischer Stadtplanung 

Doch seit drei Jahren untersucht man auch die antiken Siedlungsstrukturen genauer: "Es gibt in Deutschland keine vergleichbaren römischen Wohnbauten in Steinbauweise, allenfalls in Köln und Trier sind entsprechende Funde noch zu erwarten", sagte Johannes Schießl, stellvertretender Leiter des Archäologischen Parks Cambodunum, der Katholischen Nachrichten-Agentur.

Besucher besichtigen einen überdachten Teil des Archäologischen Parks Cambodunum.
Der archäologische Park Cambodunum öffnete 1983 seine Pforten Bild: Manfred Bail/imagebroker/IMAGO

Seit 2019 kooperiert die Stadt Kempten bei dem Grabungsprojekt mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) und dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege. Für die Archäologinnen und Archäologen ist das antike Cambodunum von besonderer Bedeutung, gilt es doch als Paradebeispiel römischer Stadtplanung. "Hier lässt sich die Erschließung und Urbanisierung der Gebiete nördlich der Alpen durch Rom in hervorragender Weise nachvollziehen", sagte Grabungsleiter und LMU-Professor Salvatore Ortisi. 

 "Insula 1" nennt das Archäologenteam die Ausgrabungsstätte - nach dem lateinischen Wort "Insula". So bezeichneten die Römer Wohngebäude, die direkt gegenüber öffentlichen Großbauten wie dem Forum mit Basilika und dem Statthalterpalast standen. Selbstredend waren sie nur den vornehmen und einflussreichsten Familien vorbehalten - was die reichhaltige Ausstattung der jetzt gefunden Gebäude erklärt.

Ein glücklicher Umstand für das Grabungsteam: Der Kernbereich der römischen Vergangenheit der Stadt wurde im Laufe der Jahrhunderte nicht durch moderne Bebauung zerstört, "vielmehr sei dieser als Bodendenkmal noch direkt unter der Grasnarbe erhalten". Die Archäologinnen und Archäologen sind gespannt, was sie noch entdecken werden im antiken Cambodunum.

suc/bb (dpa, kna)