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Rüstungsverkauf: Russland nimmt ersten Platz auf Weltmarkt ein

14. Juni 2006

In den Jahren 2000 bis 2005 Jahren wurde Russland führender Rüstungshändler auf dem Weltmarkt. Warum das so ist, erklärt der Sicherheitsexperte Michael Broszka gegenüber DW-RADIO.

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Die Summe der Exportlieferungen russischer Waffen in den Jahren 2000 bis 2005 beträgt fast 27 Milliarden Dollar - eine Milliarde mehr als bei den Vereinigten Staaten. Diesen Bericht hat am 12. Juni das Stockholmer Friedensforschungsinstitut (SIPRI) veröffentlicht. Den sechsten Platz in der Liste der Rüstungsexporteure nimmt die Ukraine ein. Ihre Einnahmen aus dem weltweiten Rüstungsgeschäft summieren sich auf €1,8 Milliarden. In den letzten zehn Jahren haben die Rüstungsausgaben in der ganzen Welt insgesamt um ein Drittel zugenommen und 2005 einen Umsatz von einer Billion 118 Milliarden Euro erreicht. Im Interview mit DW-RADIO spricht der Wissenschaftliche Direktor des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik, Michael Broszka, über die Gründe dieser Zunahme und darüber, warum Russland auf dem Markt des Rüstungshandels führt und mit welchen Waffen die Ukraine handelt.

DW-RADIO/Russisch: Herr Broszka, wo sehen Sie die Ursache dafür, dass die Ausgaben

für Aufrüstung so hoch gestiegen sind?

Michael Broszka: Es gibt eine Reihe von Antriebskräften, die dazu führen, dass der Rüstungshandel wieder wächst. Ein wichtiger Antriebsfaktor ist der, dass in der Welt einige Regionalmächte danach streben, militärisch besser gerüstet zu sein. Das betrifft zum Beispiel China und Indien. Zweiter wichtiger Grund ist die Modernisierung der Waffensysteme. Die Amerikaner haben seit einigen Jahren sehr viel Geld darin investiert, neue Waffensysteme zu entwickeln, und diese Waffensysteme werden jetzt auch von anderen Ländern importiert. Ein dritter Grund ist, dass in einigen Regionen der Welt auch zunehmend Waffen deswegen hergestellt werden, weil man damit glaubt, unabhängiger zu werden. Dies führt dazu, dass neue Technologie geliefert werden muss, die zu den rüstungsrelevanten Produkten zählt und damit den internationalen Rüstungshandel antreibt.

Warum bietet einerseits die russische Verteidigungsindustrie nur veraltete Waffen an, andererseits ist sie jedoch führend unter den Ländern der Rüstungsexporteure?

Man muss dazu sagen, dass SIPRI eine besondere Rolle einnimmt und dass Russland nur bei SIPRI zahlenmäßig an erster Stelle steht. Das liegt daran, dass bei SIPRI auch ältere Waffensysteme relativ hoch bewertet werden und in die Statistik eingehen, und nicht nur umfangsreiche und teure. Die russische Rüstungsindustrie beliefert hauptsächlich, wie schon genannt, die mittleren Weltmächte, insbesondere China und Indien. Ohne China und Indien wäre Russland nur ein kleiner Rüstungsexporteur. Insofern ist Russland sehr stark fokussiert auf diese beide Länder, die wiederum von den Amerikanern nur sehr beschränkt Rüstungstechnologie erhalten - China praktisch überhaupt nicht und Indien bisher auch sehr eingeschränkt. Russland hat, weil Indien nicht die Option hat in den USA und China nicht in Westeuropa einzukaufen, einen besonders guten Zugang zu den beiden Märkten.

Nach Angaben des SIPRI, nimmt die Ukraine den sechsten Platz unter den größten Rüstungsexporteuren in der Welt. Welche Waffen verkauft sie?

Die Ukraine ist früher ein Bestandteil der Sowjetunion gewesen. Es gibt enge Verbindungen zwischen der russischen und ukrainischen Rüstungsindustrie, vor allen Dingen im Bereich Flugzeug, aber auch in Bereichen der gepanzerten Fahrzeuge und Raketen. Oft sind die Produkte, die aus der Ukraine kommen, nicht in der Ukraine gefertigt, sondern Waffen, die aus anderen Teilen der früheren Sowjetunion, vor allen Dingen Russlands, als Bauteile zugeliefert werden. Es handelt sich allerdings dabei in der Regel um sehr alte Waffensysteme, die auch nur von Ländern gekauft werden, die nicht finanzstark sind und deswegen die relativ billigen ukrainischen Angebote annehmen.

Gleb Gavrik
DW-RADIO/Russisch, 12.6.2006, Fokus Ost-Südost