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Politik

Rabbiner in Wien angegriffen

27. November 2020

Auf offener Straße hat eine Frau in Wien einen Rabbiner mit einem Messer bedroht und ihm die Kippa vom Kopf gerissen. Dabei rief sie judenfeindliche Parolen. Die österreichische Regierung reagiert umgehend.

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Deutschland Gebet in der Neuen Synagoge in Freiburg in Erinnerung an die Reichskristallnacht
Bild: picture alliance/dpa/W. Rothermel

In Wien ist ein antisemitisch motivierter Angriff auf einen Rabbiner verübt worden. Nach bisherigen Erkenntnissen der Polizei rief die Angreiferin "Schlachtet alle Juden" und riss dem Geistlichen Hut und Kippa vom Kopf. Dann flüchtete sie. Laut dem Nachrichtenportal "OE24" gab der Rabbiner bei seiner Befragung durch die Sicherheitskräfte an, Passanten hätten weggeschaut, anstatt ihm zu helfen. Zeugen wurden gebeten, sich bei der Polizei zu melden.

Der Präsident der Wiener Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, bezeichnete den Angriff im 3. Bezirk Landstraße als "verstörenden Vorfall". Die jüdische Gemeinde lasse sich nicht einschüchtern, bekräftigte er via Twitter.

"Europa ohne Juden ist nicht mehr Europa"

Bundeskanzler Sebastian Kurz reagierte umgehend. Antisemitismus müsse mit aller Entschiedenheit bekämpft werden, betonte er ebenfalls im Kurznachrichtendienst Twitter.

"Dieser Angriff ist eine Attacke auf das jüdische Leben in Wien" twitterte Österreichs Innenminister Karl Nehammer nach dem Vorfall. Neben dem bereits angeordneten verstärkten Schutz der Synagogen würden alle Maßnahmen ergriffen, um diesen offensichtlich antisemitisch motivierten Angriff rasch aufzuklären. "Es gibt keine Toleranz bei Antisemitismus - egal ob dieser politisch oder religiös motiviert ist."

Seit dem islamistisch motivierten Anschlag am 2. November, bei dem der Attentäter in der Wiener Innenstadt nahe der Hauptsynagoge vier Passanten getötet hatte, bevor er von der Polizei erschossen wurde, sind die österreichischen Sicherheitsbehörden in erhöhter Alarmbereitschaft. Erst am Donnerstag hatte Innenminister Nehammer angekündigt, aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse sollten Kirchen und weitere religiöse Stätten künftig verstärkt geschützt werden.

Der Antisemitismusbericht für das Jahr 2019 verzeichnet insgesamt 550 entsprechende Vorfälle in Österreich. Das entspricht einer Steigerung von 9,5 Prozent binnen zwei Jahren und mehr als einer Verdoppelung binnen fünf Jahren.

se/fab/kle (dpa, kna, oe24, derstandard)