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Rachemord an Palästinenser?

2. Juli 2014

Nach dem Mord an den drei israelischen Jugendlichen eskaliert die Lage weiter: Bei Jerusalem wird die Leiche eines arabischen Jugendlichen gefunden. Medien sprechen von einem möglichen Rachemord.

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Ein israelischer Polizist am Fundort der Leiche des palästinensischen Jugendlichen (Foto: Reuters)
Bild: Reuters

In einem Wald bei Jerusalem ist die Leiche eines arabischen Jugendlichen gefunden worden. Der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, es werde geprüft, ob es sich um einen Mord nach einer Entführung handle. Israelische Medien sprachen von einem möglichen Racheakt rechtsgerichteter Israelis. "Es gab einen Bericht über einen Jugendlichen, der in Bet Hanina (Ost-Jerusalem) in ein Auto gezerrt wurde", sagte Rosenfeld.

Demonstranten forderten Rache

Es sei aber noch unklar, ob es sich bei dem mutmaßlich Entführten und dem Toten um ein und dieselbe Person handle. "Wir prüfen auch noch, ob die Tat einen kriminellen oder einen nationalistisch motivierten Hintergrund hat." Am Vortag hatten Hunderte rechtsgerichtete Demonstranten in Jerusalem Rache für den Mord an drei jüdischen Jugendlichen gefordert.

Die Leiche des arabischen Jugendlichen wies nach Medienberichten Brandspuren auf. In Bet Hanina kam es am Vormittag zu Ausschreitungen. Einwohner hätten Steine auf Sicherheitskräfte geworfen, teilte die Polizei mit. Ein Sprecher des Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas verurteilte den Mord an dem Jugendlichen. Er sagte, Israel sei verantwortlich und müsse die Täter fassen. Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu bezeichnete den Mord als "abscheulich".

UN-Sicherheitsrat verurteilt Mord an israelischen Jugendlichen

Der UN-Sicherheitsrat verurteilte in einer Erklärung den Mord an den drei israelischen Jugendlichen aufs Schärfste und sprach den Familien der Opfer sein Beileid aus. Die Verantwortlichen für die Tat müssten zur Rechenschaft gezogen werden, forderte das Gremium. Dafür müssten Israel und die Palästinenser weiter zusammenarbeiten. Der Rat rief alle Parteien in dem Konflikt auf, auf Maßnahmen zu verzichten, "die die Situation weiter destabilisieren könnten". Auch die US-Präsidentschaft drängte Israelis und Palästinenser ihre Sicherheitskooperation aufrechtzuerhalten.

Israelische Jugendliche beigesetzt

In Israel waren am Dienstag die drei Jugendlichen unter großer Anteilnahme beigesetzt worden. Zehntausende kamen zu der Trauerfeier für die Talmudschüler in Modiin, unter ihnen Ministerpräsident Netanjahu und Präsident Schimon Peres.

Das Verschwinden der zwei 16-Jährigen und eines 19-Jährigen, die am 12. Juni entführt worden waren, als sie per Autostopp zwischen Bethlehem und Hebron unterwegs waren, hatte die israelische Öffentlichkeit über Wochen in Atem gehalten. Am Montag wurden dann ihre Leichen auf einem Feld beim Dorf Halhul nordwestlich von Hebron entdeckt - unweit der Stelle, wo sie zuletzt gesehen worden waren.

Israel will Bombenangriffe verstärken

Netanjahu drohte am Dienstagabend vor einer erneuten Sitzung des Sicherheitskabinetts mit einer Verstärkung der Bombenangriffe auf Stellungen der Hamas im Gazastreifen. Der Einsatz im Westjordanland werde parallel fortgesetzt.

In der Nacht waren bei verschiedenen Razzien der Armee 42 Palästinenser festgenommen worden, berichtete die Zeitung "Haaretz". Israelische Sicherheitskräfte zerstörten zudem das Haus eines Palästinensers, der wegen des Vorwurfs verhaftet worden war, im April einen israelischen Polizisten erschossen zu haben. Ein Armeesprecher sagte, die Zerstörung diene der Abschreckung.

cr/as (dpa, rtr, afp)