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Rafik Hariri ist noch nicht vergessen

14. Februar 2006

Hunderttausende Libanesen haben bei einer Großkundgebung in Beirut der Ermordung des ehemaligen Ministerpräsidenten Rafik Hariri vor einem Jahr gedacht. "Wir sind für Gerechtigkeit und Wahrheit", skandierten sie.

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""Rafik, Bassel, Samir, George, Gibran": Auf dem Plakat stehen die Namen ermordeter antisyrischer PolitikerBild: AP

Die Demonstranten versammelten sich auf dem Platz der Märtyrer, wo Hariri begraben liegt. Sie schwenkten rot-weiße libanesische Fahnen und Bilder des Getöteten. "Wir vermissen dich", stand auf Plakaten. "Sie fürchteten dich, darum haben sie dich getötet", riefen einige. Gleichzeitig forderten die Demonstranten den Rücktritt des prosyrischen Präsidenten Émile Lahoud und protestierten gegen den syrischen Geheimdienst, der trotz des syrischen Truppenabzugs aus Libanon nach Vorwürfen von Kritikern dort weiter seine Hände im Spiel haben soll.

Syrien streitet nach wie vor ab

Der Tod des syrienkritischen Politikers hatte die politische Landschaft im Libanon auf den Kopf gestellt. Massenproteste zwangen das Nachbarland Syrien nach drei Jahrzehnten seine Truppen abzuziehen. Höchste syrische Geheimdienstoffiziere und deren Verbündete in Libanon sollen nach Erkenntnissen eines internationalen UN- Ermittlerteams in das Hariri-Attentat verwickelt sein. Das Team, das bis Januar von dem Berliner Oberstaatsanwalt Detlev Mehlis geleitet worden war, hat auch die Verhaftung einiger Ex-Funktionäre der libanesischen Sicherheitsdienste veranlasst. Der Mord ist bis heute nicht vollständig aufgeklärt. Die Regierung in Damaskus bestreitet eine Beteiligung an dem Anschlag.

Das Attentat hat das Land verändert

An der Gedenk-Kundgebung in Beirut nahmen auch Hariris Sohn Saad, der das politische Erbe seines Vaters angetreten hat, sowie Drusenführer Walid Dschumblatt und der Christen-Milizenführer Samir Geagea teil. Saad Hariri rief Präsident Lahoud, den früheren Kontrahenten seines Vaters, zum Rücktritt auf. Hariri fügte hinzu: "Die Feinde der Freiheit werden ihre Sabotagepläne gegen die Einheit Libanons nie aufgeben. Sie wollen zeigen, dass Libanon keine Demokratie sein kann und von Sicherheitskräften regiert werden muss".

Rafik Hariri und 22 weitere Menschen waren am 14. Februar 2005 in Beirut durch eine Autobombe ums Leben gekommen. Hariri war zwischen 1992 und 2004 Ministerpräsident. Die Parlamentswahl im April 2005 brachte erstmals seit Ende des Bürgerkriegs im Libanon 1990 eine anti-syrische Regierung an die Macht. (arn)