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KonflikteNahost

Raketenangriff auf dem Golan lässt "Flächenbrand" befürchten

Veröffentlicht 28. Juli 2024Zuletzt aktualisiert 28. Juli 2024

Ein Geschoss iranischer Bauart reißt auf einem Fußballplatz mindestens zwölf junge Menschen in den Tod. Israel ist entsetzt - und attackiert Stellungen der Hisbollah im Libanon.

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Israel Libanon Golanhöhen
Anwohner eilen Kindern nach einem Raketenangriff auf ein Fußballfeld zu Hilfe, rauchende Trümmer sind zu sehenBild: Hassan Shams/AP/picture alliance

Ein tödlicher Raketenangriff, der der Hisbollah zugeschrieben wird, befeuert den Konflikt zwischen Israel und der libanesischen Schiiten-Miliz. Mindestens zwölf Menschen - allesamt Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene im Alter zwischen zehn und 20 Jahren - waren in der Ortschaft Madschd al-Schams auf den israelisch besetzten Golanhöhen ums Leben gekommen. Ein Geschoss war dort am Samstagabend auf einem belebten Fußballplatz eingeschlagen. In Madschd al-Schams leben vor allem arabischsprachige Drusen.

Das israelische Außenministerium wies die Behauptung der Hisbollah, sie habe mit dem Vorfall nichts zu tun, entschieden zurück. "Die Rakete, die unsere Jungs und Mädchen getötet hat, war eine iranische Rakete, und die Hisbollah ist die einzige Terrororganisation, die diese in ihrem Arsenal hat", sagte der Sprecher des Ministeriums, Oren Marmorstein. Die Hisbollah habe mit der Attacke "alle roten Linien überschritten". Die Miliz wird vom Iran unterstützt und teilt dessen israelfeindliche Haltung.

Generalstabschef Herzi Halevi sagte bei einem Besuch bei dem Ort des Geschehens: "Wir haben die Überreste der Rakete an der Mauer des Fußballfelds untersucht. Wir können sagen, dass es sich um eine Falak-Rakete mit einem Sprengkopf mit einem Gewicht von 53 Kilogramm handelt. Wer eine solche Rakete auf ein Wohngebiet schießt, will Zivilisten töten, will Kinder töten", meinte Halevi. Denkbar ist nach Einschätzung von Experten allerdings auch, dass die Rakete ihr eigentliches militärisches Ziel verfehlte. 

Israel übt Vergeltung

Als Vergeltung für den Angriff habe die israelische Luftwaffe noch in der Nacht zum Sonntag "eine Reihe von Terrorzielen der Hisbollah tief im libanesischen Territorium und im Südlibanon" attackiert, teilte das Militär mit. Ins Visier genommen worden seien unter anderem "Waffenlager und terroristische Infrastruktur".

"Die Hisbollah wird einen hohen Preis dafür bezahlen, einen Preis, den sie bislang noch nicht bezahlt hat", hatte zuvor Israels Regierungschef Benjamin Netanjahu erklärt. Seine Rückreise aus den USA, wo er sich mit Präsident Joe Biden, Vizepräsidentin Kamala Harris und Präsidentschaftskandidat Donald Trump getroffen hatte, zog Netanjahu um mehrere Stunden vor. 

Israelischer Hubschrauber über den Golanhöhen
Im Einsatz auf dem Golan: ein israelischer Hubschrauber in der Nähe von Madschd al-SchamsBild: Ayal Margolin/JINI via XinHua/dpa/picture alliance

"Unvorstellbare Katastrophe"

Vertreter der Vereinten Nationen warnten vor einer Eskalation der Gewalt im Nahen Osten. "Wir fordern die Parteien nachdrücklich auf, größtmögliche Zurückhaltung zu üben und die anhaltenden heftigen Feuergefechte zu beenden", heißt es in einer gemeinsamen Mitteilung des Chefs der UN-Friedenstruppe im Libanon (UNIFIL), Aroldo Lázaro, und der Sonderkoordinatorin für das Land, Jeanine Hennis-Plasschaert. Die Kämpfe "könnten einen größeren Flächenbrand entfachen, der die gesamte Region in eine unvorstellbare Katastrophe stürzen würde". Ähnliche Statements veröffentlichten die USA und die Europäische Union. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock schrieb auf der Online-Plattform X, es gelte jetzt, "mit kühlem Verstand zu agieren". 

Der Iran warnte seinerseits Israel vor den "Konsequenzen" eines neuen militärischen "Abenteuers" im Libanon. Israel werde für die "Reaktionen auf solch dummes Verhalten" verantwortlich sein, sagte ein Sprecher des Außenministeriums in Teheran.

Seit Beginn des Israel-Hamas-Kriegs im Oktober vergangenen Jahres liefern sich die israelische Armee und die Hisbollah nahezu täglich Gefechte. Die Schiiten-Miliz handelt nach eigenen Aussagen aus Solidarität mit der radikalislamischen Hamas, die auch im Libanon aktiv ist. Die Hamas und andere Gruppen aus dem Gazastreifen hatten am 7. Oktober vergangenen Jahres in Israel ein beispielloses Massaker mit 1200 Toten begangen, das den Krieg auslöste. Zudem wurden zahlreiche Menschen aus Israel verschleppt. Die Hamas wird auch von den USA und der EU als Terrororganisation eingestuft.

wa/haz/ack (dpa, afp, rtr)