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Politik

NATO-Chef in Kabul: Raketen zum Auftakt

28. September 2017

Die NATO, die USA und die afghanische Regierung wollen Stärke zeigen, aber die Demonstration misslingt. Aufständische feuern Raketen auf die Hauptstadt Kabul, als das Treffen der Politiker und Militärvertreter beginnt.

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Afghanistan Kabul Flughafen Anschlag Sicherheitskräfte
Bild: picture-alliance/AA/H. Sabawoon

Ein gemeinsamer Besuch von US-Verteidigungsminister Jim Mattis und NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg in Afghanistan ist von Raketenangriffen überschattet worden. Als Aufständische mehrere Raketen auf die Hauptstadt Kabul abfeuerten, wurde mindestens ein Mensch getötet, elf weitere wurden verletzt. Die Taliban bekannten sich in sozialen Medien zu dem Angriff, der nach ihren Angaben auf Mattis' Flugzeug gezielt hatte. Wenig später reklamierte auch der örtliche Ableger der Dschihadistenmiliz "Islamischer Staat" (IS) in der Provinz Chorasan den Raketenangriff für sich.

US-Truppen erwiderten das Feuer. Dabei sei es zu einer "Fehlfunktion" einer Rakete gekommen, die "mehrere Opfer" verursacht habe, teilte die NATO-Mission Resolute Support mit. Wieviele Menschen durch die fehlgeleitete US-Rakete verletzt oder getötet wurden, teilte das westliche Verteidigungsbünndis nicht mit. Sie erklärte lediglich, sie bedauere "den Schaden für Nicht-Kämpfer zutiefst".

Überlegen auf dem "Schlachtfeld"

"Wir werden Afghanistan nicht einem gnadenlosen Feind ausliefern, der mordend versucht, sich den Weg zur Macht zu bahnen", sagte Mattis bei einer Pressekonferenz mit Stoltenberg und Afghanistans Präsident Aschraf Ghani in Kabul. Die ausländische Unterstützung werde den afghanischen Truppen eine "überwältigende Überlegenheit auf dem Schlachtfeld" gegen die radikalislamischen Taliban geben, zeigte sich Mattis überzeugt.

Erst im August hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, das Truppenkontingent seines Landes in Afghanistan wieder aufzustocken, ursprünglich hatte er sich genau gegenteilig geäußert und für einen Abzug plädiert. Mattis ist das erste Kabinettsmitglied, das nach dieser strategischen Wende nach Afghanistan gekommen ist.

Mattis und Stoltenberg berieten in Kabul mit dem afghanischen Präsidenten und weiteren ranghohen Regierungsvertretern über die US-geführte NATO-Mission. Langfristiges Ziel ist es, dass die heimischen Streitkräfte allein für die Sicherheit im Lande sorgen können.

Wenn Afghanistan stabil ist, sind wir es auch

NATO-Generalsekretär Stoltenberg sagte, je stabiler Afghanistan sei, desto "sicherer werden wir sein". Nach seinen Angaben wollen mehr als 15 Mitgliedstaaten der Militärallianz zusätzliche Soldaten nach Afghanistan schicken. Der US-Militäreinsatz in Afghanistan hatte infolge der Terroranschläge vom 11. September 2001 begonnen. Mit bald 16 Jahren ist der Kampf gegen die Taliban der längste Auslands-Militäreinsatz in der Geschichte der USA.

USA verstärken militärischen Einsatz in Afghanistan

Unter Trumps Vorgänger Barack Obama hatten die USA zeitweise mehr als 100.000 Soldaten in dem Land stationiert, seit 2011 sank ihre Zahl aber kontinuierlich. Der Kampfeinsatz wurde Ende 2014 beendet, seitdem sind ausländische Soldaten überwiegend als Berater und Ausbilder aktiv.

Angesichts der Probleme der afghanischen Truppen, den Vormarsch der radikalislamischen Taliban zu stoppen, forderten US-Generäle schon seit Monaten ein Umdenken. Nach Trumps Plan werden die USA nun mehr als 3000 weitere Soldaten nach Afghanistan entsenden - zusätzlich zu den rund 11.000 bereits dort stationierten. Zusätzlich zu den USA haben andere NATO-Länder rund 5000 Soldaten landesweit im Einsatz.

Der afghanische Präsident hat in diesem Jahr nahezu eine Verdopplung der Eliteeinheiten der Armee angeordnet, der Speerspitze im Kampf gegen die Taliban. Bislang machten sie 17.000 Mann aus. Ein Vierjahresplan der Regierung sieht zudem einen Ausbau der Luftwaffe vor. Angesichts großer Opfer, Korruption und vieler Fahnenflüchtiger ist die Moral der afghanischen Sicherheitskräfte auf einem Tiefstand.

haz/kle (afp, dpa, rtr)