Raketentests gehen nach Atomunfall weiter
12. August 2019Der Chef der russischen Atombehörde Rosatom, Alexej Lichatschow, sagte mit Blick auf die Todesopfer: "Das beste Andenken an sie wird die Arbeit an neuen Waffen sein, die zu Ende geführt wird."
Die sieben Personen starben am vergangenen Donnerstag bei der Explosion einer Rakete auf einem Militärgelände in der Nähe der Hafenstadt Sewerodwinsk. Das Unglück ereignete sich auf einer Plattform im Meer auf dem Testgelände Nyonoska. Zunächst war nur von zwei Todesopfern die Rede. Die Behörde gab den Tod von fünf weiteren Mitarbeitern erst am Samstag - also zwei Tage später - bekannt.
Test einer atomar betriebenen Rakete?
Der Atombehörde zufolge war bei einem Raketentest Treibstoff in Brand geraten. Daraufhin war es zu einer Explosion gekommen. Die Spezialisten hatten demnach an einer Isotopen-Stromquelle gearbeitet. US-Experten äußerten die Vermutung, es habe sich um eine atomar betriebene Rakete vom Typ 9M730 Burewestnik gehandelt. Diese Rakete wurde im Februar erstmals von Präsident Wladimir Putin vorgestellt, der sie als "unbezwingbar" und für die gegnerische Luftabwehr "nicht aufzuspüren" bezeichnete.
Bei dem Vorfall war radioaktive Strahlung freigesetzt worden - nach Angaben der Behörden jedoch nur kurzzeitig. Danach seien keine erhöhten Werte gemessen worden. Viele Menschen in der Region hatten sich dennoch mit Jodtabletten aus Apotheken eingedeckt. Der atomare Charakter des Unglücks wurde von den Moskauer Behörden ebenfalls erst am Samstag eingeräumt.
Nach Angaben des Instituts für Nuklearforschung in Moskau werden solche isotopischen Energiequellen vor allem in der Raumfahrt genutzt. Sie stellten für die Nutzer normalerweise keine Gefahr dar. Die von ihnen ausgehende Radioaktivität sei "absolut nicht vergleichbar mit der von ernsthaften Unfällen in Reaktoren".
"Stolz der Atombranche"
Für die umgekommenen Rüstungsexperten wurde am Montag in der Stadt Sarow, die fast vollständig von der Öffentlichkeit abgeschirmt ist, eine Trauerzeremonie veranstaltet. Der frühere Rosatom-Chef Sergej Kirienko würdigte die Getöteten als "wahre Helden" und "der Stolz der Atombranche".
Bereits Anfang Juli hatte ein Kreml-Sprecher die Hintergründe eines verheerenden Brandes an Bord eines russischen U-Boots, bei dem 14 Marine-Soldaten ums Leben gekommen waren, zum "Staatsgeheimnis" erklärt. Der Brand wurde nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau unter Kontrolle gebracht, bevor der Atomreaktor des U-Boots beschädigt wurde.
pgr/qu (dpa, afp, ap)