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Rammstein: Berliner Kultursenator lehnt Konzertverbot ab

13. Juli 2023

Kurz vor Beginn der Rammstein-Konzerte in Berlin hat Kultursenator Joe Chialo ein Verbot der Auftritte erneut abgelehnt. Es gelte die Unschuldsvermutung. Lindemanns Anwälte gehen unterdessen gegen eine Petition vor.

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Blick von oben: Tausende Zuschauer verfolgen das Konzert von Rammstein im Olympiastadion
Die vier Rammstein-Konzerte Anfang Juni im Münchener Olympiastadion haben stattgefundenBild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Der Berliner Kultursenator Joe Chialo sieht keine Rechtsgrundlage für ein Verbot der Rammstein-Konzerte am 15., 16. und 18. Juli im Berliner Olympiastadion. Mit jeweils mehr als 60.000 Tickets sind alle drei Veranstaltungen ausverkauft. Gegen die Auftritte sind Proteste angekündigt.

"Die Forderung ist emotional verständlich, rechtlich gibt es keinen Hebel", sagte der CDU-Politiker. "Ich stehe immer auf der Seite der Opfer, ganz klar, und nehme die Vorwürfe dieser Frauen sehr ernst", hatte der bekennende Rammstein-Fan Chialo der deutschen Presseagentur bereits zuvor gesagt. Bis zum Abschluss der staatsanwaltlichen Ermittlungen gelte allerdings die Unschuldsvermutung. "Ich habe das Gefühl, dass gerade die Geschwindigkeit der Ereignisse alles zu einer besonderen Herausforderung macht." Chialo warnte vor übereilten Forderungen: "Ich bin sehr vorsichtig, aus diesem Spin immer gleich Handlungsanleitungen abzuleiten."

Lindemann-Anwälte gehen gegen Petition vor

Rammstein-Frontmann Till Lindemann geht unterdessen juristisch gegen die Petition "Keine Bühne für Rammstein" vor. Das Kampagnennetzwerk Campact fordert, dass die drei Rammstein-Konzerte im Berliner Olympiastadion abgesagt werden, weil der Vorwurf im Raum steht, Rammstein-Sänger Till Lindemann sei bei anderen Konzerten sexuell übergriffig geworden. Solange diese Vorwürfe nicht ausgeräumt sind, seien Rammstein-Konzerte kein sicherer Ort für Mädchen und Frauen, heißt es in der Petition, die - Stand 13.07.2023 - über 74.000 Unterschriften gesammelt hat.

Till Lindemanns Anwaltskanzlei Schertz-Bergmann hat Campact eine Unterlassungserklärung geschickt - mit der Aufforderung, die Verwendung bestimmter Formulierungen in der Petition zu unterlassen. Laut der Zeitung "Tagesspiegel" heißt es in dem Schreiben, die Petition enthalte unwahre und diffamierende Tatsachenbehauptungen. Für die Unterzeichnerinnen und Unterzeichner der Petition stehe Lindemann bereits als Täter fest und werde vorverurteilt.

Deutschland Berlin | Campact-Protestaktion "Keine Bühne für Rammstein", Petitionsübergabe
Protestaktion von Campact vor der Dienststelle der Berliner Innensenatorin (27.06.2023)Bild: Wolfgang Kumm/dpa/picture alliance

Konkret heißt es in der Petition: "Rammstein-Sänger Till Lindemann soll junge Frauen bei Konzerten reihenweise und systematisch sexuell missbraucht haben. Die Band lässt sich weiter feiern. (...) Machtmissbrauch und patriarchale Strukturen in der Medien- und Kulturbranche sind kein Einzelfall. Wir glauben den Opfern von sexualisierter Gewalt – immer und überall!" Die Initiatorin der Petition schließt mit den Worten: "Die Rammstein-Konzerte müssen abgesagt werden! Berlin darf nicht zum Ort für sexuellen Missbrauch werden! Wir feiern keine Täter!"

"Wir feiern keine Täter": Campact will Erklärung nicht unterschreiben

Die Kampagnenplattform hat inzwischen erklärt, dass sie die Unterlassungserklärung der Anwaltskanzlei nicht unterschreiben wird: "Wir stehen hinter der Initiatorin der Petition und unterstützen ihre Forderungen", schreibt Felix Kolb, Geschäftsführer von Campact, in einer am Montag unter der Petition veröffentlichten Erklärung. "Wir halten es für unsere Pflicht, die mutigen Menschen zu unterstützen, die sich zu den Vorfällen bei Rammstein-Konzerten öffentlich geäußert haben und Konsequenzen fordern. Dazu gehört auch, sich die Verwendung klarer Worte nicht verbieten zu lassen."

Mehrere Frauen haben Rammstein-Sänger Till Lindemann sexuelles Fehlverhalten vorgeworfen und ihre Geschichten in den sozialen Medien gepostet. Die Welle der Anschuldigungen kam, nachdem eine junge Irin, Shelby Lynn, erstmals öffentlich machte, dass sie von Lindemann auf einer Backstage-Party in Vilnius unter Drogen gesetzt und danach belästigt worden sein soll.

Deutsche Reporter fanden daraufhin heraus, dass junge Frauen auf Konzerten systematisch angeworben wurden, um mit Lindemann sexuelle Beziehungen einzugehen. Der Rammstein-Frontsänger hat die Vorwürfe entschieden zurückgewiesen. Seine Anwälte haben angekündigt, gegen alle Vorwürfe des sexuellen Fehlverhaltens rechtliche Schritte einzuleiten.

Konzerte sollen ohne 'row zero'-Bereich stattfinden

Die Industrial-Metal-Band Rammstein ist für ihre tabubrechenden Songs und theatralischen Bühnenshows mit viel Pyrotechnik bekannt und weltweit erfolgreich. Der Skandal kommt mitten in der europäischen Stadiontour Rammsteins. Nach Bekanntwerden der Vorwürfe wurde in Deutschland der Bereich "Reihe Null" direkt vor der Bühne verboten. Dort sollen sich den Berichten zufolge Frauen für Begegnungen mit dem Sänger versammelt haben.

Weibliche Fans / Die Rammstein Tribute Show
Euphorisch: Rammstein-FansBild: Pressefoto Evans/dpa/picture alliance

Information: Dieser Artikel vom 11.07.2023 wurde am 13.07.2023 aktualisiert.

Nikolas Fischer, Redakteur
Nikolas Fischer Reporter und Redakteur