"Randy Rudy" im Kreuzfeuer
19. Juli 2002La Repubblica (Rom): "Scharping ist der Typ, den man auf Deutsch einen Rechthaber nennt, einer, der niemals auf die Argumente der anderen hört. Die deutsche Literatur ist voll von solchen Charakteren, die nicht in der Lage sind, auch nur einen Millimeter von ihrer Positionen abzuweichen."
Corriere della Sera (Mailand): "Es ist das Kalkül Schröders, dass der Rauswurf Scharpings (...) in der Öffentlichkeit positiv bewertet wird und sogar einen günstigen Effekt für die Regierung mit sich bringt. Aber das muss erst noch bewiesen werden."
Iswestija (Moskau): "Zwei Monate vor den Wahlen wollte Schröder kein Risiko eingehen und ließ Scharping fallen."
The Times (London): "Sein (Schröders) unbeholfenes Agieren in der Krise um die Deutsche Telekom hat ihm sehr geschadet. (...) Und nun, 65 Tage vor der Wahl und in einem kritischen Stadium der politischen Planung für einen Krieg gegen den Irak, hat er seinen Verteidigungsminister verloren."
The Guardian (London): "Gerhard Schröders Chancen, Deutschlands Kanzler zu bleiben, haben einen schweren Rückschlag erlitten, als er gezwungen war, einen seiner wichtigsten Minister zehn Wochen vor dem Wahltag wegen einer anrüchigen Affäre zu entlassen."
Algemeen Dagblad (Rotterdam): "Ein Tollpatsch stolpert über seine eigenen Memoiren. Bundeskanzler Gerhard Schröder hat in letzter Zeit zähneknirschend das Gestümper seines Parteigenossen und Verteidigungsministers verfolgt."
De Standaard (Brüssel): "Letztes Jahr lag 'Randy Rudy' - oder wie wir sagen 'Rudy Rokkenjager' (Schürzenjäger) - schwer unter Beschuss, als ein Magazin Fotos von Scharping druckte, der mit seiner Freundin im Schwimmbad auf Mallorca schäkerte."
Die Presse (Wien): "Basis für die Entscheidung war wohl weniger die definitive Klärung der Frage, ob Rudolf Scharping sich mit Honorarannahmen (...) versündigt hat, sondern vielmehr das Wissen: Dieser Minister ist nicht mehr zu halten, wenn die SPD auch nur den Funken einer Chance bei den Wahlen im Herbst haben will."
Berner Zeitung (Bern): "Die Entlassung Scharpings kaum zwei Monate vor der Bundestagswahl ist für die SPD ein Desaster, aber das Verbleiben des Ministers im Amt wäre noch ein größeres gewesen."
Die Pressestimmen wurden von der Deutschen Presse Agentur (dpa) bereit gestellt.