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Rassistisches Video aus Nachtclub auf Sylt

24. Mai 2024

In einem Video aus einem Lokal auf der Nordseeinsel Sylt grölen fünf junge Leute rechtsextreme Parolen. Die Politik ist bestürzt.

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Deutschland | Restaurants auf Sylt
Der Nachtclub "Pony" in Kampen auf der Nordsee-Insel SyltBild: Carsten Rehder/dpa/picture alliance

Das Video, das jetzt für erhebliche Aufregung auch im politischen Berlin sorgt, ist gerade einmal 15 Sekunden lang. Es zeigt junge Menschen auf der Terrasse eines eher teuren Lokals auf der Nordseeinsel Sylt. Aufgenommen wurde es an einem offenbar lauen Frühsommerabend, im Hintergrund ist das erste Abendrot zu sehen. Die jungen Leute tragen teuere Freizeitkleidung. Sie tanzen und fünf von ihnen grölen dazu: "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus." Und mindestens einer scheint den Hitlergruß zu zeigen. Und hält zwei Finger zwischen Oberlippe und Nase. Was an Hitlers Bart erinnern soll.

Nachtclubbesitzer: "Bei uns ist jeder willkommen!"

Schon am Donnerstag distanzierte sich die Diskothek "Pony" im Nobelort Kampen auf Sylt auf Instagram von dem Video. In dem Nachtklub wurde es gedreht, das Wissen der Betreiber. "Wir sind tief schockiert", schreibt Inhaber Tim Becker. "Bei uns ist jeder Gast, unabhängig von der Ethnie, herzlich willkommen". Der Club kenne mittlerweile die Namen der Personen im Video. "Wir werden dieses widerliche Verhalten anzeigen und alle strafrechtlichen Möglichkeiten nutzen", heißt es weiter.

Deutschland Potsdam ] Talkrunde mit Bundeskanzler Scholz
"Das ist eklig" : Bundeskanzler Olaf Scholz auf einer Veranstaltung in PotsdamBild: Carsten Koall/dpa/picture alliance

Polizei hat Ermittlungen aufgenommen

Die zuständige Polizei in Flensburg an der deutsch-dänischen Grenze erhielt am Donnerstagabend Kenntnis von dem Video, dass vermutlich vor gut einer Woche aufgenommen wurde. Der DW sagte Arne Hennig, Pressesprecher der Polizei Flensburg: "Es stehen die Strafbestände Volksverhetzung, sowie das Verwenden von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen im Raum. Auf dem Video ist zu sehen, wie eine Person den rechten Arm hebt." Ermittlungen dazu seien bereits im vollen Gange.

Scholz: "Das ist eklig"

An diesem Freitag dann erreichte die Nachricht von dem Video auch das politische Berlin und sorgte für Empörung bis hinauf in die Bundesregierung. "Solche Parolen sind eklig", sagte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD)  am Freitag vor Journalisten in Berlin. "Sie sind nicht akzeptabel!". Diesbezüglich dürfe es "kein Vertun" geben. Nach einem Gespräch mit der "Funke-Mediengruppe" sagte Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD):  "Wer Nazi-Parolen wie 'Deutschland den Deutschen - Ausländer raus' grölt, ist eine Schande für Deutschland".  Es stelle sich die Frage, "ob wir es hier mit Menschen zu tun haben, die in einer wohlstandsverwahrlosten Parallelgesellschaft leben, die die Werte unseres Grundgesetzes mit Füßen tritt", so Faeser. Der Generalsekretär der Berliner Regierungspartei FDP, Bijan Djir-Sarai, sagte: "Das ist schockierend, so etwas zu sehen." Das gelte gerade auch mit Blick auf die aktuelle Diskussion, wie sich die Demokratie in Deutschland besser schützen lasse.

Ein Zeichen von Wohlstandsverwahrlosung ?

Starker Tobak. Die Aufregung ist auch deshalb so groß, weil die Lokale und Nachtklubs auf Sylt schon seit den Sechziger Jahren als Treffpunkt der Reichen und Vermögenden gelten.  Zahlreiche Wirtschaftslenker, Politiker, Film-und Fernsehgrößen haben hier Häuser. Und ganz offenbar sind auch die jungen Leute auf dem Video ganz gut betucht. Hat diese Schicht jetzt auch ein Problem mit rechtsextremer- und ausländerfeindlicher Gesinnung? Dieser Verdacht kommt auch in den Äußerungen von Landespolitikern aus Schleswig-Holstein  zum Ausdruck, die sich zu dem Video äußern. So sprach die Bildungsministerin des Bundeslandes, Karim Priem (CDU) von einem "Zeichen von Wohlstandsverwahrlosung." Und  Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND): "Das ist kein dummer Jungenstreich, sondern schlimmstes Nazi-Gegröle erwachsener Leute auf offener Bühne. Widerwärtig und ekelhaft. Schämen sollten sie sich! Jetzt müssen strafrechtliche Ermittlungen folgen."

Betreiber fürchtet einen Imageverlust für Sylt

Der Betreiber des Nachclubs "Pony", Tim Becker, befürchtet nun, dass etwas von dem Vorfall an seinem Lokal und an der Insel insgesamt hängen bleiben wird. Der Agentur dpa sagte er, man werde die Gäste künftig stärker animieren, rassistische Vorfälle den Türstehern zu melden. Der Vorfall belaste die ganze Insel. "Alle sind traurig, dass das passiert ist", sagte Becker. Die fünf Beteiligten bekommen nach Beckers Überzeugung nicht nur im Pony lebenslanges Hausverbot. "Auf Sylt brauchen die sich gar nicht mehr blickenlassen. Wir haben ganz viele befreundete Gastronomen."