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Rating: Brasilien auf Ramschniveau

10. September 2015

Schwerer Rückschlag für Brasilien im Kampf gegen die Wirtschaftskrise: Die Ratingagentur S&P bewertet die Kreditwürdigkeit der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas schlechter. Das erschwert den Kampf gegen die Krise.

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Brasilien Präsidentin Rousseff Infrastrukturprogramm
Bild: Reuters/B. Domingos

Brasiliens Kreditwürdigkeit ist nach Einschätzung der amerikanischen Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) auf Ramschniveau herabgesunken. Die Agentur setzte das Länderrating für Brasilien um eine Stufe auf BB+ herunter und schloss zudem eine weitere Verschlechterung nicht aus.

Mit der Herabstufung hat Brasilien als Schuldner den Status "Investment-Grade" verloren, der für relativ sichere Geldanlagen steht und für einige große Investoren wichtig ist, weil sie nur Anleihen mit diesem Status erwerben oder halten dürfen. Jetzt werden brasilianische Staatspapiere als sogenannte Junk-Bonds eingestuft, also als Ramschpapiere.

Für Regierung und Unternehmen in Brasilien könnten sich neue Kredite nun verteuern, da Geldgeber oft für ein schlechteres Rating einen höheren Risikoaufschlag verlangen. Derzeit muss Brasilien bereits 5,6 Prozent Zinsen auf Anleihen mit zehnjähriger Laufzeit zahlen. In Deutschland sind es nur 0,67 Prozent.

Rapide Verschlechterung der Lage

Mit dem Schritt reagiert die Ratingagentur vor allem auf die Schuldenpolitik von Staatspräsidentin Dilma Rousseff (Bild oben). Die Regierung wollte ihre Staatsverschuldung im kommenden Jahr erneut erhöhen.

Die politischen Herausforderungen, vor denen Rousseff stehe, hätten zugenommen, so S&P zur Begründung. Rousseff versucht seit Monaten, das von einem Korruptionsskandal erschütterten Land aus der Rezession zu führen und ringt um das Vertrauen der Finanzmärkte.

Die Ratingagentur hatte bereits vor knapp zwei Monaten vor einer möglichen Herabstufung gewarnt. Eine so schnelle Umsetzung ist unüblich und verdeutlicht, wie schnell sich die Finanz- und Wirtschaftslage des Landes verschlechtert hat.

Das hat auch mit der Abschwächung der Konjunktur in China zu tun, dem größten Exportmarkt für das lateinamerikanische Land. Bei den anderen beiden großen Ratingagenturen - Fitch und Moody's - hat Brasilien noch den Status Investment-Grade.

Neue Sparziele angekündigt

Finanzminister Joaquim Levy erklärte kurz nach der S&P-Mitteilung, die Regierung werde in den kommenden Wochen dem Kongress Sparvorschläge unterbreiten, um im Haushalt 2016 einen Primärüberschuss zu erreichen, also ein Plus ohne Berücksichtigung von Zinszahlungen. Rousseff hatte noch im August ein Defizit für den Haushalt 2016 angekündigt.

Neben dem Schuldenproblem leidet Brasilien zurzeit unter der schwersten Rezession seit einem Vierteljahrhundert und einer starken Inflation. Hinzu kommen diverse Korruptionsskandale bis in höchste Regierungskreise, etwa beim staatlichen Ölkonzern Petrobras. Umfragen zufolge wollen zwei Drittel der Bürger, dass Rousseff geht - sie war erst vor einem Jahr für eine zweite Amtszeit von vier Jahren gewählt worden.

bea/zdh (dpa, reuters)