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Raubkunst aus Nigeria

Petra Lambeck
16. Februar 2018

Sie sind schon lange in Hamburg und von unschätzbarem Wert. Das Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg hat die Geschichte der drei Bronzen aus Benin-Stadt aufgearbeitet und präsentiert jetzt die Ergebnisse.

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Die drei Bronzen aus Benin in der Ausstellung in Hamburg (Foto: Michaela Hille)
Bild: Michaela Hille

Dass Museen sich mit der Herkunft ihrer Kunstwerke beschäftigen, war nicht immer selbstverständlich. 1998 unterzeichneten 44 Staaten - darunter auch Deutschland - die sogenannte "Washingtoner Erklärung", in der sie sich verpflichteten, von den Nationalsozialisten beschlagnahmte Kunstwerke zu identifizieren, deren rechtmäßige Besitzer ausfindig zu machen und eine "gerechte und faire Lösung" zu finden. Inzwischen gehört die Provenienzforschung zu den Kernaufgaben der Museen. Der Fokus liegt dabei nicht mehr nur auf der Zeit des Nationalsozialismus, mehr und mehr stehen auch Objekte, die aus der Kolonialzeit stammen, in der Diskussion. Und davon gibt es in Deutschland nicht wenige. Die Erforschung und Aufarbeitung dieser Kunstschätze und ihrer Herkunft bezeichnete Kulturstaatsministerin Monika Grütters vor ein paar Monaten als "historische Verpflichtung", der Deutschland sich zu stellen habe.

Gedenkkopf eines Oba in der Ausstellung in Hamburg
Eine der drei Bronzen: Gedenkkopf eines KönigsBild: Michaela Hille

Das Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe hat sich dieser Aufgabe angenommen und die Herkunft dreier Bronzen aus Benin-Stadt in Nigeria erforscht, die im Depot des Museums lagerten. Die Ergebnisse werden jetzt in einer Ausstellung gezeigt. Anschließend sollen die Objekte, die nach Angaben des Museums eindeutig als Raubkunst identifiziert worden seien, an das Museum für Völkerkunde Hamburg übergeben werden. "Nicht alles, was wir schätzend und interpretierend in unseren kulturellen Horizont aufnehmen, müssen wir auch physisch besitzen", so die Direktorin Sabine Schulze. Museen müssten lernen, sich von Beständen zu trennen, denen sie "in der Gegenwart nicht mehr gerecht werden".

Das Museum für Völkerkunde beherbergt noch weitere Kulturgüter aus Benin und will nach Aussage von Direktorin Barbara Plankensteiner "Schritte zur Verständigung einleiten".

Rückgabeforderungen werden lauter 
In  Nigeria - wo die Bronzen herkommen - wird das Thema Restitution inzwischen mehr und mehr thematisiert. Die Frage, wem Raubkunst gehört, ist allerdings nicht immer ganz einfach zu beantworten, auch wenn die generelle Geschichte bekannt ist: 1897 nahmen britische Truppen Benin-Stadt ein und plünderten den Königspalast. Bronzereliefs, Schreine mit Bronzeobjekten sowie beschnitztes Elfenbein gelangten nach Europa und wurden dort ausgestellt oder verkauft.

Relief mit drei Würdenträgern aus Bronze (Foto: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg)
Relief mit drei WürdenträgernBild: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Justus Brinkmann, Initiator und erster Direktor des 1877 gegründeten Museums für Kunst und Gewerbe Hamburg, war der erste deutsche Museumsdirektor, der Bronzen aus Benin erwarb. Rund 50 dieser Kunstwerke sollen durch seine Hände gegangen sein, drei davon sind im Museum für Kunst und Gewerbe verblieben: ein Gedenkkopf eines Königs, ein Relief einer Kriegsszene sowie ein Relief mit drei Würdenträgern. 

Es sind diese drei Werke, deren Herkunftsgeschichte nun ausführlich erforscht wurde. Sie kann nachvollzogen werden in der Ausstellung in Hamburg oder aber in der parallel dazu erschienen Publikation "Raubkunst: Die Bronzen aus Benin im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg", herausgegeben von Sabine Schulze und Silke Reuther. Die Aufklärung der Provenienzen führt zwar nicht automatisch zur Rückgabe der drei Werke, doch ist sie ein erster Schritt in die richtige Richtung.