Raubkunstwerk kehrt zu Besitzern zurück
27. Juni 2017Das Werk "Marschlandschaft mit rotem Windrad" von dem expressionistischen Maler Karl Schmidt-Rottluff entstand 1922. Es gehörte dem jüdischen Unternehmer und Kunstsammler Max Rüdenberg. Zuletzt war es im Besitz des Sprengel Museums in Hannover. Oberbürgermeister Stefan Schostok gab das Gemälde jetzt offiziell an die Erben zurück. Im Namen der Erbengemeinschaft nahmen Professor Vernon Reynolds (Artikelbild rechts), der Enkel von Max Rüdenberg, und Reynolds Sohn und Enkelin das Aquarell, das heute rund 160.000 Euro wert ist, entgegen. Die Übergabe des Werkes von 1922 könne auch "als Symbol der Verständigung" gesehen werden, sagte Schostok im Neuen Rathaus.
Opfer von Hitlers "Arisierung"
Der Hannoveraner Kommunalpolitiker und Fabrikant für Bettfedern, Max Rüdenberg, wurde unter der Herrschaft der Nationalsozialisten im Zuge der sogenannten "Arisierung" enteignet. Durch die Finanzdirektion Hannover war die Familie gezwungen, das Gemälde "Marschlandschaft mit rotem Windrad" Ende der 1930er Jahre zu verkaufen. 1942 wurden Max Rüdenberg und seine Frau in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie im selben Jahr starben.
Über den Kunsthändler Hildebrand Gurlitt (Vater von Cornelius Gurlitt), der im Dienste der Nationalsozialisten stand, gelangte das Bild zu dem Schokoladenfabrikanten und Kunstsammler Bernhard Sprengel. Sprengel hatte schon 1937 begonnen, sogenannte "Entartete Kunst" zu sammeln und auf diese Weise zu erhalten. Nach dem Sammlerehepaar Sprengel ist das Kunstmuseum in Hannover benannt, das eins der führenden deutschen Museen für die Kunst der Moderne ist.
Die Limbach-Kommission hat vermittelt
Seit 2013 stand die Stadt Hannover in Kontakt mit den Erben der Rüdenbergs in England. Sie hatten die Stadt gebeten, das Bild zurückzugeben. Im August 2015 beauftragte die Stadt Hannover deshalb die "Limbach-Kommission" damit, zu klären, wem das Gemälde gehöre.
Die "Limbach-Kommission" mit Sitz in Magdeburg berät bei Fällen, in denen es um Kunstgüter - vor allen Dingen jüdischer Besitzer - geht, die von den Nazis als Raubkunst entwendet oder unrechtmäßig erworben wurden. Viele solcher Werke befinden sich heute in deutschen Museen, Bibliotheken oder Achiven. Die Kommission hatte nach eingehender Prüfung die Rückgabe des Aquarells empfohlen.
gr/pg (dpa)