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Razzia bei Audi

15. März 2017

Auf der Jahrespressekonferenz wollte Audi-Chef Stadler eigentlich einen Ausblick in die Zukunft geben. Doch die Justiz machte ihm überraschend einen Strich durch die Rechnung.

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Deutschland PK Audi
Bild: Reuters/L. Barth

Während der Jahrespressekonferenz von Audi haben mehr als 100 Polizisten und Staatsanwälte die Zentrale des Autobauers, weitere Standorte und Wohnungen von Mitarbeitern durchsucht. Eineinhalb Jahre nach der Aufdeckung des VW- und Audi-Diesel-Skandals in den USA leitete die für Ingolstadt zuständige Staatsanwaltschaft München II "ein Ermittlungsverfahren gegen Unbekannt wegen des Verdachts des Betruges und der strafbaren Werbung" ein. Mit den Aktionen solle geklärt werden, wer an der Verwendung der manipulierten Abgas-Software und an Falschangaben beteiligt gewesen sei, erklärte die Behörde am Mittwoch.

Audi-Chef Rupert Stadler sagte: "Weder bei mir zuhause noch in meinem Büro ist durchsucht worden." Die Aufklärung der Affäre sei aktuell sein "zentraler Job als Vorstandsvorsitzender". Der Aufsichtsrat des VW-Konzerns habe sich im Februar hinter ihn gestellt, betonte er. Audi, VW und Porsche hatten in den USA rund 83.000 Autos mit Audi-Dieselmotoren und einer dort illegalen Software verkauft, die niedrigere Abgaswerte angibt. Audi und VW hatten das in einem milliardenschweren Vergleich mit dem US-Justizministerium bereits eingeräumt. Die Nachbesserung oder Rücknahme der betroffenen Autos soll voraussichtlich im Juli starten.

Staatsanwaltschaft ermittelt

Nur die Manipulationen in den USA sind auch der Gegenstand der Münchner Ermittlungen. Staatsanwälte und Beamte der Landeskriminalämter Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen hätten Audi-Standorte sowie sieben weitere Objekte durchsucht, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Ob auch Wohnungen von Vorständen durchsucht wurden, blieb offen.

Die Diesel-Verfahren hatten die VW-Konzerntochter im vergangenen Jahr 1,86 Milliarden Euro gekostet. Für das laufende Jahr sehe er aber derzeit keine Notwendigkeit für weitere Rückstellungen, sagte Audi-Finanzvorstand Axel Strotbek.

Stadler meinte: "Als Konsequenz aus der Diesel-Affäre stellen wir bei Audi alles auf den Prüfstand." Die Aufarbeitung sei "noch lange nicht Abgeschlossen". Aber sein Unternehmen tue alles, "dass so etwas wie die Diesel-Affäre bei uns nie wieder passiert".

Niedersachsens Regierungssprecherin Anke Pörksen begrüßte, dass die Staatsanwälte "da genau hinschauen". Für weitere Äußerungen des Aufsichtsrats gebe es im Moment "keinen Handlungsbedarf, aber das kann sich natürlich ändern". Der niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) sitzt auch im Aufsichtsrat des VW-Konzerns.

Schwache Verkaufszahlen

Audi präsentierte am Mittwoch zudem schwache Verkaufszahlen. Der Streit mit den Vertragshändlern in China macht dem Unternehmen weiter zu schaffen - allerdings nicht mehr so stark wie im Januar. Die VW-Tochter verkaufte auf dem wichtigsten Automarkt im Februar 5,8 Prozent weniger als vor einem Jahr. Weltweit sanken die Auslieferungen deshalb um 1,1 Prozent auf 125 100 Autos. Audi verkauft jedes dritte Auto in China. Stadler sagte in Ingolstadt, die Händler dort hielten sich im Moment zurück, weil der Konzern eine zweite Vertriebsschiene mit dem Partner SAIC in Schanghai eröffnet habe. Das belaste den Jahresauftakt. Vertriebschef Dietmar Voggenreiter zeigte sich zuversichtlich, dass die Verunsicherung in den nächsten Wochen beendet werde und man wieder zulege.

Für das Gesamtjahr stellte Strotbek einen neuen Bestwert bei den Auslieferungen in Aussicht. Dazu soll auch die Markteinführung des neuen Flaggschiffs A8 beitragen. Der Umsatz soll leicht steigen und die Umsatzrendite über acht Prozent bleiben.

ul/wen (dpa)