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Politik

AfD plant eigenen Newsroom

9. Februar 2018

Nach wie vor fühlt sich die AfD von vielen Medien ungerecht behandelt. Deshalb will sie künftig verstärkt eigene Inhalte produzieren. Und die sollen sich dann vor allem über die sozialen Netzwerke verbreiten.

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Screenshot Twitter Titanic feat. Alice Weidel Tweet Sperre
Bild: Twitter@titanic

Wird in den Medien zu wenig über die Alternative für Deutschland (AfD) berichtet oder gar Inhalte zensiert? Nach Ansicht von Alice Weidel, AfD-Fraktionschefin im Bundestag, wird die Partei "von vielen Medien ignoriert oder mit Fake News gezielt schlecht gemacht". Die AfD will deshalb nach Berichten des Nachrichtenmagazins Focus ihre Kommunikation künftig über ihren eigenen Newsroom steuern.

"In dem neuen Newsroom soll die Arbeit gebündelt werden und damit auch die Reichweite verbessert werden", bestätigt Daniel Tapp, persönlicher Pressereferent Weidels, gegenüber der DW. Insbesondere die Social Media Aktivitäten sollten professioneller werden.

Laut Tapp liegt die Berichterstattung in dem geplanten Newsroom schwerpunktmäßig auf parlamentarischen Initiativen und der Parlamentsarbeit der Fraktionen. "Die einzelnen Initiativen von AfD-Abgeordneten haben medial nicht so eine hohe Durchschlagskraft", sagt Tapp. Dies solle jetzt besser koordiniert werden.

Viral und radikal

Verkehrte Welt: Während die AfD ihre Inhalte in den sozialen Medien ausbauen und Themen recherchieren will, die laut Weidel "unter den Teppich gekehrt werden", können die anderen Fraktionen im Bundestag besonders bei YouTube nicht mit der AfD mithalten. Die Videos der AfD über Bundestagsdebatten mit ihren eigenen Politikern bekommen enorm viel Beachtung.

Infografik Wichtigstes Medium zur Information im Wahlkampf DEU
Im Bundestagswahlkampf informierten sich mehr AfD-Wähler übers Fernsehen als über Social-Media-Kanäle

"Die AfD schafft es, sich den Bundestag zur Bühne zu machen", schrieb die AfD-Expertin Maria Fiedler kürzlich im Berliner Tagesspiegel. Hunderttausendfach würden die aufgezeichneten Reden auf Youtube angesehen, bei Twitter geteilt und auf Facebook geliked. In dieser Gegenöffentlichkeit habe die AfD dieDeutungshoheit über das, was im Plenarsaal passiere.

Angesichts dieser Erfolgsbilanz fragen sich viele Parlamentarier, wie groß der Verbesserungsbedarf bei der Präsenz in den sozialen Medien wirklich ist. Kommentieren wollte die Initiative allerdings niemand. "Die Kommunikationsaktivitäten der Konkurrenz werden nicht kommentiert", hieß es aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. 

Expertise aus der Fraktion

Was sich genau hinter der von Alice Weidel angekündigten Medieninitiative verbirgt, ist noch nicht klar. Auch der parlamentarische Geschäftsführer und medienpolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Jürgen Braun, ließ am Freitag Rückfragen zu dem Thema unbeantwortet.

Bundestag Mitglieder der AfD-Bundestagsfraktion Baumann, Weidel, Gauland, Braun und Braun
Der AfD-Abgeordnete Jürgen Braun (rechts neben Gauland) soll beim Aufbau des AfD Newsrooms mitwirken Bild: picture alliance/dpa/B. von Jutrczenka

Es gilt allerdings als sicher, dass der TV-Journalist und Kommunikationsberater Braun einer der führenden Köpfe der Medieninitiative sein wird. "Herr Braun wird nicht ganz unbeteiligt sein", hieß es aus dem Büro des AfD-Politikers aus dem württembergischen Waiblingen.

Ich talke, also bin ich

Wer nicht in den Medien vorkommt, ist nicht präsent - das wusste schon Ex-Kanzler Gerhard Schröder (1998 – 2005). Zu Beginn seiner Regierungszeit erklärte er damals salopp: "Zum Regieren brauche ich BILD, BamS und Glotze". Es scheint, als ob dieses Motto auch für die AfD gölte. 

Auch Medienwissenschaftler Bernd Gäbler hat trotz der Grundsatzkritik der AfD an den Medien eine gewisse Sehnsucht nach Präsenz in Schlagzeilen und TV-Studios ausgemacht. So habe der Bundesvorsitzende Jörg Meuthen im vergangenen Jahr mit einer Klage gedroht, um öfter in Talkshows eingeladen zu werden.

"So eine Klage heißt natürlich, dass das Eigenleben der Medien, die redaktionelle Freiheit bedroht werden soll", sagte Gäbler in einem Interview mit dem Deutschlandfunk im August 2017. Die AfD sei "strukturell anti-pluralistisch".