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Weltwirtschaftsforum

25. Januar 2012

Davos ist in den kommenden Tagen wieder Treffpunkt für Eliten aus Politik und Wirtschaft. Zu den 1600 Topmanagern gesellen sich 40 Staats- und Regierungschefs. Erstmals dürfen Kritiker im Nobel-Skiort protestieren.

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Soldat auf dem Dach eines Hotels in Davos (Foto: AP)
Sicherheit geht beim WEF in Davos über allesBild: dapd

Mühsam schiebt sich der Schneepflug durch die verschneite Talstraße unweit des Davoser Kongresszentrums. Letzte Vorbereitungen werden getroffen für die knapp 3.000 Teilnehmer, die in diesem Jahr zum Weltwirtschaftsforum nach Davos kommen. Seit 1968 hat es in der kleinen Schweizer Stadt nicht mehr soviel geschneit wie in den vergangenen Wochen - und es hört nicht auf. Alle Geräte sind im Einsatz, aber so richtig frei werden Straßen und Wege nicht.

Ausnahmezustand allethalben

In der kleinen Stadt mit ihren 13.000 Einwohnern, die mit dem Slogan "höchst gelegene Stadt Europas" wirbt, herrscht Ausnahmezustand. Sicherheitskräfte sperren Straßen und Wege, die öffentlichen Busse müssen Umwege fahren. "Wer jetzt einen Elektriker sucht, der bekommt keinen", erzählt Hansruedi Bertschinger. "Alle müssen warten, bis das WEF vorbei ist, denn das geht vor." Der 55-Jährige vermietet Ferienwohnungen. Die Nachfrage ist groß: Während des Weltwirtschaftsforums könnte er jede Wohnung drei- oder vierfach vermieten. Die Preise sind entsprechend. Eine einfach ausgestattete Ferienwohnung mit zwei Schlafzimmern kostet 7000 Schweizer Franken, das sind rund 5.400 Euro. Und das ist noch recht günstig. Einige Chalets gehen für 100.000 Franken (77.000 Euro) die Woche weg. Mindestaufenthalt fünf Nächte, tageweise kann gar nicht gemietet werden. Hotelzimmer gibt es schon seit vielen Monaten nicht mehr. Die Davoser profitieren vom Weltwirtschaftsforum und nur wenige murren, wenn sie mit dem Auto im Stau stehen oder der Weg zu ihrem Stammcafe als Sicherheitszone deklariert ist.

Logo des WEF an einer Glastür (Fot: AP)
Wichtige Debatten meist hinter verschlossen Türen - das ist DavosBild: AP

Premiere für Kritiker

"The great Transformation – Shaping new models", ist das Thema des diesjährigen Weltwirtschaftsforums. Klaus Schwab, der das Treffen 1971 gegründet hatte und nach wie vor dessen Präsident ist, spricht angesichts der Schuldenkrise und der bedrohlichen Lage der Weltwirtschaft von einem "globalen Burnout-Syndrom". In Davos soll entsprechend auch über Alternativen zum stark angelsächsisch geprägten Kapitalismus diskutiert werden. Das führt zu einer Premiere in der Geschichte des WEF: Die "Occupy"- Bewegung durfte in Davos ein Iglu-Dorf aufbauen und will hier auf ihre Kritik am herrschenden System aufmerksam machen.

Davos versinkt im Schnee (Foto: DW / Michael Wetzel)
Davos: So viel Schnee wie zuletzt 1968Bild: DW

Reichlich Themen

Mit großer Aufmerksamkeit wird die Eröffnungsrede von Bundeskanzlerin Angela Merkel am Mittwochabend (25.01.2012) erwartet. Die deutsche Wirtschaftspolitik scheint erfolgreich trotz oder gerade wegen der Schuldenbremse. Andere Länder favorisieren dagegen Wachstum auf Pump und stehen jetzt vor einem Desaster. Dennoch wird das deutsche Modell nur mit Respekt betrachtet, nicht aber mit Sympathie: Denn ob es für andere Länder übertragbar ist, wird bezweifelt. Vielleicht geht der Weg ja doch über defizitfinanzierte Konjunkturprogramme, sprich über neue Schulden? Viel Stoff für Diskussionen ist auf jeden Fall da. George Soros, der Milliardär, der einst als Spekulant das britische Pfund zu Fall brachte, wurde schon in einem einfachen Davoser Restaurant gesichtet. Am Mittwoch lädt er selbst zum Lunch und gibt seine Einschätzung zur Eurokrise. Doch zunächst muss weiter Schnee geschippt werden, damit die Teilnehmer überhaupt in Davos ankommen.

Angela Merkel auf dem WEF 2011 (Foto: AP)
Angela Merkel wird die Eröffnungsrede haltenBild: AP

Autorin: Manuela Kasper-Claridge, z. Zt. Davos
Redaktion: Henrik Böhme