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Politik

Rekord bei Corona-Neuinfektionen

5. November 2021

Die Gesundheitsämter melden wieder einen Höchstwert an Neuinfektionen - das Robert Koch-Institut verschärft seine Risikobewertung. Gesundheitsminister Jens Spahn kommt in der Pandemie mit einem neuen Vorstoß.

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Deutschland München | Fußgängerzone
Dicht gedrängt und viele Menschen ohne Maske - die Fußgängerzone in München (Archivbild) Bild: Sven Hoppe/dpa/picture alliance

Mit 37.120 Corona-Neuinfektionen binnen eines Tages gibt es den zweiten Tag in Folge einen Rekord - so viele neue Fälle innerhalb von 24 Stunden registrierte das Robert Koch-Institut (RKI) noch nie im Verlauf der Pandemie in Deutschland. Laut RKI sind es 12.452 Positiv-Tests mehr als am Freitag vor einer Woche. Die Sieben-Tage-Inzidenz steigt auf 169,9 von 154,5 am Donnerstag. Der Wert gibt an, wie viele Menschen je 100.000 Einwohner sich in den vergangenen sieben Tagen mit dem Coronavirus infiziert haben. 154 Menschen starben im Zusammenhang mit COVID-19.

RKI bezeichnet aktuelle Entwicklung als sehr besorgniserregend

Angesichts der steigenden Zahlen änderte das RKI für unvollständig und nicht Geimpfte die Risikobewertung von "hoch" auf "sehr hoch", wie aus dem neuen Wochenbericht hervorgeht. Für vollständig gegen das Coronavirus Geimpfte wird die Gefährdung als "ansteigend" eingeschätzt. Noch vor einer Woche war das Risiko für Geimpfte als "moderat" beschrieben worden. Das RKI weist zugleich darauf hin, alle hierzulande verfügbaren Impfstoffe schützten "nach derzeitigem Erkenntnisstand bei vollständiger Impfung wirksam vor einer schweren Erkrankung".

Weiter schreibt das RKI, wenn Maßnahmen wie Masken, Abstand, Verringern von Kontakten und Lüften nicht rasch die Zahl der Ansteckungen senkten, sei eine weitere Zunahme schwerer Erkrankungen und Todesfälle zu befürchten. Auch könnten in diesem Fall die Behandlungskapazitäten der Intensivstationen überschritten werden.

Gesundheitsministerkonferenz
In Lindau am Bodensee tagen die Gesundheitsminister von Bund und Ländern Bild: picture alliance/dpa

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern suchen derzeit bei ihrer Konferenz in der bayerischen Stadt Lindau weiter nach einer gemeinsamen Linie in der Pandemie. Die vierte Welle sei mit voller Wucht da, warnte Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek, der den Vorsitz bei dem Treffen am Bodensee hat.

Jens Spahn, geschäftsführender Gesundheitsminister
Gesundheitsminister Jens Spahn drängt auf eine Testpflicht in Gesundheitseinrichtungen Bild: Markus Schreiber/picture alliance/AP

Der geschäftsführende Ressortchef Jens Spahn macht sich für eine Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen stark. Er werde dafür werben, "dass wir eine Testpflicht in Alten- und Pflegeheimen per Bundesgesetz einführen", sagte der CDU-Politiker in der ARD. Es sei ihm unverständlich, dass Menschen, die mit Kranken und Pflegebedürftigen arbeiten, wenn sie sich selbst nicht impfen lassen, "diese ja auch unnötig ein Stück ins Risiko bringen".

Beim Thema "allgemeine Impfpflicht" sei er dagegen "sehr zurückhaltend", sagte Spahn. Zur Begründung verwies er auf "große Spannungen" innerhalb der Gesellschaft bei diesem Themenkomplex.

Umstrittene Corona-Regeln in Deutschland

Private Pflegeeinrichtungen gegen Impfpflicht 

Private Pflege- und Altenheime lehnen eine Corona-Impfpflicht für ihre Mitarbeiter nachdrücklich ab. "Für eine Verpflichtung zur Impfung gibt es keine rechtliche Grundlage", sagte der Präsident des Bundesverbandes privater Anbieter sozialer Dienste, Bernd Meurer, dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Die aktuelle Diskussion um eine Impfpflicht für Pflegekräfte lenke davon ab, dass versäumt worden sei, die sogenannten Booster-Impfungen schnell und flächendeckend umzusetzen, "wie wir es seit Wochen fordern", so Meurer.

Impfpass mit Eintrag der Corona-Impfungen
Impfpass mit dem Eintrag der Corona-Impfungen Bild: Wolfgang Kumm/dpa/picture alliance

Mit den Auffrischungsimpfungen befassen sich auch die Gesundheitsminister. Spahn fordert hier ein höheres Tempo. Nach eigenen Angaben einigte er sich am Donnerstag mit Ärzteverbänden darauf, die Booster-Impfung allen anzubieten, deren zweite Corona-Impfung sechs Monate oder mehr zurückliegt. Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt bislang eine Auffrischungsimpfung für Risikogruppen und diejenigen, die 70 Jahre und älter sind.

Kostenlose Tests zur Überprüfung der Immunität gefordert 

Patientenschützer fordern angesichts der rasant steigenden Corona-Inzidenzen ein Anrecht der Bürger auf kostenlose medizinische Kontrolle ihrer Immunität gegen das Virus. "Ein gesetzlicher Anspruch für alle Versicherten zur Überprüfung des Immunstatus ist überfällig. Das kann auch viele Impfskeptiker überzeugen", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Die dafür notwendige Blutuntersuchung wird derzeit nicht von den gesetzlichen Krankenkassen getragen. Darüber hinaus bemängelte Brysch das Fehlen medizinischer Grenzwerte, "ab wann eine dritte Impfung notwendig ist".

se/ww (dpa, rtr, afp, kna, epd, rki)