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Rekordversuch unter Laborbedingungen

Stefan Nestler mit sid, dpa
5. Mai 2017

Drei afrikanische Stars sollen die Distanz von 42,195 Kilometern erstmals unter zwei Stunden laufen. Der Sportartikel-Hersteller Nike überlässt bei dem von ihm inszenierten Rekordversuch nichts dem Zufall.

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Kipchoge 2016 beim Zieleinlauf des London Marathons. Foto: Reuters
Olympiasieger Eliud Kipchoge stellte seine bisherige Bestzeit 2016 beim London-Marathon aufBild: Reuters/P.Childs

Eines muss man dem Sportartikel-Konzern Nike lassen: "Breaking2" - der Versuch, die Marathon-Strecke erstmals in einer Zeit unter zwei Stunden zu laufen - ist eine perfekt eingefädelte Marketingaktion. Schon im Vorfeld wird heftig über das Projekt diskutiert. Damit hat das Unternehmen bereits die erwünschten Schlagzeilen, bevor die drei Läufer am Samstag um 5.45 Uhr MESZ überhaupt auf den Formel-1-Kurs in Monza in Italien gestartet sind. Marathon-Olympiasieger Eliud Kipchoge aus Kenia (Bestzeit: 2:03:05 Stunden), der frühere Vizeweltmeister Lelisa Desisa aus Äthiopien (2:04:45) und Zersenay Tadese aus Eritrea, mit 58:23 Minuten Weltrekordler im Halbmarathon, sind die drei Nike-Athleten, die die Zwei-Stunden-Marke knacken sollen. Der bisherige Weltrekord über die 42,195-Kilometer-Distanz liegt bei 2:02:57 Stunden, aufgestellt hat ihn der Kenianer Dennis Kimetto 2014 beim Berlin-Marathon.

Wechselnde Tempomacher

Mag sein, dass die drei Marathonis es damit ins Guinness-Buch der Rekorde schaffen, ganz sicher jedoch nicht in die Rekordlisten des Leichtathletik-Weltverbands IAAF. Der Versuch findet nämlich quasi unter Laborbedingungen statt. Die 2,4 Kilometer-Runde auf der Formel-1-Strecke ist topfeben und windgeschützt. Sollten die Wetterbedingungen nur ein wenig vom Ideal abweichen - etwa wenn es doch windet oder regnet - wird der Start verschoben. Kipchoge, Desisa und Tadese laufen hinter einem Führungsfahrzeug und damit in dessen Windschatten.

Rennstrecke in Monza. Foto: dpa-pa
Die Formel-1-Rennstrecke in Monza: Hier steigt der Marathon-RekordversuchBild: picture-alliance/LAT/S. Etherington

Gleich 18 "Hasen", sprich Tempomacher, darunter der frühere Weltmeister über 1500 und 5000 Meter, Bernard Lagat aus den USA, sorgen in sechs Gruppen dafür, dass das Trio die Geschwindigkeit hochhält.

Kipchoge: "Ich schaffe es!"

1:59:59 Stunden über die Marathon-Distanz bedeuten einen Kilometer-Schnitt von 2:50 Minuten - fünf Sekunden schneller als Kimetto bei seinem Weltrekord - oder einen 100-Meter-Schnitt von 17 Sekunden, und das 422 Mal hintereinander. "Ich werde konstant schnell rennen, immer dasselbe Tempo. Aber ich schaue nicht, wie lange ich es aushalten kann, sondern ich schaffe es! Bis ins Ziel!", sagte der 32 Jahre alte Olympiasieger Kipchoge dem Lauf-Magazin "Spiridon". "Ich bin zu 100 Prozent überzeugt." Kipchoge und Co. werden speziell entwickelte Laufschuhe tragen und unterwegs aus Begleitfahrzeugen mit Elektrolyt-Getränken versorgt. Dopingtests sind nicht vorgeschrieben, da es sich nicht um ein reguläres Rennen, sondern eine Privatveranstaltung von Nike handelt. Zuschauer sind nicht zugelassen, aber der Lauf wird per Live-Stream auf der Facebook-Seite und dem Twitter-Account des Konzerns übertragen. "Breaking2" ist eben eine perfekt inszenierte Marketingaktion.

DW Kommentarbild Stefan Nestler
Stefan Nestler Redakteur und Reporter