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Religionsführer engagieren sich für Versöhnung

Heiner Kiesel31. März 2014

Drei prominente Religionsführer aus der Zentralafrikanischen Republik demonstrieren Einigkeit. Ihr Land sei von Politikern ins Chaos gestürzt worden. Jetzt wollen sie gemeinsam aktiv werden.

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Evangelikaler, Muslim und Katholik: die zentralafrikanischen Geistlichen Nicolás Guérékoyame-Gbangou, Omar Kobine Layama, und Dieudonné Nzapalainga in Berlin (Foto: AFP)
Evangelikaler, Muslim und Katholik: die zentralafrikanischen Geistlichen Nicolás Guérékoyame-Gbangou, Omar Kobine Layama und Dieudonné Nzapalainga in BerlinBild: Johannes Eisele/AFP/Getty Images

In der Zentralafrikanischen Republik sind seit einem Putsch im März 2013 Tausende ermordet worden und ein Viertel der Fünf-Millionen-Bevölkerung ist auf der Flucht. Es sei ein Konflikt zwischen Muslimen und Christen, heißt es immer wieder. "Das stimmt aber nicht, sondern man instrumentalisiert die Religion für politische Ziele", betont Dieudonné Nzapalainga, katholischer Erzbischof der Hauptstadt Bangui und Vorsitzender der Zentralafrikanischen Bischofskonferenz. "Es erfüllt uns mit Kummer zu sehen, wie unsere Gläubigen den politischen Führern nachlaufen." Zusammen mit Pastor Nicolás Guérékoyame-Gbangou, dem Präsidenten der Evangelischen Allianz, und Imam Omar Kobine Layama, dem Präsidenten des Islamischen Rates, fordert er bei Gesprächen in Washington, Rom und nun auch in Berlin verstärkte internationale Anstrengungen für sein Land. Es sei höchste Zeit einzugreifen, so Nzapalainga. "Wir bitten darum, Blauhelme zu entsenden, damit die Ordnung und die öffentliche Verwaltung wiederhergestellt werden können."

Entschiedenes Militäraufgebot gefordert

Vor ihrem Besuch in Deutschland haben die drei Geistlichen den UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon aufgefordert, den "Abstieg in die Hölle" ihres Landes aufzuhalten. Erzbischof Nzapalainga sieht die derzeitigen internationalen Missionen am Ende ihrer Kapazitäten. Dabei handelt es sich um ein Kontingent der Afrikanischen Union mit 6000 Mann und die 2000 französischen Soldaten der Operation Sangaris. Die Religionsführer schätzen, dass 15.000 bis 18.000 zusätzliche Soldaten nötig sind, um die Zentralafrikanische Republik zu stabilisieren. Die staatliche Gewalt beschränke sich derzeit auf einen Teil der Hauptstadt Bangui, habe aber praktisch keinen Einfluss auf das Hinterland. "Es gibt inzwischen ein ernsthaftes Problem mit der Versorgung, weil die Felder seit zwei Jahren kaum noch bewirtschaftet werden", sagt Imam Layama. In den Flüchtlingslagern seien schon Kinder verhungert.

Französische Truppen in Zentralafrika (Foto: dpa)
Französische Truppen sichern einen Vorort von BanguiBild: picture-alliance/dpa/ECPAD

Die inzwischen beschlossene Entsendung einer EU-Militärmission mit 1000 Soldaten begrüßten die drei Vertreter der Religionsgemeinschaften leicht verhalten. "Wir sind optimistisch, was diese Mission angeht und immerhin muss man berücksichtigen, dass lange Zeit von nur 500 Mann die Rede war", sagt Pastor Guérékoyama-Gbangou. Der evangelische Geistliche erwartet logistische Unterstützung aus Deutschland. Die afrikanischen Einheiten würden zu Fuß zu ihren Einsatzorten gehen müssen und kommunizierten untereinander mit Mobiltelefonen. "Wir bitten die deutsche Regierung, hier zu helfen." Es sei auch dringend notwendig, dass Deutschland seine diplomatischen Beziehungen zur Zentralafrikanischen Republik wieder aufnehme, damit es die Entwicklungen unmittelbar mitbekomme. Die Geistlichen führen in Berlin Gespräche - unter anderem im Auswärtigen Amt und mit Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Aussöhnung an der Basis

Schon vor der Unabhängigkeit des Landes von Frankreich (1960) habe das friedliche Zusammenleben zwischen den religiösen Gruppen die Zentralafrikanische Republik gekennzeichnet, beschreibt Imam Layama. "Das ist in den vergangenen Monaten zusammengebrochen und wir wollen dieses Zusammenleben wiederherstellen." Um einer Versöhnung den Weg zu bahnen, wollen die Religionsgemeinschaften Emissäre für Dialog und Frieden bis in die einzelnen Dörfer aussenden. Nach den bisher sieben Staatsstreichen sei die Aussöhnung der Gesellschaft immer als politischer Prozess betrieben worden und das habe nicht funktioniert. "Wir möchten dafür sorgen, dass die Bevölkerung diesmal am Prozess der Aussöhnung beteiligt wird", so der Imam. Wahrheit und Gerechtigkeit seien die Voraussetzung für eine Versöhnung, fügt sein evangelischer Begleiter Nzapalainga hinzu. "Sonst bleiben immer Hass und der Wunsch nach Rache zurück."

Flüchtlinge aus der Zentralafrikanischen Republik (Foto: Reuters)
Hunderttausende sind auf der FluchtBild: Reuters