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Pressefreiheit für Olympia 2014

7. Oktober 2013

In vier Monaten wird die Sportwelt sehr genau ins russische Sotschi zu den Olympischen Winterspielen blicken. Schon jetzt kritisieren Menschenrechtler Verstöße Russlands - zum Beispiel gegen die Pressefreiheit.

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Präsident Wladimir Putin eröffnet den Fackel-Lauf in Sotschi. Er hält eine Fackel, mit der er das olympische Feuer entzündet hat (Foto: Aleksey Nikolskyi/RIA Novosti)
Bild: picture-alliance/dpa

KARRUSSEL: Russland: kritische Journalisten haben's schwer

Die Organisation Reporter ohne Grenzen (ROG) wirft Russland vor, eine freie Berichterstattung rund um die Olympischen Winterspiele in Sotschi zu verhindern. "Die systematische Unterdrückung unabhängiger Stimmen in russischen Medien steht in krassem Widerspruch zum Image eines modernen und offenen Landes, als das sich Russland zu den Winterspielen in Sotschi präsentieren will", sagte ROG-Geschäftsführer Christian Mihr in Berlin. Er appellierte an die Programmverantwortlichen der deutschen Rundfunkanstalten, in der Sotschi-Berichterstattung kritische Themen wie Korruption, Umweltzerstörung und die Ausbeutung von Gastarbeitern zu behandeln.

Portrait des "Reporter ohne Grenzen"-Geschäftsführers Christian Mihr (Foto: ROG/Günther)
Christian Mihr, Geschäftsführer der Organisation "Reporter ohne Grenzen"Bild: ROG/Günther

Die Organisation veröffentlichte in Berlin eine Studie mit dem Titel "Der Kreml auf allen Kanälen". Darin wird beklagt, dass kremltreue Reporter sich häufig eine Selbstzensur auferlegen. Nur etwa ein Prozent der Bevölkerung habe Zugang zu regierungskritischen Medien. Das habe eine Studie der Autorin Ulrike Gruska gezeigt, die Interviews mit rund 30 Journalisten und Experten aus Russland geführt hat.

Regierungskritische Journalisten

Reporter ohne Grenzen veröffentlichte die Studie zum siebten Jahrestag der Ermordung der kremlkritischen Reporterin Anna Politkowskaja. Die Journalistin der Zeitung "Nowaja Gaseta" war am 7. Oktober 2006 vor ihrer Moskauer Wohnung erschossen worden. Freunde und Hinterbliebene enthüllten zur Erinnerung am Gebäude der "Nowaja Gaseta" eine Gedenktafel. Aufgeklärt ist das Verbrechen bis heute nicht.

Portrait der ermoderteten kremlkritischen Journalistin Anna Politkowskaja (Foto: dpa)
Die kremlkritische Journalistin Anna Politkowskaja wurde erschossenBild: picture-alliance/dpa

Seit dem Amtsantritt Wladimir Putins im Jahr 2000 hat der Kreml laut ROG die landesweiten Fernsehsender wieder weitgehend unter seine Kontrolle gebracht und durch gezielte Personalpolitik kritische Journalisten aus den Redaktionen gedrängt. Reporter ohne Grenzen zählt Putin zu den größten Feinden der Pressefreiheit weltweit. Auf der Rangliste der Organisation belegt Russland Platz 148 von 179 Ländern.

Alternativer Fackellauf

Human Rights Watch (HRW) machte unterdessen mit einem "alternativen Fackellauf" auf Menschenrechtsverletzungen in Russland aufmerksam.Die Organisation berichtet im Internet über schwere Verstöße in 39 Städten, durch welche die olympische Fackel getragen werden soll. Beispiele sind unter anderem die umstrittenen Strafprozesse gegen die kremlkritische Punkband Pussy Riot und den Oppositionspolitiker Alexej Nawalny.

KARRUSSEL: Russland: kritische Journalisten haben's schwer

Derweil startete auch der offizielle Fackellauf durch Russland. Es ist der längste Staffellauf in der Olympia-Geschichte: die 1,5 Kilogramm schwere Fackel aus Aluminium wird in den kommenden vier Monaten rund 65.000 Kilometer durch Russland zurücklegen. "Der Fackellauf beweist das ganze Maß der Identität und Schönheit Russlands, den Reichtum seiner Natur und die Einzigartigkeit seiner Kultur", sagte Kremlchef Wladimir Putin am Vortag beim Empfang des Olympischen Feuers.

Die Olympischen Spiele beginnen am 7. Februar im Schwarzmeerkurort Sotschi und dauern bis zum 23. Februar 2014.

nem/kle (dpa, KNA, epd)