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Riad weist Vorwürfe aus Teheran zurück

27. September 2015

Nach der Katastrophe bei der Mekka-Wallfahrt machen sich die Erzrivalen Saudi-Arabien und Iran gegenseitig Vorwürfe. Die Zahl der Todesopfer nach der Massenpanik ist erneut gestiegen.

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Tausende Iraner protestieren gegen den Iran und die USA und fordern auf ihren Plakaten eine schnelle Aufklärung des Unglücks. (Foto: AFP PHOTO / ATTA KENARE)
Nachdem bei der Massenpanik in Mina 136 Iraner starben, wächst Irans Protest an Saudi ArabienBild: Getty Images/AFP/A. Kenare

Der iranische Präsident Hassan Rohani hat eine Untersuchung der tödlichen Massenpanik bei der muslimischen Pilgerfahrt Hadsch in Saudi-Arabien gefordert. Bei einer Rede vor den Vereinten Nationen in New York sprach Rohani von einem "herzzerreißenden" Unglück. Den Verletzten müsse nun schnell geholfen und die Ursachen des Unglücks aufgeklärt werden.

Irans geistliches Oberhaupt Ayatollah Ali Chamenei hat eine Entschuldigung von Saudi-Arabien gefordert. "Die saudiarabische Führung muss sich, statt den Ball zurückzuwerfen, bei der muslimischen Gemeinschaft und den trauernden Familien entschuldigen, ihre Verantwortung für dieses furchtbare Unglück akzeptieren und ihre Aufgaben erfüllen", sagte Chamenei laut der Nachrichtenagentur Irna.

Ein Profil des iranischen Präsidenten Hassan Rohani (Foto: Daniel Bockwoldt/dpa)
Fordert schnelle Aufklärung des Hadsch-Unglücks: Irans Präsident Hassan RohaniBild: picture-alliance/dpa/D. Bockwoldt

Irans Außenminister Mohammed Dschawad Sarif kritisierte derweil in einem Fernsehinterview mangelnde Kooperation der saudiarabischen Behörden nach dem Unglück. Auch der iranische Generalstaatsanwalt Ebrahim Raeisi äußerte Kritik und sagte, der Vorfall sei "nicht nur Inkompetenz, sondern ein Verbrechen". Der Iran wirft Saudi-Arabien zu lasche Sicherheitsvorkehrungen am Rande des Hadsch vor.

Saudi-Arabien weist Vorwürfe zurück

Saudi-Arabien hat die Vorwürfe des Iran dementiert. "Ich denke, dass die Iraner Besseres tun sollten als eine Tragödie, die Menschen bei der Ausübung ihrer heiligsten religiösen Pflicht traf, politisch auszuschlachten", sagte Außenminister Adel al-Dschubeir, der sich anlässlich der Generaldebatte der UN-Vollversammlung ebenfalls in New York aufhielt. Die Kritik Teherans wies er bei einem Treffen mit seinem US-Kollegen John Kerry zurück. Saudi-Arabien habe die Lage im Griff, sagte der Außenminister. Riad informiere über die Fakten, wenn sie bekannt seien. "Wir werden nichts zurückhalten. Wenn Fehler gemacht wurden, werden die Verantwortlichen zur Rechenschaft gezogen", sagte al-Dschubeir. Saudi-Arabien habe viel Erfahrung mit der Organisation des Hadsch. Sein Land werde aus der Tragödie lernen und sicherstellen, dass so etwas nicht wieder geschehe. Er hoffe, dass die iranischen Verantwortlichen mit Blick auf die Opfer "sensibler und rücksichtsvoller" seien und das Ergebnis der Ermittlungen abwarteten.

Neue Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Pilger

Bei der Massenpanik in Mina nahe Mekka waren am Donnerstag nach neuesten Angaben des saudischen Gesundheitsministeriums mindestens 769 Menschen ums Leben gekommen - zuvor hatte die offizielle Zahl bei 717 gelegen. Die Zahl der Verletzten stieg nach Angaben des Gesundheitsministeriums in Riad auf 934. Unter den Todesopfern sind mindestens 136 Iraner. Nach iranischen Angaben werden zudem noch 344 iranische Pilger vermisst. Zwischen den rivalisierenden Nachbarländern herrschen bereits wegen des Konflikts im Jemen Spannungen. Riad wirft Teheran die Unterstützung der schiitischen Huthi-Rebellen vor, gegen die eine Militärkoalition unter saudiarabischer Führung Luftangriffe fliegt.

Der Hadsch ist das weltweit größte muslimische Pilgerereignis. Gemäß dem Koran muss jeder Muslim, der gesund ist und es sich leisten kann, einmal im Leben zur heiligsten Stätte des Islam in Mekka pilgern. Das Massengedränge hatte sich während der symbolischen Teufelssteinigung in Mina ereignet, bei der Pilger Kieselsteine auf drei Säulen werfen, die den Teufel symbolisieren. Am Samstag, dem letzten Tag des Hadsch, war eine erhöhte Zahl an Sicherheitskräften in Mina und Mekka im Einsatz. Nach Angaben des Zivilschutzes sollten sie die Pilger bei ihren letzten Ritualen zu schützen und neues Gedränge durch Menschen, die womöglich in großer Eile abreisen wollen, verhindern. In diesem Jahr sind mehr als zwei Millionen Muslime an den Geburtsort des Propheten Mohammed gepilgert, darunter 1,4 Millionen Gläubige aus anderen Ländern.

pab/as (afp, dpa, rtr)