Gedenkstätte zeigt Ausstellung über Fluchthilfe
22. August 2014Gefälschte Pässe, Zeichnungen für einen Tunnelbau, Stasi-Berichte über Spitzel, die Fluchtpläne verrieten, ein umgebauter Cadillac - all das ist in der Ausstellung "Risiko Freiheit" zu sehen. Eröffnet wird sie am Freitag (22.08.2014) in der Gedenkstätte Marienfelde in Berlin. Erwartet werden mehrere einstige Fluchthelfer, darunter der heutige Botschafter Deutschlands in Moskau, Rüdiger von Fritsch. Er verhalf 1974 drei Jugendlichen zur Flucht über Bulgarien in die Türkei. In der Ausstellung zu sehen sind unter anderem die dabei verwendeten falschen Ausweise sowie das Fälscherbesteck des heutigen Diplomaten.
Kurz vor dem 25. Jahrestag des Mauerfalls beleuchtet die Ausstellung die Zeit vom Bau der Mauer 1961 bis zu den Massenfluchten von DDR-Bürgern im Herbst 1989. Nach Schätzungen verließen zwischen vier und fünf Millionen Menschen die DDR in den 40 Jahren ihrer Existenz seit 1949. Der Bau der Berliner Mauer am 13. August 1961 stoppte den großen Flüchtlingsstrom, dennoch gelang es weiterhin Menschen, die Grenzanlagen zu überwinden. Insgesamt schafften es 960.000 Übersiedler in den Westen, 235.000 von ihnen ohne Genehmigung als sogennante "Republikflüchtlinge".
Ausstellungen über Fluchthilfe hat es auch in der Vergangenheit gegeben - eine der bekanntesten ist die Dauerausstellung im Mauermuseum am Checkpoint Charlie - auch hier können Besucher ein umgebautes Auto sehen, in dem DDR-Bürger über die Grenze geschleust wurden. Die Gedenkstätte Marienfelde kombiniert die historischen Objekte nun aber mit multimedialen Angeboten und sorgt damit nach Aussage der Gedenkstättenleiterin und Kuratorin Maria Nooke, für "die erste umfassende Sonderschau zu Fluchthilfe von westlicher Seite für DDR-Bürger".
So rekonstruiert die Ausstellung neben legendären Hilfsaktionen wie dem Bau des "Tunnel 57", den West-Berliner in die DDR hinein gruben und damit Anfang Oktober 1964 insgesamt 57 Ost-Berlinern zur Flucht verhalfen, auch weniger bekannte Routen. Die ersten Helfer waren West-Berliner Studenten. Danach folgten professionelle Helfer, die sich ihre Dienste häufig hoch bezahlen ließen. "Es galt: Je teurer, desto sicherer", so Kuratorin Nooke.
Wen die DDR-Staatsicherheit als "Menschenhändler" fasste oder wer verraten wurde, musste mit jahrelangem Knast rechnen. Die Ausstellung endet dennoch mit mutigen Helfern. Sie zeigten DDR-Bürgern im Sommer 1989, wie die Botschaft der Bundesrepublik in Warschau zu erreichen war oder wie man über die Grenze nach Österreich kam. Wenige Wochen später fiel die Mauer.
sh/jb (dpa,epd)