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Besorgniserregender CO2-Rekord

Irene Quaile13. Mai 2013

Die Treibhausgase in der Luft haben mit über 400 ppm eine symbolische Schwelle überschritten. Forscher fürchten, dass sich einige Folgen des Klimawandels damit nicht mehr rückgängig machen lassen.

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Rauch und Dampf steigt am Donnerstag (30.09.2009) aus den Kühltürmen und Schornsteinen des RWE-Braunkohlekraftwerks Niederaußem bei Bergheim. Die Staatengemeinschaft trifft sich vom 7. bis 18. Dezember 2009 zur Weltklimakonferenz in der dänischen Hauptstadt Koepenhagen zum abschließenden Verhandlungsmarathon für ein neues Weltklimaabkommen. Ziel ist die Senkung des Treibhausgases Kohlendioxid (CO2), das maßgeblich Ursache der Erderwärmung ist. Foto: Oliver Berg dpa/lnw +++(c) dpa - Report+++
RWE-Braunkohlekraftwerk bei BergheimBild: picture alliance/dpa

Die Kohlendioxid-Belastung (CO2) der Erdatmosphäre ist in den letzten zehn Jahren konstant gestiegen - um rund zwei ppm (CO2-Moleküle pro einer Millionen Luftteilchen) im Jahr. Dieser Anstieg sorgte nun für einen besorgniserregenden Rekord: Nach Angaben der US-Behörde für Wetter- und Ozeanografiebehörde NOAA wurde erstmals ein durchschnittlicher Tagesspitzenwert von über 400 ppm gemessen.

Einen solch hohen CO2-Gehalt in der Atmosphäre gab es nach Annahme der Wissenschaftler zuletzt vor mehr als zehn Millionen Jahren, erklärte Michael Menn, Leiter des Earth System Science Center an der Penn State University, gegenüber der Nachrichtenagentur AFP. Zu dieser Zeit sei es auf der Erde viel heißer gewesen und der Meeresspiegel hätte dutzende Meter über dem heutigen gelegen.

Mehr CO2 = Klimaerwärmung

Die Zahl löste bei Wissenschaftlern Besorgnis aus. Der CO2-Gehalt der Atmosphäre gilt als Schlüsselindikator für die Entwicklung des Weltklimas: Wissenschaftler haben errechnet, dass die Zahl 400 ppm nicht übertroffen werden darf, wenn die Menschheit auch nur eine 80-prozentige Chance haben soll, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Pieter Tans, Leiter des Teams für die Erfassung der Treibhausgasemissionen bei NOAA, erklärte der Nachrichtenagentur Associated Press, dass die Chancen, den Temperaturanstieg auf zwei Grad zu begrenzen, rapide schwinden würden.

Techniker überprüft CO2-Messungen im Labor auf der Forschungsstation, Foto: Irene Quaile Aufgenommen: Spitzbergen, Ny Alesund, 2007
Rund um die Welt wird die CO2-Konzentration gemessenBild: DW/I. Quaile

Die Klimaforschung geht davon aus, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen der Anzahl der Kohlendioxidmoleküle, den sogenannten CO2-Emissionen, in der Atmosphäre und der Erdtemperatur gibt: Das CO2 speichert die Wärme. Diese kann deshalb nicht mehr ins All entweichen - der sogenannte Treibhauseffekt. Auch deshalb habe sich die Erde seit dem 19. Jahrhundert um rund 0,8 Grad erwärmt, so der Weltklimarat.

Für die Wissenschaftler der NOAA ist der Anstieg der CO2-Konzentration ganz klar auf menschliche Aktivitäten - vor allem die Verbrennung fossiler Energieträger - zurückzuführen. 2012 erreichte die Verbrennung von Kohle weltweit eine Rekordhöhe.

Klimahinweise aus der Vergangenheit

Die ersten akkuraten Messungen der CO2-Konzentration in der Atmosphäre wurden 1958 auf Mauna Loa, Hawaii gemacht. Damals stand der Wert bei 319 ppm. Seitdem entnehmen jede Woche Wissenschaftler und Freiwillige an über 60 Standorten rund um die Welt Luftproben und schicken sie nach Colorado ins Labor der NOAA. An sechs Observatorien wird zusätzlich täglich der CO2-Gehalt gemessen.

Die NOAA-Forschungsstation in Barrow (Alaska)
Bei der NOAA-Forschungsstation in Barrow, Alaska wurden kurzzeitig schon einmal 400 ppm gemessenBild: NOAA

Generell variiert der CO2-Anteil je nach Jahreszeit mit den Wachstumszyklen der Pflanzen: Denn wenn die Blätter wachsen, binden die Pflanzen mehr CO2. Trotzdem zeigen die Messungen einen klaren Trend nach oben. Anfang der 60er-Jahre stieg die CO2-Konzentration nach Angaben von NOAA um circa 0,7 ppm jährlich. In den vergangenen zehn Jahren waren es schon rund zwei ppm pro Jahr.

Wissenschaftler haben die Treibhausgas-Konzentration der vergangenen 800.000 Jahre anhand von Luftbläschen rekonstruiert, die in Eisbohrkernen in der Antarktis eingeschlossenen waren. Nach diesen Erkenntnissen lag die Konzentration vor der industriellen Revolution nie über 300 ppm. Eine in diesen Tagen in der Zeitschrift Science veröffentliche Studie bestätigt, dass die globalen Temperaturen zurzeit höher sind als in den letzten 4000 Jahren.

Um den Anstieg der Temperatur auf maximal zwei Grad Celsius zu begrenzen, wie von der internationalen Gemeinschaft angepeilt, dürfte die CO2-Konzentration nach Berechnungen des Weltklimarats demnach höchstens 445 ppm erreichen. Falls dieser Schwellenwert überschritten wird, können bestimmte Kippelemente nicht mehr vermieden werden. Das heißt, dass beispielsweise der sogenannte Permafrostboden, also Dauerfrostboden, in Sibirien, Alaska und Nordkanada auftauen könnte. Dadurch könnte sich wiederum das extrem aggressive Treibhausgas Methan freisetzen und negativ aufs Klima einwirken - das Grönlandeis würde schneller abschmelzen, was zu einem bedrohlichen Anstieg des Meeresspiegels führen würde.