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Politik

RKI drängt auf Reduzierung von Kontakten

12. November 2021

Wegen der "sehr besorgniserregenden" Entwicklung der Corona-Zahlen in Deutschland hat das Robert Koch-Institut einen dringenden Rat an alle Bürger formuliert - auch an geimpfte. Kommt bald ein neuerlicher Lockdown?

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Karnevalsauftakt - Köln
Das Gegenteil von Kontaktreduzierung: Karnevalsauftakt am 11.11.2021 in KölnBild: Thomas Banneyer/dpa/picture alliance

Das Robert Koch-Institut (RKI) rät "dringend dazu, größere Veranstaltungen möglichst abzusagen oder zu meiden, aber auch alle anderen nicht notwendigen Kontakte zu reduzieren". Sofern diese "nicht gemieden werden können, sollte man unabhängig vom Impf- oder Genesenenstatus vorher einen Test machen und die Corona-Warn-App nutzen", heißt es im jüngsten Wochenbericht des RKI.

Auch Geimpfte und Genesene sollten Masken tragen, Abstand halten und Räume, in denen mehrere Menschen sind, regelmäßig lüften, betont das Robert Koch-Institut. Bei Atemwegserkrankungen wie etwa Schnupfen oder Husten sei es für alle Menschen, auch geimpfte, "unbedingt erforderlich", daheim zu bleiben, zudem jedoch einen Hausarzt zu kontaktieren und dort einen PCR-Test machen zu lassen.

Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland - die Zahl der registrierten Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb einer Woche - wurde vom RKI am Freitagmorgen mit 263,7 angegeben. Damit erreichte der Wert einen neuen Höchststand seit Pandemiebeginn. Am Vortag hatte er bei 249,1 gelegen. 

Impfpflicht würde Deutschland "zerreißen"

Trotz der stark steigenden Infektionszahlen in der vierten Corona-Welle hält der geschäftsführende Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) eine allgemeine Impfpflicht in Deutschland für nicht durchsetzbar. "Das würde unser Land zerreißen", sagte er dem "Spiegel". Auch eine Impfpflicht für Pflegekräfte will er nicht befürworten. Er habe "die Sorge, dass wir mit zu viel Druck viele Pflegekräfte verlieren könnten", führte Spahn aus. Allerdings sei er dafür, die Beschäftigten in der Pflege täglichen COVID-19-Tests zu unterziehen.

Deutschland Coronavirus PK Jens Spahn
Nach wie vor gegen eine Impfpflicht: Jens SpahnBild: Michael Kappeler/dpa/picture alliance

Am Donnerstag hatte sich der Deutsche Ethikrat für die rasche Prüfung einer berufsbezogenen Impfpflicht ausgesprochen. Beschäftigte, die schwer oder chronisch Kranke sowie hochbetagte Menschen versorgen, "tragen eine besondere Verantwortung dafür, die ihnen Anvertrauten nicht zu schädigen", argumentierte das Wissenschaftlergremium.

Der renommierte Virologe Christian Drosten kritisierte die zuletzt häufig genutzte Formulierung einer "Pandemie der Ungeimpften". "Wir haben eine Pandemie, zu der alle beitragen - auch die Geimpften, wenn auch etwas weniger", sagte der Leiter der Virologie an der Berliner Charité der "Zeit". "Die Delta-Variante hat leider die Eigenschaft, sich trotz der Impfung zu verbreiten." Schon nach zwei, drei Monaten beginne der Verbreitungsschutz der Impfung abzunehmen.

"Instrumente" gegen die Katastrophe

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU), in dessen Bundesland derzeit die meisten Corona-Neuinfektionen registriert werden, schließt auch einen neuerlichen Lockdown nicht mehr aus. Die "2G"-Regel werde im Kampf gegen die aktuelle Welle nicht reichen, sagte er im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF). "Wir müssen weitere Instrumente dazusetzen." Neben der geplanten Wiedereinführung kostenloser Bürgertests für alle halte auch er Kontaktbegrenzungen für notwendig. Andernfalls könne die jetzige Situation in einer "humanitären Katastrophe" enden.

Coronavirus - 2G in der Gastronomie
"2G": Die Regel soll Druck auf Ungeimpfte ausüben, sich impfen zu lassenBild: Jan Woitas/dpa/picture alliance

In Sachsen gilt seit Wochenbeginn die "2G"-Regel in weiten Teilen des öffentlichen Lebens. Das heißt, nur Geimpfte und Genesene haben Zutritt etwa zu Innengastronomie sowie Freizeit- und Kultureinrichtungen. Andere Bundesländer wollen ebenfalls auf "2G" setzen.

"Schulbetrieb hat eindeutig Priorität"

Die Diskussion um eine Verschärfung von Corona-Schutzmaßnahmen ruft zunehmend Fachmediziner auf den Plan: "Eine erneute Schulschließung, gar in der Fläche, muss um jeden Preis verhindert werden", sagte der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), Jörg Dötsch, der "Rheinischen Post". "Der Schulbetrieb hat eindeutig Priorität vor Veranstaltungen im Freizeitbereich sowie Kultur- und Sportveranstaltungen."

Der Sprecher des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ), Jörg Maske, ergänzte: "Die Schäden, die bei Kindern durch die letzten Lockdown-Maßnahmen entstanden sind, sind jetzt schon ausufernd und kaum noch aufholbar - medizinisch, sozialpolitisch und auch pädagogisch."

wa/bru (dpa, epd, kna)