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Robben krönt die Bayern

Andreas Sten-Ziemons25. Mai 2013

Borussia Dortmund ist über weite Strecken der Partie die bessere Mannschaft, doch ein Treffer des Niederländers kurz vor Ende bringt Bayern München den lange ersehnten Champions-League-Sieg.

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Bayern Münchens Arjen Robben feiert sein Tor zum 2:1 (Foto: REUTERS/Stefan Wermuth)
Bild: Reuters

2010 haben sie verloren, 2012 gingen sie sogar auf heimischem Platz als geknickter Verlierer vom Platz, nun aber, bei der dritten Finalteilnahme innerhalb der vergangenen vier Jahre hat es endlich geklappt: Der FC Bayern München ist neuer Champions-League-Sieger. Mit 2:1 (0:0) setzte sich der deutsche Meister gegen Borussia Dortmund durch.

Ein großer Sieg, mit dem der FC Bayern das I-Tüpfelchen auf seine Rekordsaison setzt und zwölf Jahre nach dem Erfolg von 2001 den "Henkelpott" wieder nach München holt. Ein großer Sieg aber auch für Bayern-Coach Jupp Heynckes, der seiner erfolgreichen Karriere mit dem Titel in der Königsklasse die Krone aufsetzt.

Rot-weißer Jubel …

Unangenehme Dortmunder

Vor 86.000 Zuschauern im ausverkauften Wembley-Stadion störten die Dortmunder von Beginn an sehr früh. Sie versuchten, die Abwehrspieler der Bayern schon am eigenen Strafraum zu Ballverlusten zu zwingen. Marco Reus ersetzte den verletzten Mario Götze auf der zentral-offensiven Mittelfeldposition, Kevin Großkreutz spielte auf dem linken Flügel. Dortmund war am Drücker und kam auch zu den ersten Möglichkeiten: In der 14. Minute scheiterte Robert Lewandowski mit einem Fernschuss an Manuel Neuer, wenige Augenblicke später klärte der Bayern-Torhüter einen Drehschuss von Jakub Blaszczykowski aus kurzer Distanz. Weitere gute Chancen vergaben Reus per Weitschuss nach einem Konter (20.) und Sven Bender (22.). Schon zu diesem Zeitpunkt lautete das Eckenverhältnis 5:0 zu Gunsten des BVB.

Bayern fand überhaupt nicht ins Spiel, war ständig unter Druck und agierte ungewohnt oft mit langen Bällen in die Spitze, die nur selten einen Abnehmer fanden. Fast gar nichts zu sehen war von FCB-Spielmacher Bastian Schweinsteiger, der sich beim Aufwärmen leicht am Knöchel verletzt hatte und kurz behandelt werden musste.

Frustrierter Ribéry im Glück

Das erste – allerdings negative – Ausrufezeichen bei den Bayern setzte Franck Ribéry. Bedrängt von Lewandowski schlug er mit dem Ellenbogen um sich und traf den Polen im Gesicht.

Ribéry hätte sich über Rot nicht beschweren dürfen, der italienische Schiedsrichter Nicola Rizzoli ließ den Franzosen aber gänzlich unverwarnt davonkommen. Eine unnötige Frustaktion von Ribéry und gleichzeitig ein Weckruf für seine Mitspieler: Gleich in der nächsten Aktion hatte Mario Mandzukic die erste Großchance für die Münchener, scheiterte mit seinem Kopfball aber an BVB-Keeper Roman Weidenfeller (27.). Wenig später war Weidenfeller erneut auf dem Posten, als er im Eins-gegen-eins gegen Arjen Robben Sieger blieb (29.).

Franck Ribéry trifft Robert Lewandowski mit dem Ellenbogen im Gesicht (Foto: REUTERS/Eddie Keogh)
Erster Treffer für die Bayern - Franck Ribérys Ellenbogen landet im Gesicht von Robert LewandowskiBild: Reuters

Dass auch sein Gegenüber Neuer diese Disziplin beherrscht, bewies der Bayern-Torwart in der 35. Minute gegen Lewandowski. Das Spiel wogte nun hin und her mit Möglichkeiten auf beiden Seiten. Kurz vor dem Pausenpfiff rettete erneut Weidenfeller in höchster Not gegen Robben (43.). Eine chancenreiche und intensive erste Halbzeit endete torlos.

Partie mit offenem Visier

Auch nach dem Seitenwechsel hielten beide Teams das Tempo hoch und versuchten, mit schnellem Kurzpassspiel vor das gegnerische Tor zu kommen. Chancen blieben in der ersten Viertelstunde des zweiten Durchgangs aber Mangelware, bis schließlich doch der Knoten platzte: Ribéry zog auf der linken Seite drei BVB-Verteidiger auf sich und steckte den Ball durch auf den freien Robben. Der Niederländer umkurvte Weidenfeller und schob das Leder weiter zum freistehenden Mandzukic. Aus kurzer Distanz hatte der Kroate keine Mühe zum 1:0 zu vollstrecken (60.).

Grenzenloser Jubel in Rot und Weiß – allerdings nur acht Minuten lang, dann durften die Schwarz-Gelben inklusive des verletzten Götze auf der Tribüne jubeln: Dante wollte klären, trat aber am Ball vorbei und brachte Reus mit dieser ungeschickten Abwehr-Aktion im Strafraum zu Fall. Ein klarer Elfmeter, den Ilkay Gündogan unbeeindruckt ins untere rechte Eck zum 1:1 verwandelte (68.).

Mario Mandzukic jubelt mit den Händen an den Ohren (Foto: REUTERS/Eddie Keogh)
Der Knoten ist geplatzt: Mandzukic macht das 1:0, doch entschieden ist das Spiel noch lange nichtBild: Reuters

Jetzt war es ein Spiel auf Messers Schneide: Erst klärte Ribéry im eigenen Sechzehner gegen den einschussbereiten Lewandowski, im direkten Gegenzug kratzte BVB-Innenverteidiger Neven Subotic den Ball vor dem heraneilenden Robben noch von der Linie (71.). Fünf Minuten später hielt Weidenfeller sein Team ein weiteres Mal im Spiel, als er einen Gewaltschuss von David Alaba wegboxen konnte. Unnötige Aktionen Teil zwei: Nachdem er beim Ellenbogenschlag von Ribéry noch das Opfer war, trat Lewandowski nach einem Zweikampf mit Jérôme Boateng dem am Boden liegenden Bayern-Verteidiger auf den Knöchel. Auch dieses Vergehen blieb ungesühnt.

Vier Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit hatte dann auch Schweinsteiger seinen ersten Auftritt, Weidenfeller parierte dessen Schuss aus 16 Metern aber glänzend. Doch nachdem der BVB-Keeper serienweise harte Schüsse geklärt hatte, war es ausgerechnet ein Kullerball, der die Entscheidung brachte: Robben lief mit Schwung in den Strafraum, wurde von Ribéry bedient und gab dem Ball kurz vor dem herauseilenden Weidenfeller noch einen leichten, aber entscheidenden Stups mit. Das Leder rollte am machtlosen Dortmunder Schlussmann vorbei zum 2:1 ins Netz (89.).

Endlich, endlich, endlich!!!

Wer sehen konnte, wie groß der Jubel nach dem Abpfiff war, der konnte nachempfinden, welcher Druck von den Schultern der Münchener Spieler abfiel. "Es war ein enges Spiel und ein Duell auf Augenhöhe. Wir hatten viele Chancen, Dortmund auch", sagte Sieg-Torschütze Robben mit glänzenden Augen. "Und dann kann ich den Ball in der letzten Minute reinschieben. Das bedeutet sehr viel. Das sind so viele Emotionen im Moment, das ist unglaublich."

Die Spieler von Bayern München werfen ihren Trainer Jupp Heynckes in die Höhe (Foto: REUTERS/Stefan Wermuth)
Verdiente Huldigung: Die Münchener feiern ihren Erfolgs-Coach Jupp HeynckesBild: Reuters

Besonders emotional wurde die Pokalübergabe: zunächst durfte Mannschaftskapitän Philipp Lahm die Silber-Trophäe in den Londoner Nachthimmel recken, dann ging der Pokal durch die Reihen der Spieler, bis er bei Trainer Heynckes ankam. Unter lauten "Jupp, Jupp, Jupp"-Rufen von Mannschaft und Fans stemmte der 68-Jährige den "Henkelpott" in die Höhe - die Krönung einer langen und erfolgreichen Karriere.

Die Bayern gewinnen im dritten Anlauf endlich den ersehnten Champions-League-Titel und können die Saison am kommenden Samstag im DFB-Pokalfinale gegen den VfB Stuttgart sogar mit dem Tripel krönen. Borussia Dortmund kehrt zwar als Verlierer in die Heimat zurück, kann dies aber dennoch erhobenen Hauptes tun. Der BVB war das Überraschungsteam in dieser Champions-League-Saison. Die Dortmunder gewannen alle Heimspiele und setzten sich dabei gegen namhafte Gegner wie Ajax Amsterdam, Manchester City und Real Madrid durch. Nur der momentan unschlagbare FC Bayern München war eben an diesem Abend im Londoner Wembley-Stadion stärker - und selbst hier war der BVB lange Zeit die bessere Mannschaft.