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RKI: "Corona-Entwicklung ist sehr beunruhigend"

28. Juli 2020

Der Chef des Robert Koch-Instituts warnt: "Die ganze Welt ist mitten in der Pandemie." Auch in Deutschland drohe nach einer ruhigen Phase eine Trendumkehr. Denn die Menschen seien nachlässig geworden.

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Der Leiter des deutschen Robert-Koch-Instituts (RKI), Lothar Wieler, gibt eine Pressekonferenz zur aktuellen Corona-Lage in Deutschland
RKI-Chef Lothar WielerBild: picture-alliance/dpa/AFP/T. Schwarz

Angesichts steigender Corona-Infektionszahlen zeigt sich das Robert Koch-Institut (RKI) alarmiert. "Die neueste Entwicklung der Fallzahlen macht mir große Sorgen", sagte RKI-Präsident Lothar Wieler in Berlin. "Wir sind mitten in einer sich rasant entwickelnden Pandemie", warnte er. Das betreffe die ganze Welt.

Wieler sagte, nachdem man die Lage in Deutschland lange im Griff gehabt habe, weise der Trend auch hier wieder in die Gegenrichtung. Es drohe eine zweite Corona-Welle. Grund sei, dass viele Menschen sich nicht mehr an Hygiene- und Abstandsregeln hielten und beim Tragen des Mund-Nasen-Schutzes nachlässig würden.

Wilde Partys

Zu Tausenden wilde Partys zu feiern, sei "rücksichtslos" und "fahrlässig", so der RKI-Präsident. "Wir müssen jetzt verhindern, dass sich das Virus wieder rasant und unkontrolliert ausbreitet." Auch im Urlaub sei vernünftiges Verhalten gefragt.

Mann in weißem Schutzanzug steht an der Drive-in-Teststation in der bayerischen Gemeinde Mamming neben einem Auto
Drive-in-Teststation in der bayerischen Gemeinde MammingBild: Getty Images/AFP/C. Stache

An diesem Dienstag hatte das RKI 633 bestätigte Neuinfektionen gemeldet. In den vergangenen sieben Tagen summierte sich die Zahl auf 3611. Diese Entwicklung sei "wirklich beunruhigend", sagte Wieler.

Reisehinweise für spanische Regionen

Wegen des starken Anstiegs der Corona-Fälle in Spanien rät das Auswärtige Amt nun von touristischen Reisen in mehrere Regionen des Landes ab. Betroffen sind Katalonien mit der Metropole Barcelona und den Stränden der Costa Brava sowie die westlich davon im Landesinneren liegenden Regionen Aragón und Navarra.

Die formelle Reisewarnung, die bis zum 21. Juni in Kraft war, wurde zunächst jedoch nicht reaktiviert. Ein solcher Schritt - eine Stufe über dem Reisehinweis - hätte es Urlaubern ermöglicht, Buchungen kostenlos zu stornieren. Ebenso wurden die drei spanischen Regionen nicht zu den sogenannten Risikogebieten gezählt, nach deren Besuch sich Rückkehrer in Deutschland künftig einem Corona-Test unterziehen müssen.

Keller mit Mundschutz stehen neben leeren Tischen vor einem Restaurant in der spanischen Stadt Barcelona
Leere Tische in einem Restaurant in der spanischen Stadt BarcelonaBild: Getty Images/C. Maymo

Mit mehr als 270.000 nachgewiesenen Infektionen und mehr als 28.000 Toten ist Spanien eines der am schwersten betroffenen Länder in Europa. Großbritannien hatte am Sonntag eine zweiwöchige Quarantänepflicht für Rückkehrer aus ganz Spanien verhängt. Dies habe der spanischen Tourismusbranche "den Rest gegeben", schreibt die Tageszeitung "El País".

Insgesamt habe es im Land noch nie einen derart drastischen Einbruch am Arbeitsmarkt innerhalb eines Quartals gegeben, konstatiert das Blatt. Zuvor hatte das Nationale Statistikinstitut INE mitgeteilt, dass die Zahl der Beschäftigten in Spanien von knapp 19,7 Millionen im ersten Vierteljahr auf 18,6 Millionen im zweiten Quartal gesunken ist. Der Internationale Währungsfonds prognostiziert für dieses Jahr einen dramatischen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts um mehr als 12 Prozent. Die EU hatte zuletzt Milliardenhilfen für Spanien und andere Staaten beschlossen, die besonders unter der Pandemie leiden.

jj/ww (dpa, afp, rtr)